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19. April 1997
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Eines Tages brachte man Kinder zu Jesus, jenseits des Jordans, daß er sie berühre. Die Jünger aber verwiesen es ihnen. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sprach zu Ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht; denn für solche ist das Gottesreich (Evangelium nach Markus, 10). Jesus, der die Daseinsform der Kindheit teilen wollte, hat immer eine außerordentliche Zuneigung für die Kinder gezeigt. Er macht ihnen gern auserwählte Gnadengaben zum Geschenk, wie er es bei María del Carmen (im allgemeinen Mari Carmen genannt) González-Valerio y Sáenz de Heredia, einer Dienerin Gottes, getan hat. Am 12. Januar 1996 erkannte Papst Johannes-Paul II. die Heldenhaftigkeit der Tugenden dieses Kindes an, das 9 Jahre und 4 Monate auf unserer Erde gelebt hatte, indem er ihm den Titel ,,Ehrwürdig" zuerkannte.
Eine quelle der kraft
Mari Carmen wird am 14. März 1930 als zweites von fünf Kindern in Madrid geboren. Sie erkrankt unmittelbar nach ihrer Geburt so schwer, daß man sie unverzüglich tauft. Der liebe Gott wollte nicht warten, um in ihrer Seele die Erbsünde zu tilgen, sie mit seiner Gnade zu bereichern und sie so zu seinem Kinde zu machen. Mit sechs Jahren geht sie zur Erstkommunion. Das Datum dafür wird auf Bitten ihrer Mutter vorverlegt: ,,Ich war überzeugt", sagt diese, ,,daß Spanien und insbesondere unsere Familie bald eine sehr schwere Zeit durchzumachen hatten. Man sah, daß sich eine religiöse Verfolgung vorbereitete, und ich wollte, daß Mari Carmen vorher ihre Erstkommunion begehe". - ,,Die Erstkommunion ist zweifellos eine unvergeßliche Begegnung mit Jesus; an diesen Tag sollte man sich als einen der schönsten im Leben erinnern. Die von Christus am Vorabend seiner Passion während des letzten Abendmahles eingesetzte Eucharistie ist ein Sakrament des Neuen Bundes, sie ist sogar das Größte der Sakramente. Der Herr macht sich darin in den Gestalten des Brotes und des Weines zur Nahrung für die Seelen. Die Kinder empfangen dieses Sakrament zum ersten Mal im Rahmen einer Feier - namentlich der Erstkommunion - und sind eingeladen, es hinfort so oft wie möglich zu empfangen, um in einer engen freundschaftlichen Beziehung mit Jesus zu verbleiben... In der Geschichte der Kirche war die Eucharistie für viele Kinder eine Quelle geistiger Kraft, manchmal sogar des Heldentums" (Johannes-Paul II., Brief an die Kinder, 21. November 1994). Aus diesem Grunde erlaubte und förderte der heilige Papst Pius X. den Empfang der heiligen Kommunion vom Erwachen der Vernunft an. Mari Carmen kam diese Gunst sehr zugute, wie ihre Mutter bezeugt: ,,Ihre Heiligung begann wirklich nach ihrer Erstkommunion". Und bei einer Kommunion wird sie sich Gott ganz als Opfer darbringen.
Am 15. August 1936, im Anfang des spanischen Bürgerkrieges, wird ihr Vater von kommunistischen Milizen festgenommen. Er sagt noch zu seiner Frau: ,,Die Kinder sind zu klein, sie verstehen nicht. Du wirst ihnen später sagen, daß ihr Vater sein Leben für Gott und für Spanien hingegeben hat, damit sie in einem katholischen Spanien erzogen werden können, wo der Kruzifix in allen Schulen herrscht". Kurz danach wird er ermordet. Beim Tode ihres Mannes befindet sich Frau González-Valerio selbst in sehr großer Gefahr, wegen ihres christlichen Glaubens getötet zu werden. Sie flüchtet in die belgische Botschaft, während die Kinder bei einer Tante Aufnahme finden. Im Februar 1937 kommt das Gerücht auf, daß die fünf Kinder wie so viele andere in die UdSSR geschickt werden sollen, um dort im Geiste des Marxismus erzogen zu werden. Daraufhin willigt der Botschafter ein, sie trotz des Platzmangels in der Botschaft aufzunehmen.
