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25. Dezember 1996
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Eines Tages griff Jesus ein kleines Kind aus der Menge heraus und sprach folgende Worte: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr euch nicht bekehrt und nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen. Diese bedeutungsvolle Lektion räumt mit dem Irrtum und dem Ehrgeiz derjenigen auf, die sich das Himmelreich einem irdischen Reich ähnlich vorstellen und davon träumen, die ersten Plätze darin einzunehmen: Wer ist wohl der Größte im Himmelreich? Und um besser hervorzuheben, daß die Vorherrschaft im Himmelreich der geistigen Kindheit vorbehalten ist, fuhr der Herr mit folgenden Worten fort: Wer sich also klein macht wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich (Mt 18,1-4).
An einem anderen Tag brachten einige Mütter ihre Kinder zu ihm, damit Er sie berühre. Als die Jünger sie zurückwiesen, wurde Jesus ungehalten und sprach: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht; denn gerade für sie ist das Gottesreich. Und auch hier schloß er so: Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen (Mk 10,15).
Die geistige kindheit
Geistige Kindheit ist demnach eine notwendige Voraussetzung für die Erlangung des ewigen Lebens. Was soll das heißen? Soll man die Kindheit so sehr idealisieren, daß man ihre Mängel und Schwächen darüber vergißt? Soll man in Infantilismus verfallen und die Weisheit des Erwachsenenalters verlieren? Gewiß nicht. Wir sollten ganz im Gegenteil alle Fähigkeiten und alle Fertigkeiten einsetzen, die uns von Gott geschenkt worden sind. Es geht nicht darum, so zu denken, zu sprechen, zu fühlen und zu handeln wie ein Kind. Der heilige Paulus warnt uns davor: Nicht mehr unmündige Kinder wollen wir sein, geschaukelt und umhergeworfen von jedem Wind der Lehre... In der Wahrheit wollen wir stehen und in Liebe alles hinwachsen lassen auf ihn, der das Haupt ist, Christus (Eph 4,14-15). Und noch einmal: Brüder, seid nicht Kinder im Verstehen, wohl aber unerfahren in Bosheit; im Verstehen jedoch sollt ihr reif sein (1 Kor 14,20). Mag die Kindheit auf Grund ihrer Frische auch noch so rührend sein, man darf darüber nicht vergessen, daß ihre Unvollkommenheit nach Reife verlangt. Die Affektivität des Kindes schließt gleichzeitig eine Tyrannei und einen Egoismus in sich, die vom geliebten Wesen eher Besitz ergreifen als sich ihm hingeben wollen und die nicht gerade vorbildlich sind.
Unser Herr möchte etwas anderes, wenn Er uns bittet, wieder Kinder zu werden. Der Weg der Kindheit besteht im wesentlichen, wie die heilige Therese vom Kinde Jesu gesagt hat, ,,in einer Einstellung des Herzens, die uns demütig und klein macht in den Armen Gottes, unserer Schwäche bewußt und bis zur Kühnheit auf seine väterliche Güte vertrauend" (Novissima Verba). Er läßt uns die Wirklichkeit im Lichte der Gewißheiten des Glaubens wahrnehmen: Das Sein, das Lieben und das Handeln, vor allem auf der übernatürlichen Ebene, sind uns von Gott allein geschenkt. Unser geistiges Leben kann keine von uns ausgehende Initiative im Hinblick auf Gott sein: Es kann lediglich ein Zurückgeben unseres Selbst in die Hände Desjenigen sein, der unendlich gut ist und der uns grundlos mit einer ursprünglichen und schöpferischen Liebe liebt: Denn die vom Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes (Röm 8,14).
