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10. Mai 2018 Himmelfahrt unseres Herrn Jesu Christi |
„Im 19. Jahrhundert, in dem Trennung so vielen Dingen innewohnt und selbst in Familien häufig vorkommt, besteht unsere Mission darin, zu vereinen … Seelen zu vereinen durch das Band einer echten Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu.“ Diese Worte der seligen Louise-Thérèse de Montaignac charakterisieren den Geist, der sie als Gründerin der Oblatinnen des Heiligsten Herzens Jesu bewegte. „Als Tochter der Kirche und Frau in der Kirche wollte Louise-Thérèse de Montaignac dem Herrn und der Kirche dienen, was auf eins herauskommt“, sagte der hl. Johannes-Paul II. „Beseelt von einem brennenden apostolischen Streben und bestärkt durch eine lebendige Herz-Jesu-Verehrung machte sie sich in enger Verbindung mit ihrem Bischof, den Priestern ihrer Pfarrgemeinde sowie getreuen Laien ans Werk. Sie gründete die Oblatinnen, die dazu berufen sind, durch ihre Verbundenheit untereinander Keimzellen der Einheit zu werden“ (Seligsprechungspredigt vom 4. November 1990).
Louise-Thérèse wurde am 14. Mai 1820 in Le Havre in einer tiefreligiösen Familie geboren und einen Tag danach getauft. Sie pries sich stets glücklich, Gottes Tochter zu sein, und pflegte den Jahrestag ihrer Taufe als großes Fest zu begehen.
Das ewige Leben
Papst Franziskus erinnerte am 8. Januar 2014 daran, dass die Taufe keine Formsache ist. „Sie ist ein Vorgang, der unser Sein im Innersten berührt … Durch die Taufe werden wir eingetaucht in jene unerschöpfliche Quelle des Lebens, die der Tod Jesu ist, der größte Akt der Liebe der ganzen Geschichte; und dank dieser Liebe können wir ein neues Leben führen, nicht mehr in der Gewalt des Bösen, der Sünde und des Todes, sondern in der Gemeinschaft mit Gott und mit den Brüdern … Das Datum unserer Taufe zu kennen bedeutet, ein mit Freude verbundenes Datum zu kennen. Wenn wir es nicht kennen, laufen wir Gefahr, die Erinnerung zu verlieren an das, was der Herr an uns getan hat, die Erinnerung an das Geschenk, das wir empfangen haben. Dann betrachten wir es am Ende nur als ein Ereignis, das in der Vergangenheit geschehen ist … und das daher keinen Einfluss mehr auf die Gegenwart hat. Wir müssen die Erinnerung an unsere Taufe wieder wecken. Wir sind aufgerufen, unsere Taufe jeden Tag zu leben, als gegenwärtige Wirklichkeit in unserem Dasein.“ Papst Benedikt XVI. rief uns die klassische Form des Taufrituals ins Gedächtnis: „Der Priester erfragte zunächst den von den Eltern gewählten Namen des Kindes und fragte dann weiter: Was begehrst du von der Kirche? Antwort: den Glauben. – Und was gibt dir der Glaube? Das ewige Leben. Nach diesem Dialog suchten die Eltern für das Kind den Zugang zum Glauben, die Gemeinschaft mit den Glaubenden, weil sie im Glauben den Schlüssel sahen für ‚das ewige Leben’. In der Tat, darum geht es heute wie einst bei der Taufe, beim Christwerden: nicht nur um einen Sozialisierungsakt in die Gemeinde hinein, nicht einfach um Aufnahme in die Kirche, sondern die Eltern erwarten sich für den Täufling mehr: dass ihm der Glaube, zu dem die Körperlichkeit der Kirche und ihrer Sakramente gehört, Leben schenkt – das ewige Leben“ (Enzyklika Spe salvi, 30. November 2007, Nr. 10).