Eine dem menschen eigene würde
Mari Carmen zeigt sich sehr bemüht, ihrer Mutter viel zu helfen, bleibt jedoch dabei ein ,,sehr kindliches Kind". Und doch zeichnet sie sich durch eine bis in kleine, damals unbedeutend erscheinende Details praktizierte Schamhaftigkeit aus: ,,Eines Tages", berichtet Frau González-Valerio, ,,sollte sie zu einem Kinderfest gehen. Ich hatte ihr ein ausgeschnittenes, ärmelloses Kleidchen angezogen und sie sehr gebeten, es nicht zu zerknittern. Da sah ich, daß sie eine Jacke darüber gezogen hatte. Ich ärgerte mich und schimpfte sie aus. Sie sagte weinend, sie würde in diesem Kleid nicht ausgehen. Meine Mutter, die diesem Drama beiwohnte, nahm mich beiseite und sagte mir, ich hätte nicht das Recht, die Schamgefühle, die sie in dem Kind bereits bemerkt hatte, zu ersticken und ich würde Gott gegenüber Rechenschaft über die Erziehung ablegen müssen, die ich diesem Kinde gab. So ist Mari Carmen mit ihrer Jacke zu dem Fest gegangen." Die Großmutter hatte recht: ,,Diese instinktive Scham kommt von Gott".
Diese besondere, von Gott eingegebene Empfindlichkeit erklärt das Verhalten Mari Carmens unter Umständen, die für andere Kinder keine Bedeutung haben. Mit zwei Jahren läßt sie sich nicht vor ihrem um ein Jahr älteren Bruder, der im Zimmer ist und sich nicht um sie kümmert, ausziehen. Im Sommer leidet sie so darunter, zum Strand zu gehen, daß man sie im Garten des Hauses spielen lassen muß. ,,In diesem Augenblick begann ich zu verstehen", sagt ihre Mutter, ,,daß im Benehmen meiner Tochter etwas Außergewöhnliches war".
Diese leidenschaftliche Liebe zur Schamhaftigkeit kommt von einer sehr lebendigen Erleuchtung, die Gott ihr in bezug auf die Größe und Zerbrechlichkeit der Tugend der Keuschheit geschenkt hat. Die göttliche Vorsehung wollte so unserer Zeit der Ungezwungenheit ein sehr hochstehendes Vorbild geben. Der Katechismus der Katholischen Kirche lenkt unsere Aufmerksamkeit in die gleiche Richtung, wenn er von der Schamhaftigkeit spricht: ,,Die Schamhaftigkeit wahrt den Intimbereich des Menschen. Sie weigert sich, zu enthüllen, was verborgen bleiben soll. Sie ist auf die Keuschheit hingeordnet, deren Feingefühl sie bezeugt. Sie lenkt Blicke und Gesten entsprechend der Würde der Menschen und ihrer Verbundenheit. Die Schamhaftigkeit schützt das Geheimnis der Personen und ihrer Liebe. Sie lädt zu Geduld und Mäßigung in der Liebesbeziehung ein; sie verlangt, daß die Bedingungen der endgültigen Bindung und wechselseitigen Hingabe von Mann und Frau erfüllt seien. Zur Schamhaftigkeit gehört auch Bescheidenheit. Sie beeinflußt die Wahl der Kleidung. Wo sie die Gefahr einer ungesunden Neigung vermutet, gebietet sie Schweigen und Zurückhaltung. Sie wahrt Diskretion.
,,Es gibt eine Schamhaftigkeit der Gefühle wie des Körpers. Sie erhebt z.B. Einspruch gegen die ,voyeuristische` Ausbeutung des menschlichen Körpers in gewissen Reklamen ... Die Schamhaftigkeit regt zu einer Lebensweise an, die den Zwängen der Mode und dem Druck vorherrschender Ideologien widersteht. Die Ausdrucksformen der Schamhaftigkeit sind von Kultur zu Kultur verschieden. Überall wohnt ihnen jedoch die Ahnung einer dem Menschen eigenen geistigen Würde inne. Sie entsteht durch das Erwachen des personalen Bewußtseins. Kinder und Jugendliche zur Schamhaftigkeit erziehen heißt, Achtung vor der menschlichen Person zu wecken" (2521-2524). In einer Instruktion vom 8. Dezember 1995 erhebt der Pontifikalrat für die Familie seine Stimme gegen bestimmte, in der heutigen Gesellschaft verbreitete Tendenzen zur Schamlosigkeit: ,,Selbst wenn sie gesellschaftlich akzeptiert sind, gibt es Arten des Sprechens und des Sich Kleidens, die moralisch unrichtig sind und eine Art Banalisierung der Sexualität darstellen, indem sie diese zu einem Konsumgegenstand herabwürdigen. Die Eltern müssen ihren Kindern also den Wert der christlichen Bescheidenheit, einer nüchternen Bekleidung und der notwendigen Freiheit Moden gegenüber vermitteln, allesamt Merkmale einer reifen männlichen oder weiblichen Persönlichkeit".