Diese Haltung erkennt ein vollkommenes Abhängigkeitsverhältnis Gott gegenüber an und schließt ein hochmütiges Selbstbewußtsein, die Anmaßung, mit menschlichen Mitteln ein übernatürliches Ziel erreichen zu wollen, sowie die trügerische Anwandlung, in der Stunde der Gefahr und der Versuchung sich selbst genügen zu wollen, aus. Sie läßt uns Demut üben, ,,die sanfte und aufrichtige Demut des Herzens, die vollkommene Treue zu unserer Standespflicht, worin sie auch immer besteht, in welchem Bereich und auf welcher Stufe der menschlichen Hierarchie uns Gott auch gestellt und zu arbeiten berufen hat, die Bereitschaft zu allen Opfern, die vertrauensvolle Hingabe in die Hand und an das Herz Gottes, und vor allen Dingen die wahre Liebe, die wirkliche Gottesliebe, die echte zärtliche Liebe zu Jesus Christus als Antwort auf die Zärtlichkeit, die er uns selbst bezeugt hat, jene Liebe, die wohlwollend, geduldig und immer tätig ist, die alles hinnimmt und zu jedem Akt der Hingabe und zu jedem Opfer bereit ist... So ist die geistige Kindheit für alle zugänglich und notwendig. Wie der heilige Augustinus bemerkt, kann nicht jedermann predigen und große Werke vollbringen. Aber wer ist unfähig zu beten, sich zu erniedrigen und zu lieben?" (Papst Pius XI., 11. Februar 1923).
Papst Johannes-Paul II. hat uns vor kurzem ein neues Vorbild zum Nacheifern auf dem Wege der Kindheit gegeben, indem er am 24. November 1994 die selige Eugénie Joubert, eine Zeitgenossin der heiligen Therese von Lisieux, seligsprach. Sie hat ihr kurzes Leben in ,,einem großen Vertrauen durch die Liebe, die einfache Liebe des kleinen Kindes" gelebt (Persönliches Tagebuch).
Ein einfaches, erreichbares, sympathisches vorbild
Eugénie wurde am 11. Februar 1876, dem Jahrestag der ersten Erscheinung der heiligen Jungfrau in Lourdes, in Yssingeaux in der rauhen Hochebene des französischen Zentralmassivs geboren. Kindheit, Berufung, religiöses Leben, Apostolat, Leid und Tod: Alles im Leben von Eugénie wird durch die mütterliche Gegenwart Mariä geprägt.
Sie wird ganz jung zusammen mit ihrer älteren Schwester ins Pensionat der Ursulinen nach Ministrel gegeben. Die beiden Mädchen sind dort glücklich. Sie sind beliebt. Die schönste Erinnerung, die Eugénie aus dieser Zeit bewahrt, ist die an ihre Erstkommunion und an die Monate großer geistlicher Inbrunst zuvor. Das junge Mädchen fühlt sich stark zur Jungfrau Maria hingezogen und erfährt die Allmacht und die grenzenlose Fürsorge seiner himmlischen Mutter: Will es irgendeine Gnade erlangen, so betet es an neun aufeinanderfolgenden Tagen den Rosenkranz und fügt dem fünf von den Opfern hinzu, die es am meisten kosten. Maria erhört es immer. ,,Wenn sie von der heiligen Jungfrau sprach", berichtete später eine Schülerin, ,,schien es mir, als sähe ich etwas vom Himmel in ihrem Blick."
Ihr Eifer hindert Eugénie nicht daran, heiter zu sein. Sie schreibt an ihre Schwester: ,,Der liebe Gott verbietet das Lachen und die Unterhaltung nicht, wenn man ihn nur von ganzem Herzen liebt und die eigene Seele recht weiß, d.h. ohne Sünde, bewahrt... Das Geheimnis, wie man Kind des lieben Gottes bleibt, besteht darin, Kind der Allerseligsten Jungfrau zu bleiben. Man muß die Allerseligste Jungfrau sehr lieben und sie jeden Tag darum bitten, lieber zu sterben, als eine einzige Todsünde zu begehen."
Den durst des herzens löschen
Am 6. Oktober 1895 schließt sie sich als Postulantin den Ordensschwestern der heiligen Familie in Le Puy an: ,,Seit meiner Kindheit", schreibt sie damals, ,,suchte mein doch so armes, grobes und irdisches Herz vergeblich, seinen Durst zu löschen. Es wollte lieben, aber nur einen schönen, vollkommenen und unsterblichen Bräutigam, dessen Liebe rein und unwandelbar sein würde... Maria, du hast mir, arm und klein wie ich bin, das schönste der Menschenkinder gegeben, deinen göttlichen Sohn Jesus!"