Louise-Thérèse bekam von ihren Eltern, dem Schatzmeister Raymond de Montaignac de Chauvance und seiner Frau Anne de Raffin, ein für alle offenes Leben vorgelebt. Mit ihrer älteren Schwester Anna sowie ihren vier Brüdern pflegte sie eine überaus enge Beziehung. Sie war ein lebhaftes, spontanes Kind, immer in Bewegung: „Ich war dafür geschaffen, zu lieben, und hängte mein Herz bedenkenlos an alles, was gut oder unglücklich war.“ Ihr impulsiver Charakter verleitete sie zu manch einem Unfug und manch einer Dummheit, doch ihre Zutraulichkeit wirkte so entwaffnend, dass sie kaum je bestraft wurde. Sie betete gern. Einmal fand man sie nach langem Suchen schließlich zusammengekauert in einem Schrank. „Ich habe meine Gebete gesprochen“, erklärte sie. Nach dem Grund für ihr seltsames Benehmen gefragt, antwortete sie: „Das war, um dem lieben Gott nicht weh zu tun.“
1827 trat Louise zunächst in das Pensionat der Treuen Gefährtinnen Jesu in Châteauroux ein und wechselte 1828 für zwei Jahre nach Paris ins Internat des Klosters Oiseaux, das den Töchtern Unserer Lieben Frau gehörte. Das Internatsleben gefiel ihr nicht recht. Vom ersten Pensionat behielt sie vor allem die Angst vor Strafen in Erinnerung, daneben jedoch auch eine besondere Gnade, die ihr an Weihnachten zuteil wurde: Sie entdeckte beim Betrachten der Krippe das Mysterium des armen, leidenden göttlichen Kindes für sich, ließ sich von Ihm ergreifen und gewann es lieb. Im zweiten Internat war sie „so unbedacht, dass sie stets bestraft wurde und Tränen vergoss“. In der Schule „wollte sie nur lernen, wenn ihre Schulkameradinnen weiter waren als sie“. In der Kapelle bemühte sie sich zwar löblicherweise um innere Sammlung, doch ihre guten Vorsätze hielten nie lange vor. Es gab jedoch auch Erinnerungen an glückliche Tage aus diesen Jahren, in denen sich ihr Herz Gott geöffnet hatte: durch ihre Beichten, ihren vertrauensvollen Austausch mit der Mutter Oberin „Mama Sophie“ sowie durch ihre ersten Freundschaften. Da sie im Lernen kaum Fortschritte machte, nahmen ihre Eltern sie von der Schule und vertrauten sie ihrer Tante und Patin, Madame de Raffin, an. Aus der gegenseitigen Zuneigung zwischen Patentante und Patentochter erwuchs im Laufe der Jahre eine tiefe Vertrautheit. Louise lebte fünfzehn Jahre lang im Heim der Raffins, wobei sie aber den Kontakt zu ihrer eigenen Familie nie abreißen ließ.
Ein zartes kleines Mädchen
Louises Erstkommunion fand am 6. Juni 1833 statt. Das „denkbar zarteste kleine Mädchen“ verwandelte sich dabei aus ihrer Sicht in eine ernsthafte Heran-wachsende: „Von meiner Erstkommunion an stand ich stets unter dem Einfluss Gottes.“ Die Eucharistie rückte in den Mittelpunkt ihres Lebens. Ihre Tante, Madame de Raffin, war eine im Glauben gefestigte, recht energische Frau. Durch sie lernte Louise ihr natürliches Ungestüm zu zügeln, ohne dessen Dynamik zu verlieren. Sie erhielt eine solide Erziehung, wurde künstlerisch gefördert und auf ihre zukünftige Rolle als Hausherrin vorbereitet. Unter den Fittichen von Abbé Gaume (1802-1879), dem Direktor des kleinen Seminars und späteren Generalvikar der Diözese Nevers, bekam sie auch eine umfassende geistliche und dogmatische Bildung vermittelt. Sie nahm die Evangelien und Psalmen ganz in sich auf und las die Schriften der Kirchenväter sowie der hl. Theresia von Avila, die später ihre Lieblingspatronin wurde. 1837 ins Kloster Oiseaux zurückgekehrt, fand sie dort die Begeisterung für den Glauben wieder, die dieses der Verehrung des Heiligen Herzens Jesu geweihte Haus prägte, und wurde unter die Kinder Mariens aufgenommen. Die Allerseligste Jungfrau, der sie schon während ihrer Kindheit all ihren Kummer anvertraut hatte, wurde fortan ihre ständige Lehrerin.