Eine nacht im hotel
Mari Carmen zeichnet sich auch in der Barmherzigkeit gegen die Armen aus. Wenn einer von ihnen klingelt und sie die Tür aufmacht, so gibt sie ihm zunächst all ihre kleinen Ersparnisse und sagt dann: ,,Jetzt klingeln Sie nochmal, damit Mama Ihnen etwas gibt". Für die Personen, die ihrer Mutter helfen, hat sie ein gar nicht altersgemäßes Zartgefühl übrig: ,,Wir gaben Mari Carmen Geld, damit sie sich Spielzeug kaufe", berichtet die Großmutter, ,,doch sie schenkte es ihrer Amme weiter, damit diese ihren Kindern Spielzeug kaufen konnte, und redete ihr zu, weder der Mutter noch mir etwas zu sagen."
Die Frömmigkeit Mari Carmens äußert sich sehr früh. Schon im Alter von vier oder fünf Jahren betet sie im Familienkreise den Rosenkranz vor und kann die Litaneien der Allerseligsten Jungfrau auswendig aufsagen. Wie die heilige Therese von Lisieux läßt sie sich einen ,,Rosenkranz der Übungen" verfertigen, auf dem sie ihre tugendhaften Akte zählt. In entsprechender Weise widmet sie sich der von Ignatius von Loyola vorgelegten ,,besonderen Prüfung" der Tugenden und Verfehlungen.
Als sie eines Tages ihre Mutter von häuslichen Sorgen überwältigt sieht, sagt sie zu ihr: ,,Mama, du kümmerst dich zuviel um die irdischen Dinge. Du sollst mehr beten. Wir sind nur vorübergehend auf der Erde." - ,,Meine kleine Tochter, ich muß mich um das Haus kümmern." - ,,Mama, dein Haus ist der Himmel. Mama, wenn du auf Reisen bist und die Nacht in einem Hotel zubringst, kümmerst du dich nicht darum, das Zimmer zu verschönern oder ein Photo von Papa aufzustellen. Eine Nacht verbringt man, wie man kann. Siehst du, Mama, so ist das Leben, so sind wir in dieser Welt."
Mari Carmen bringt dem Herzen Jesu gern kleine Opfer dar. Ihr Religionslehrer berichtet: ,,Als ich die Kinder auf die Beichte vorbereitete, konnte ich auf ihrem Gesicht ihren Abscheu vor der Sünde und ihre Anstrengung lesen, einen vollkommenen Akt der Reue zu vollbringen". All ihre Handlungen entspringen trotz ihres kindlichen Alters ihrer Vertrautheit mit Gott wie einer tiefen Quelle.
Ein geheimnis und eine opfergabe
Mari Carmen hat ihre Geheimnisse. Auf ihr Heft der ,,Taten" schreibt sie dreimal: ,,Persönlich". Sie bittet oft um ihren Schulranzen, der einen Kalender enthält, in welchen sie folgende nur von ihr selbst verstandenen Worte geschrieben hat: ,,Ich habe mich in der Pfarrkirche des Guten Hirten Gott hingegeben, 6. April 1939". Sie schreibt auch: ,,Man hat meinen armen Vater getötet". Und auf einer der letzten Seiten steht: ,,Es lebe Spanien! Es lebe der Christkönig!!!" - der Schrei, der von den Märtyrern des Krieges im Augenblick des Todes ausgestoßen wurde. Daneben: ,,Für Papa, 7. Mai 1939 - Ganz und gar persönlich". Sie sagt zu ihrer Krankenschwester: ,,Mein Vater ist als Märtyrer gestorben, arme Mama, und ich sterbe als Opfer".