Während ihres Noviziats nimmt Schwester Eugénie zweimal an den geistlichen Exerzitien des heiligen Ignatius von Loyola teil. Dort lernt sie, mit Jesus, Maria und Josef auf vertrautem Fuße zu leben. Denn diese Exerzitien sind eine Schule der Vertrautheit mit Gott und den Heiligen. Im Laufe der Überlegungen und Betrachtungen, die er vorschlägt, lädt der heilige Ignatius seinen Exerzitanten ein, sich mitten ins Herz der evangelischen Szenen zu versetzen, um dort die einzelnen Personen zu sehen, sich anzuhören, was sie sagen, zu betrachten, was sie machen, ,,als wäre man dabei".
Er ermuntert uns, diese Vertrautheit bis in die banalsten Tätigkeiten unserer Tage, wie beim Einnehmen unserer Mahlzeiten, zu praktizieren: ,,Während wir unsere Nahrung zu uns nehmen, betrachten wir doch unseren Herrn Jesus Christus, als würden wir ihn mit eigenen Augen sehen, wie er seine Nahrung zusammen mit den Aposteln zu sich nimmt. Sehen wir, wie er ißt, wie er trinkt, wie er blickt, wie er spricht; und versuchen wir, ihn nachzuahmen" (Nr. 214).
Eugénie ist von der Einfachheit dieser Übung begeistert, denn sie entspricht so gut ihrem Wunsch, in enger Verbundenheit mit der heiligen Familie zu leben. ,,Diese örtliche Zusammenführung lieben", schreibt sie. ,,Schon vom frühen Morgen an im Herzen der Allerseligsten Jungfrau sein". Oder: ,,Ich bin niemals allein, sondern immer mit Jesus, Maria und Josef". Eines Tages richtet sie das folgende schöne Gebet an unseren Herrn: ,,Oh, Jesus, sage mir, worin deine eigene Armut bestand? Sage mir, was du am dringendsten in Nazareth suchtest?... Schenke mir die Gnade, daß ich mit meiner ganzen Seele die Armut annehme, die deine Liebe mir zu schicken geruhen wird." Auch wir können oft mit Jesus sprechen im Inneren unseres Herzens, ihn fragen, wie er Demut, Güte, Vergebung, Kasteiung und alle anderen Tugenden üben konnte, und ihn dann bitten, er möge uns die Gnade gewähren, es ihm nachzumachen.
Einfach wie ein kind
Am 8. September 1897 legt Schwester Eugénie Joubert ihr Ordensgelübde ab; während der Zeremonie hält Pater Rabussier eine Predigt über die geistige Kindheit. Die neue Ordensschwester sieht darin eine Ermunterung, auf diesem Weg weiterzugehen. Ihre Aufmerksamkeit richtet sie auf zwei Punkte, die ihr wesentlich erscheinen, um zur ,,Einfachheit des kleinen Kindes" zu gelangen: die Demut und den Gehorsam.
Für Schwester Eugénie ist die Demut das Mittel, um die ,,Blicke Jesu" auf sich zu ziehen. Eines Tages wird sie wegen einer schlecht ausgeführten Näharbeit heftig gescholten. Doch das fragliche Stück stammt nicht von ihr... Schwester Eugénie schweigt, obwohl sich ihre Natur dagegen sträubt; sie könnte sich rechtfertigen, den Irrtum aufklären..., doch sie schließt sich lieber dem Schweigen Jesu an, der seinerseits auch fälschlicherweise beschuldigt wurde. In der Demütigung sieht sie eine Gelegenheit, ,,in der Erniedrigung zu wachsen", und das gilt für sie als wirklicher Erfolg: ,,Weltliche Personen streben in ihrem Wunsch zu gefallen und zu scheinen nach Erfolgen", schreibt sie. ,,Nun gut! Der Herr erlaubt es auch mir, Erfolge zu haben, nämlich im geistigen Leben. Jede Demütigung, mag sie auch noch so klein sein, ist ein echter Erfolg für mich in der Liebe zu Jesus, wenn ich sie nur aus ganzem Herzen annehme".