An Weihnachten 1836 besuchte Louise-Thérèse mit ihrer Freundin Camille de Berthier die Mitternachtsmette. Beim Verlassen der Kirche murmelte letztere einen Vers aus der Apokalypse: Die Jungfrauen folgen dem Lamm, wohin es geht (Offb 14,4). Louise war tief ergriffen … Jesus folgen, wohin Er geht!… Von da an leuchtete das helle Licht des Lammes über ihre Schritte und zeichnete ihr den strahlenden Weg vor, auf dem sie Ihm folgen wollte. Am 21. November 1838 legte sie mit Abbé Gaumes Erlaubnis das Keuschheitsgelübde ab. Vier Jahre danach war Louise-Thérèse im Alter von 22 Jahren aufgrund einer Knochenkrankheit zehn Monate lang gelähmt. Ihre Tante unterstützte sie und half ihr, das Leiden zu bewältigen und zu erkennen, dass „Gottes Wille nur Liebe ist“. Nach überstandener Krankheit stellte sie Louise einmal vor die Frage: „Wenn der Herr dich fragte: ‚Willst du mit mir bis zum Tode ans Kreuz geheftet sein?’ – Würdest du ja sagen?“ – „Ja, aus ganzem Herzen“, erwiderte das junge Mädchen und lebte fortan danach, denn „die Liebe rechnet nicht, sie eifert nicht, sie strebt ohne Unterlass dem Herrn nach“.
Eine wohltätige Quelle
Kurz nach der Revolution, in einer von Skeptizismus vergifteten Welt, war der Glaube vieler Leute erschüttert. Als Reaktion darauf weihten sich viele tiefgläubige Christen dem Heiligen Herzen Jesu. Der vom Generalsuperior der Jesuiten, Pater Roothaan, verfasste Text des Weihegelübdes verbreitete sich in ganz Frankreich und wurde zur Quelle einer geistlichen Erneuerung. Madame de Raffin vollzog die Weihe 1841. Im September 1843 folgte Louise-Thérèse ihrem Beispiel. Das Gelübde war eine Antwort der Liebe auf die vom Heiligen Herzen Jesu offenbarte ursprüngliche Liebe Gottes – eine Antwort, die die ganze Persönlichkeit in den Dienst des väterlichen Plans einband. Es nahm bereits die Oblation der künftigen Oblatinnen vorweg. Vierzig Jahre später erinnerte sich Louise-Thérèse tief gerührt an diesen gesegneten Tag: „Die Weihe an das Heilige Herz wurde mein Leben; sie wurde für mich zur Quelle aller Gnaden, aller Freuden.“ Zur Wiederbelebung des Glaubens plante Madame de Raffin, einen Bund christlicher Frauen durch die Herz-Jesu-Verehrung ins Leben zu rufen. „Verstreut liegende Kohlestückchen können weder eine Flamme noch Wärme produzieren“, sagte sie. „Vereint können sie ein großes Feuer entfachen, das die Welt erhellen und wärmen kann.“ Von Anfang an beteiligte sich Louise-Thérèse an dem Projekt, und sie führte es nach dem Tod ihrer Tante 1845 weiter – in dem Bewusstsein, dass das Vorhaben vom Licht des Evangeliums inspiriert war: Feuer auf die Erde zu werfen, bin ich gekommen, und wie sehr wünschte ich, es würde schon brennen (Lk 12,49). Sie träumte vom Karmel, verzichtete jedoch auf den Eintritt ins Kloster, da Abbé Gaume ihr riet: „Ihre Berufung besteht darin, das Karmel in die Mitte der Welt zu tragen.“