Ihr Onkel Xavier erklärt: ,,Mari Carmen wollte die Bekehrung der Sünder; das beweist die Tatsache, daß sie die Leiden ihrer Krankheit und ihres Todes für Azaña, den Präsidenten des republikanischen Spaniens, darbot, der das Symbol der religiösen Verfolgung verkörperte und dessen Instrument die Mörder ihres Vaters waren". - ,,Mama, wird Azaña in den Himmel kommen?" fragt sie. - ,,Wenn du dich opferst und für ihn betest, ja, dann wird er gerettet". Mari Carmen hat wohl verstanden. Manchmal sagt sie zu ihrer Tante: ,,Tante Fifa, beten wir für Papa und für alle, die ihn getötet haben". Das Gebet von Kindern besitzt eine besondere Wirkung auf das Herz unseres Herrn: ,,Der Erlöser der Menschheit scheint mit ihnen die Sorge für die anderen, für die Eltern und für die Spielkameraden, Jungen und Mädchen, zu teilen. Er wartet wirklich auf ihr Gebet! Welche unermeßliche Macht das Gebet der Kinder hat! Es wird zum Vorbild selbst für die Erwachsenen: Mit einem schlichten und vollkommenen Vertrauen beten, heißt, beten, wie die Kinder zu beten wissen" (Johannes-Paul II., Brief an die Kinder, 21. November 1994).
Azaña wird am 3. November 1940 in Exil in Südfrankreich sterben. Nach dem schriftlichen Zeugnis von Bischof Théas, der ihm in diesem Augenblick geistlichen Beistand leistete, empfing Azaña trotz seiner Umgebung das Sakrament der Buße sowie die Letzte Ölung und den vollkommenen Ablaß in vollkommener Klarheit und starb sanft in der Liebe Gottes und in der Hoffnung, Ihn zu schauen. Er wußte nicht, daß sein Weg sich mit dem eines kleinen Mädchens von 9 Jahren gekreuzt hatte, das für ihn gebetet und gelitten hatte.
,,Jesus, Maria Josef..."
Bald nach der ,,Opfergabe" vom 6. April 1939 beginnt der Leidensweg Mari Carmens: Sie wird bettlägerig. Zunächst zeigt sich eine Ohrenentzündung, bei der Komplikationen auftreten und zu einer Blutvergiftung führen. Am 27. Mai wird sie im Wagen nach Madrid gebracht, wo sie operiert wird. Doch da man sieht, daß die Krankheit langwierig wird, wird sie wieder nach Hause verlegt. An manchen Tagen bekommt sie mehr als zwanzig Spritzen. Ein sehr starker und hartnäckiger Durchfall ist ihr besonders unangenehm. Sie muß alle zwei Stunden eine Art abstoßenden Eichelbrei zu sich nehmen. Manchmal ist ihr Widerwille so stark, daß sie sich übergeben muß, doch eine halbe Stunde später ist sie wieder ohne Protest bereit, den Brei zu nehmen.
Zunächst ist ein Ohr von der Krankheit betroffen; das zweite erkrankt, weil sie zu lange auf ihm liegengeblieben war. Zu diesem Übel kommt noch eine doppelte Venenentzündung hinzu. Es bilden sich brandige Wunden. Sie wird ohnmächtig vor Schmerz, wenn man ihre Bettwäsche wechselt. Allein der Name Jesu hilft ihr, alles zu ertragen, denn niemand denkt daran, ihr Schmerzmittel zu geben. ,,Mari Carmen, bitte das Jesuskind, dich zu heilen", sagt die Mutter zu ihr. ,,Nein, Mama, darum bitte ich nicht, ich bete darum, daß sein Wille geschehe". Sie wünscht, daß ihr häufig die Gebete für die Sterbenden vorgelesen werden, und lebt in Gedanken mehr im Himmel als hier auf Erden.
17. Juli 1939. Sie hatte mehrmals vorausgesagt, daß sie am 16. Juli, dem Fest unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, und ihrem eigenen Namenstag (Carmen) sterben werde. Doch als sie erfährt, daß ihre Tante Sophie an diesem Tage heiratet, verkündet sie, daß sie erst am folgenden Tag sterben wird. Und tatsächlich sammelt sie sich am 17. gegen 13 Uhr in Gegenwart der Engel, deren Gesang sie hört. ,,Ich sterbe als Märtyrerin ... Lassen Sie mich jetzt gehen, Doktor, sehen Sie denn nicht, daß die heilige Jungfrau mit den Engeln kommt, um mich zu holen?" Und zum Erstaunen aller faltet sie ihre kleinen Hände und sagt: ,,Jesus, Maria, Josef, steht mir in meinem letzten Todeskampf bei; Jesus, Maria, Josef, macht, daß ich in eurer heiligen Gesellschaft sterbe". Das sind ihre letzten Worte. Dann richtet sie sich leicht auf, wie um etwas zu ergreifen, sinkt auf das Kissen zurück und tut ihren letzten Atemzug ohne Todeskampf. Von der Krankheit entstellt findet ihr Gesicht im Tod ihre ganze Schönheit wieder, und ihr Körper verströmt einen milden Duft. Der Arzt bestätigt den Tod, stellt jedoch mit Erstaunen fest, daß der Körper des Kindes nicht wie ein Leichnam aussieht.