Demütig sein, besteht auch darin, sich angesichts der eigenen Schwächen, Mißerfolge oder Fehler nicht entmutigen zu lassen, sondern all das der göttlichen Barmherzigkeit vorzulegen, insbesondere im Sakrament der Buße, dem üblichen Mittel, um die Vergebung Gottes zu erlangen. ,,Oh seliges Elend! Je mehr ich es liebe, umso mehr liebt es auch unser Herr und er neigt sich zu ihm herab, um Mitleid mit ihm zu haben und sich seiner zu erbarmen!" ruft Schwester Eugénie angesichts ihrer Unzulänglichkeiten aus.
Die mutter der tugenden
Demut geht mit Gehorsam einher. Der heilige Paulus sagt uns von Jesus, er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis in den Tod (Phil 2,8). Schwester Eugénie sieht im Gehorsam ,,die Frucht der Demut und ihre wahrste Form"; sie schreibt: ,,Ich will gehorchen, um mich zu demütigen, und mich demütigen, um mehr zu lieben". Gott, seinen Geboten, seiner Kirche und seinen Stellvertretern gehorchen, das heißt, Gott wahrlich zu lieben. Wenn ihr mich liebt, sprach Jesus zu seinen Jüngern, werdet ihr meine Gebote halten. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird geliebt werden von meinem Vater, ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren (Joh 14,15 und 21). ,,Der Gehorsam ist nicht so sehr eine Tugend als vielmehr die Mutter der Tugenden", konnte der heilige Augustinus schreiben. Vom heiligen Gregorius dem Großen stammt das schöne Wort: ,,Der Gehorsam allein erzeugt und unterhält die anderen Tugenden in unseren Herzen" (Moralia, 35,28). Und der heilige Benediktus lehrt uns: ,,Der Gehorsam, den man den Oberen leistet, wird Gott dargebracht" (Regel, Kap. 5).
Doch die Übung jeder Tugend soll durch die Vernunft gelenkt werden. Sie erlaubt es insbesondere, die Grenzen des Gehorsams zu erkennen. Denn steht ein Befehl, eine Vorschrift oder ein menschliches Gesetz in offensichtlichem Widerspruch zum Gesetz Gottes, so besteht keine Gehorsamspflicht: ,,Die von der sittlichen Ordnung geforderte Autorität geht von Gott aus. Wenn also die Oberen Gesetze erlassen oder Maßnahmen ergreifen sollten, die dieser sittlichen Ordnung und folglich auch dem göttlichen Willen widersprechen, so können solche Anordnungen das Gewissen nicht verpflichten" (Johannes XXIII., Pacem in terris, 11. April 1963). [...] ,,Die erste und unmittelbarste Anwendung dieser Lehre betrifft das menschliche Gesetz, das das grundlegende und ursprügliche Recht auf Leben mißachtet, das jedem Menschen eigen ist. So stehen die Gesetze, die im Falle der Abtreibung und der Euthanasie die direkte Vernichtung unschuldiger menschlicher Wesen legitimieren, in völligem und unüberwindlichem Widerspruch zum unverletzlichen, allen Menschen eigenen Recht auf Leben und verneinen folglich die Gleichheit aller vor dem Gesetz" (Johannes-Paul II., Evangelium vitae, 72). Angesichts solcher menschlicher Vorschriften sollten wir uns auf das Wort des heiligen Petrus besinnen: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29). Abgesehen von Anordnungen, die nicht ohne Sünde befolgt werden können, schuldet man den gesetzlichen Autoritäten Gehorsam.
Im dienste der kleinen
Kaum hat die junge Nonne ihre Gelübde abgelegt, wird sie nach Aubervilliers, einem pariser Vorort, entsandt, in ein Haus, das sich der Evangelisierung von Arbeitern widmet. Sie nimmt die Herzen der Kinder für sich ein und kann so auch die Spaßvögel ruhig halten, an denen es in ihrer Zuhörerschaft nicht mangelt. Ihr Geheimnis? Geduld, Sanftmut und Güte. Sie erzielt unverhoffte Ergebnisse.