Die 1848-er Revolution erschütterte Frankreich. Herr de Montaignac legte all seine Ämter nieder. Die Familie verließ Paris und zog in die Stadt Montluçon in Zentralfrankreich, aus dem sie ursprünglich stammte. Louise-Thérèse fragte sich, wie man in dieser aufstrebenden, aber von religiöser Gleichgültigkeit geprägten Stadt den Glauben beleben könne. Unter der Leitung Abbé Guilhomets, eines beherzten Priesters, waren in Montluçon bereits fest organisierte christliche Gruppen aktiv, denen sich Louise-Thérèse nun anschloss. Sie machte sich daran, die Kongregation der Kinder Mariens zu neuem Leben zu erwecken, gründete ein Waisenhaus und überredete ihre Freundinnen, den Ärmsten der Armen Religionsunterricht zu erteilen. Sie gründete ein Hilfswerk für arme Kirchen, warb eifrig für die Anbetung der heiligen Eucharistie, organisierte Einkehrtage und versuchte, das Projekt ihrer Tante, den Bund christlicher Frauen, voranzutreiben. Dank der Unterstützung ihres Bischofs und ihres Pfarrers konnten sich diese Werke nach 1854 sogar über die Grenzen der Diözese hinaus ausbreiten. In dieser Zeit erlitt Louise-Thérèse einen Rückfall: Die Knochenschmerzen in den Beinen waren von da an über 30 Jahre lang ihre ständigen Begleiter. Sie war nun behindert und konnte sich nur mit Krücken oder mit Hilfe eines Wägelchens fortbewegen. Sie brauchte fortan die ganze Kraft der Liebe, um weiterhin unermüdlich für andere zu wirken.
Der Beste aller Seelenführer
1859
lernte Louise-Thérèse den Jesuitenpater Gautrelet kennen, der 1844 das sogenannte Gebetsapostolat gegründet hatte. Angesichts der Ungeduld seiner Seminaristen, die es kaum erwarten konnten, in die Mission zu gehen, hatte er ihnen folgenden Rat gegeben: „Seien Sie schon jetzt Apostel, Gebetsapostel! Bringen Sie alles, was Sie täglich tun, zusammen mit dem Heiligen Herzen unseres Herrn Jesus Christus als Opfer dar, und zwar dafür, was Er sich wünscht: die Ausbreitung des Gottesreichs für das Heil der Seelen.“ Pater Gautrelet wurde für über 25 Jahre der geistliche Berater Louise-Thérèses. Er selbst bekannte demütig: „Ich habe großes Vertrauen in die Führung des Heiligen Geistes, des Besten aller Seelenführer!“ Noch im selben Jahr stellte er seinem Schützling Pater Ramière, den damaligen Leiter des Gebetsapostolats, vor. Louise-Thérèse schloss sich voller Begeisterung der Bewegung an, die sie als „ein hervorragendes Mittel, in die Gesellschaft vorzudringen“ betrachtete.
Bezug nehmend auf Maria und Martha, erinnerte Papst Franziskus einmal an die Notwendigkeit des Gebets: „Eines Tages lernte Martha, dass die Arbeit der Gastfreundschaft, so wichtig sie auch ist, nicht alles ist, sondern dass dem Herrn zuzuhören, wie Maria es tat, das wirklich Wesentliche war, ‚das Bessere’ der Zeit … Haben wir das Evangelium im Haus? Schlagen wir es manchmal auf, um gemeinsam darin zu lesen? Denken wir darüber nach, wenn wir den Rosenkranz beten? Das Evangelium, das in der Familie gelesen und betrachtet wird, ist gleichsam ein gutes Brot, das das Herz aller nährt. Und morgens und abends und wenn wir uns zu Tisch setzen, wollen wir lernen, gemeinsam ein ganz einfaches Gebet zu sprechen: Es ist Jesus, der zu uns kommt, wie er in die Familie von Martha, Maria und Lazarus ging“ (26. August 2015).