Ein orientierungspunkt
Das Beispiel Mari Carmens führt uns eine Frucht der von einer guten Erziehung bereicherten Gnade Gottes vor Augen. Die Erziehungsarbeit verlangt eine liebende und sensible Aufmerksamkeit für die Kinder. Doch ebenso nötig ist eine gesunde Festigkeit, wie uns der Katechismus der Katholischen Kirche lehrt: ,,Die Eltern sind die Erstverantwortlichen für die Erziehung ihrer Kinder. In erster Linie erfüllen sie diese Verantwortung, indem sie ein Zuhause schaffen, wo Zärtlichkeit, Vergebung, gegenseitige Achtung, Treue und selbstlose Dienstbereitschaft herrschen. Die Erziehung zu den Tugenden beginnt zu Hause. Hier müssen die Kinder Opferbereitschaft, gesundes Urteil und Selbstbeherrschung lernen, die Voraussetzung zu wahrer Freiheit sind. Die Eltern sollen die Kinder lehren, die materiellen und triebhaften Dimensionen den inneren und geistigen unterzuordnen. Die Eltern haben die große Verantwortung, ihren Kindern ein gutes Beispiel zu geben. Wenn sie ihre Fehler vor ihnen eingestehen können, werden sie eher imstande sein, sie zu leiten und zurechtzuweisen... Durch die Gnade des Ehesakramentes haben die Eltern die Pflicht und das Vorrecht erhalten, ihre Kinder zu evangelisieren. Sie sollen als die ersten Glaubensboten ihre Kinder möglichst früh in die Mysterien des Glaubens einführen und sie schon von früher Kindheit an in das kirchliche Leben miteinbeziehen... Die Eltern haben die Sendung, ihre Kinder beten zu lehren und sie ihre Berufung als Kinder Gottes entdecken zu lassen" (2223-2225).
Ein elektronisches kindermädchen
In unserer audio-visuellen Zeit ist es grundlegend wichtig, daß die Eltern ihre Kinder vor dem Einfluß einer ,,Kultur des Todes" auf der Grundlage der Pornographie und der Gewalt schützen. In seiner Botschaft zur Familie und zum Fernsehen stellte Papst Johannes-Paul II. folgendes klar: ,,Die Eltern sollten aktiv daran mitwirken, daß ihre Kinder Gewohnheiten beim Gebrauch des Fernsehens entwickeln, die sie zu einer gesunden menschlichen, sittlichen und religiösen Entwicklung führen. Die Eltern sollten sich selbst im voraus über den Inhalt der Programme informieren und auf dieser Grundlage eine gewissenhafte Entscheidung zum Wohle der Familie fällen - entscheiden, ob man fernsieht oder nicht fernsieht... Die Eltern sollten auch mit ihren Kindern über das Fernsehen sprechen, sie dazu anleiten, die Quantität und die Qualität ihrer Fernsehnutzung zu regulieren und die bestimmten Programmen zugrunde liegenden ethischen Werte wahrzunehmen und zu beurteilen...
,,Fernsehgewohnheiten der Kinder formen, wird mitunter ganz einfach das Ausschalten des Fernsehgerätes bedeuten: weil es besseres zu tun gibt, weil die anderen Familienmitgliedern zustehende Rücksichtnahme es gebietet oder weil der unterschiedslose Gebrauch des Fernsehens gefährlich sein kann. Die Eltern, die das Fernsehen regelmäßig und fortgesetzt als eine Art elektronisches Kindermädchen benutzen, verzichten auf ihre Rolle als erste Erzieher ihrer Kinder. Eine solche Abhängigkeit vom Fernsehen kann die Familienmitglieder davon abhalten, miteinander durch Gespräch, gemeinsame Aktivitäten und gemeinsames Beten verbunden zu bleiben. Weise Eltern wissen auch, daß selbst gute Programme durch andere Quellen der Information, der Unterhaltung, der Erziehung und Bildung ersetzt werden können" (24. Januar 1994). Der Heilige Geist erleuchtet die Familienväter und -mütter zu jeder Zeit, um sie erkennen zu lassen, was für die Erziehung ihrer Kinder im Hinblick auf das ewige Heil der Seelen notwendig ist.
Durch die Fürbitte der ehrwürdigen Mari Carmen beten wir für Sie, Ihre Familien und alle Lebenden und Toten, die Ihnen teuer sind.
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