Selbst Missionarin, macht Schwester Eugénie auch andere zu Missionaren. Ein durch den Katechismusunterricht bekehrter kleiner Junge träumt davon, seine Kameraden zu gewinnen. Er ruft alle, die er auf der Straße findet, zusammen, läßt sie in sein Zimmer hinaufgehen und fragt vor dem Kruzifix: ,,Wer hat Jesus ans Kreuz gebracht?" Und als die Antwort zu lange auf sich warten läßt, fügt er voller Rührung hinzu: ,,Wir, wir haben ihn durch unsere Sünden sterben lassen. Wir müssen ihn um Vergebung bitten". Da fallen alle auf die Knie und sprechen aus ganzem Herzen Gebete der Reue, der Dankbarkeit und der Liebe.
Schwester Eugénie vermittelt den Kindern ihre eigene Liebe zu Maria. Sie brennt so vor Liebe zu Unserer Lieben Frau, daß sie eines Tages ausruft: ,,Maria lieben, noch mehr und immer mehr lieben! Ich liebe sie, weil sie meine Mutter ist. Sie hat mir alles gegeben; sie gibt mir alles; noch einmal sie wird mir alles geben. Ich liebe sie, weil sie ganz schön, ganz rein ist; ich liebe sie und will, daß jeder Schlag meines Herzens ihr sagt: Meine Unbefleckte Mutter, du weißt, wie sehr ich dich liebe!"
Wann wird es kommen? Wann?
Während des Sommers 1902 spürt Schwester Eugénie die ersten Anzeichen der Tuberkulose, die sie dahinraffen wird. Da beginnt ein schmerzhafter Kreuzweg für sie, der zwei Jahre lang dauert und sie schließlich vollends heiligt, indem er sie noch mehr mit dem gekreuzigten Jesus vereint. Sie findet großen Trost in der Betrachtung der Leidensgeschichte. ,,Leiden Sie sehr?" wird sie eines Tages von der Krankenschwester gefragt. - ,,Es ist schrecklich", antwortet die Kranke, ,,aber ich liebe es so sehr... das Heiligste Herz Jesu...Wann wird es kommen... Wann?..." Im Gebet gibt ihr Jesus zu verstehen, daß sie, um inmitten der Schmerzen treu zu bleiben, ,,sich der Übung der geistigen Kindheit befleißigen", ,,mit ihm im Leid, im Gebet, im Kampf und im Gehorsam kleines Kind sein" sollte. Sie wird bis zum Schluß von Hingabe und Vertrauen geleitet. Nach einem besonders heftigen Blutsturz sinkt sie erschöpft zurück, spürt, wie das Leben in ihr schwindet und richtet, ohne daß das Lächeln aus ihrem Antlitz weicht, ihren Blick auf ein Bild des Jesuskindes.
Mit einem großen Frieden wird am 27. Juni 1904 von Schwester Eugénie die Ankündigung ihres Aufbruchs in den Himmel aufgenommen. Man spendet ihr die letzte ölung und die heilige Kommunion. Am 2. Juli werden die Erstickungsanfälle immer qualvoller; eine Mitschwester hat den Einfall, zu Füßen der Statue des Unbefleckten Herzens Mariä in der Kapelle ein kleines Licht anzuzünden, und diese gute Mutter gewährt der Sterbenden etwas Linderung. Die Stunde der Erlösung ist nah. Man zeigt ihr ein Portrait des Jesuskindes. Bei seinem Anblick ruft Schwester Eugénie aus: ,,Jesus!... Jesus!... Jesus!..."; und ihre Seele fliegt zum Himmel empor. Ihr Leib scheint zwölf Jahre alt zu sein. Ihr Gesicht wird von einem schönen Lächeln erleuchtet.
,,Ich werde für alle im Himmel beten!" hatte sie ihren Mitschwestern versprochen. Bitten wir sie darum, uns auf dem Wege der geistigen Kindheit bis ins Paradies zu führen, in das ,,Königreich der Kleinen"; dort erwartet sie uns mit der ganzen Vielzahl der Heiligen. Wir beten zu ihr ebenso wie zum heiligen Josef für Sie und für die Ihren, für die Lebenden wie für die Verstorbenen.
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