Anfang der 1860-er Jahre nahm Louise-Thérèse die Errichtung einer Kapelle in Montluçon in Angriff, „um stets an die Liebe des Herzens Jesu zu erinnern“. Sie wurde am 31. Mai 1864 eingeweiht und diente später als Hauskapelle für den Bund christlicher Frauen. Aus diesem Bund ging 1874 die Fromme Union der Oblatinnen des Heiligsten Herzens Jesu mit einer eigenen, vom Bischof von Moulins anerkannten Regel hervor. Es folgten fruchtbare Jahre. Die Zahl der Frauen, die sich dem Herzen Jesu weihten, wuchs. Im Dezember 1875 wurde Louise-Thérèse zur Generalsekretärin des Gebetsapostolats ernannt. Ihr Briefwechsel mit nahezu 1800 erhaltenen Briefen beweist, wie gut ihre Beziehungen zu allen waren. Aus dem Austausch entstanden immer wieder feste Freundschaften: „Die heilige Theresia von Avila hat ihre Freunde innig geliebt; das hat mich stets ermutigt, meine Freunde ebenfalls sehr zu lieben.“
Zwei unterschiedliche Wege
In Montluçon hatte Louise-Thérèse eine erste kleine Gruppe von Gleichgesinnten um sich, mit denen sie ein Leben des Gebets sowie ein offenes Haus führte. Die Kapelle diente als Zentrum für Exerzitien und spirituelle Begegnungen. So entstand allmählich eine erste Gemeinschaft. Bald wurde auch ein Haus in Paray-le-Monial gegründet, es folgte ein weiteres in Paris. Zu Beginn der 1880-er Jahre nahm das Institut endgültig Gestalt an: Die Frauen, die Gott und ihrem Nächsten dienen wollten, konnten zwischen zwei unterschiedlichen Wegen der Oblation wählen. Die einen, ob verheiratet oder unverheiratet, verblieben in ihrem gewohnten Lebensumfeld und versuchten, ihre familiären Verpflichtungen mit den verschiedensten Formen des Apostolats zu vereinbaren. Sie schlossen sich zu sogenannten „Reunionen“ zusammen, d.h. sie trafen sich regelmäßig, um gemeinsam zu beten und Nächstenliebe zu praktizieren; das waren die „weltlichen Oblatinnen“. Die anderen legten nach dem Vorbild Louise-Thérèses Ordensgelübde ab und lebten in Gemeinschaften; ihre Häuser waren Zentren des Gebets und dienten vorzugsweise dem geistlichen „Auftanken“ der weltlichen Oblatinnen. Jedes Haus betreute auch ein oder mehrere wohltätige Werke.
Am 17. Mai 1880 wurde Louise-Thérèse zur General-oberin gewählt. Ihre Aufgabe bestand darin, für „Einheit im Geiste und in den Bestrebungen, für Freiheit in den Werken und im Vorgehen, sowohl auf kollektiver wie auf individueller Ebene“ zu sorgen. Das Generalkapitel der Oblatinnen definierte die Mission des Instituts so: „Die Menschen eng miteinander verbinden durch das Band einer wahren Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu und sie dazu anstiften, zu beten, zu sühnen, sich zusammen mit Ihm aufzuopfern und ihre Liebe im Üben wohltätiger Werke, die seinen Ruhm mehren sollen, zum Ausdruck zu bringen.“ – „Unser Gesetz par excellence ist das hohepriesterliche Gebet Jesu“, sagte sie, wie es in Kapitel 17 des Johannesevangeliums steht: Vater, bewahre sie in deinem Namen …, auf dass sie eins seien wie wir. Am 4. Oktober 1881 wurde das Institut von Papst Leo XIII. anerkannt. Es wurden mehrere neue Häuser gegründet: in Lyon, Montélimar …
In den letzten Jahren ihres Lebens erlebte Louise-Thérèse eine noch größere Nähe zum Herrn und widmete sich in vielfältiger Weise dem Dienst der Anderen, obwohl sie ja an ihren Sessel bzw. an ihr Krankenlager gefesselt war. „Wenn ich all die Arbeit sehe, die der Herr für mich bereithält, möchte ich alles tun, alles unternehmen“, sagte sie frohgemut. In Montluçon schlossen sich viele neue Mitglieder der Gemeinschaft an. Louise-Thérèse war die Ausbildung ihrer Töchter wichtiger als alles, denn diesen falle künftig die Aufgabe zu, alles, was sie empfangen haben, weiterzugeben – ganz wie in einer Familie. So ermahnte der hl. Johannes-Paul II. die Eltern: „Den Glauben, den ihr von euren Eltern empfangen habt, an eure Kinder weiterzugeben, ist eure wichtigste Aufgabe und euer größtes Vorrecht. Die Familie müsste die erste Schule des Glaubens, die erste Schule des Gebets sein“ (Irland, 1. Oktober 1979).
Keine Schranke
Louise-Thérèse lud die Oblatinnen zu einem regelmäßigen, innigen und liebevollen Austausch mit Gott ein. „Gott muss der Atemhauch unserer Seele sein … Wahre Kontemplation besteht darin, seinen Geist und sein Herz mit Jesus zu vereinen, wie Er zu sprechen, zu handeln, zu denken. Welches Leben soll aktiver und zugleich kontemplativer sein als seines? Immer mit dem Vater vereint sein: Das ist unser Vorbild, unser einziger Leitfaden … Wozu ist es gut, ein Vorbild zu betrachten, wenn man nicht die Kraft aufbringt, ihm nachzueifern? Der aktive Mensch zieht Konsequenzen aus dem Gebet, er lässt die Erleuchtung wirken, die er empfangen hat. Er arbeitet, indem er betet, sich demütigt, sich selbst opfert; das ist die wahre Umsetzung des Lebens Jesu.“ Die Bildung, die sie vermittelte, war ganz auf die Freiheit der Liebe ausgerichtet: „Zwischen Jesus und der Oblatin gibt es keine Schranke. Jede Seele geht dorthin, wohin der Geist sie führt, ihr einziger Wegweiser ist die Liebe.“ So solle jede Oblatin Respekt zeigen und bedenken, was sie sei und was Gott von ihr wolle. Das Ja zu Gott setze allerdings grenzenlose Demut voraus: „Die Liebe stirbt dort, wo es keine Demut gibt.“
Weihnachten war für Louise-Thérèse jedes Jahr ein großer Moment. Kurz vor dem Fest im Jahre 1882 lud sie die Jüngste der Oblatinnen ein, dem Kind zu folgen, „das uns an seine Krippe ruft, um uns zum Kalvarienberg zu führen … Können wir Ihm widerstehen? Es zeigt sich immer als Erlöser. Seien wir es auch – zusammen mit Ihm, als seine kleinsten Jüngerinnen.“ Diese Worte schließen das ganze Leben Louise-Thérèses in sich ein. Von der Person Jesu im Mysterium seiner Menschwerdung ergriffen, begab sie sich ganz in seine Hand, damit Er in ihr lebe und seine Mission in ihr fortführe. Durch das geduldige Ertragen ihrer schmerzhaften Krankheit, das ihr kaum eine Atempause ließ, vereinte sie sich immer enger mit dem Erlöser in seiner Passion. Am 27. Juni 1885 starb sie, voller Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit und mit den Worten auf den Lippen, mit denen sie auf den an ihrem Bett gefallenen Namen Jesu reagierte: „Mein Ein und Alles!“ Das Institut erlebte einen raschen Aufschwung. Die ersten Gründungen im Ausland (Portugal 1887, El Salvador und Polen 1894, Nicaragua 1903) gingen auf die Initiative der weltlichen Oblatinnen zurück. Heute ist die Gemeinschaft auch in Belgien, Südamerika und Afrika fest verwurzelt.
„Bitten wir die selige Louise-Thérèse von Montaignac de Chauvance, sie möge uns helfen, die Liebe des Heiligen Herzens Jesu zu erkennen und sie den Menschen immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, wie sie es in ihrem Leben so gut zu tun wusste“ (hl. Johannes-Paul II).