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19. März 1998
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,,Was sind heute die wichtigsten Bedürfnisse der Kirche? Seien Sie über unsere Antwort nicht erstaunt, die Sie vereinfachend, vielleicht sogar abergläubisch oder unwirklich halten könnten: Eines ihrer größten Bedürfnisse ist es, sich gegen jenes Übel zu verteidigen, das wir den Teufel nennen" (Paul VI., 15. November 1972). In der Tat ist der Teufel keine Erfindung des Mittelalters, sondern ein ,,lebendiges, geistiges, pervertiertes und pervertierendes Wesen... Die, die sich weigern, seine Existenz anzuerkennen, entfernen sich von der Lehre der Bibel und der Kirche" (ibid.). Unter den zahlreichen Erfindungen des Teufels, von denen im Leben der Heiligen erzählt wird, greifen wir einen Einfall auf, von dem Sulpicius Severus, ein Schüler des heiligen Martin (4. Jh.), berichtet.
,,Ich bin Christus"
Eine ständige Versuchung
Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen (Lk 4, 8), sagt Jesus mit einem Zitat aus dem Deuteronomium (6, 13). Die Anbetung des einzig wahren Gottes schließt die Verehrung anderer Götter aus. Andere Gottheiten außer dem einen Gott verehren, hieße: dem Götzendienst anheimzufallen. Der Götzendienst betrifft nicht nur die falschen Kulte des Heidentums. Er bleibt auch für den Glauben eine beständige Versuchung. Er besteht darin, etwas, was nicht Gott ist, zu vergöttlichen: die Dämonen (Satanismus), die Macht, das Vergnügen, die Rasse, die Ahnen, den Staat, das Geld usw. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon (Mt 6, 24), sagt Jesus. Der Götzendienst läßt sich mit dem Leben in der Gnade nicht vereinbaren. Oft genug verirren sich die Menschen, durch das Böse getäuscht, in ihren Schlußfolgerungen und vertauschen die Wahrheit Gottes mit der Lüge. Sie dienen lieber dem Geschaffenen als dem Schöpfer und setzen sich sogar, da sie ohne Gott in dieser Welt leben und sterben, der Verzweiflung und dem ewigen Verderben aus.
Doch der Christ weiß, daß er nach wie vor die Fähigkeit in sich trägt, die Listen des Teufels zu vereiteln: Die Wahrheiten des Glaubens klären ihn über das Gute und das Böse auf. Der Sieg Jesu durch das Kreuz und die Auferstehung geht mit der endgültigen Niederlage des Teufels einher. Der Teufel hat zwar noch viel Macht hier auf Erden, doch er herrscht, wie der heilige Cäsarius sagt, ,,über die Lauen, die Nachlässigen, über die, die Gott in Wahrheit nicht fürchten. Er ist wie ein Hund angekettet, und kann niemanden beißen, es sei denn denjenigen, der ihm in einem tödlichen Sicherheitsgefühl zu nahe kommt... Er kann bellen, er kann euch herausfordern, aber nicht beißen, das kann er nicht, außer, man will es".
Die Gnade Gottes läßt den Menschen am Sieg Christi teilhaben und schenkt ihm die Kraft, die Dämonen zu besiegen. Um uns in dieser Überzeugung zu bestärken, sprach Papst Johannes-Paul II. am 26. Oktober 1980 Bartolo Longo, ,,den Mann der Jungfrau", selig, der mehrere Monate lang ein Sklave Satans gewesen war.
Die zehn Gebote, außer einem
Gleichzeitig besuchte er die Philosophiestunden eines entlaufenen Priesters. Nach und nach entfernte er sich von den Sakramenten und hörte zu beten auf. Eine Frage trieb ihn um: ,,Ist Christus Gott oder nicht?" Ein Vertrauter seiner geistigen Qualen lud ihn damals ein: ,,Komm mit mir. Ich werde dich an den Ort führen, wo all deine Zweifel ausgeräumt werden". Am 29. Mai 1864 wurde er in die Geheimnisse des Magnetismus und des Spiritismus eingeführt: in das Tischrücken, in die Antworten und die Wahrsagerei von Sehern. Bartolo fragte den ,,Geist": ,,Ist Jesus Christus Gott? - Ja", antwortete das Medium. ,,Sind die Vorschriften der Zehn Gebote wahr? - Ja, mit Ausnahme des sechsten Gebots (Du sollst nicht die Ehe brechen). - ,,Welche der beiden Religionen ist die richtige: die katholische oder die protestantische? - Alle beide sind falsch", antwortete der Geist schulmeisterhaft.
Eine ungesunde Neugier
Die Wahrsagerei besteht darin, die Zukunft an Hand von aus der Welt der Natur gewonnenen Zeichen oder mit Hilfe von besonderen Mitteln oder Künsten vorherzusagen. Dazu zählen: die Astrologie, das Kartenlegen, das Handlesen, usw. Der schlimmste Ausdruck der Wahrsagerei ist die Geisterbeschwörung oder Spiritismus, d.h. die Anrufung der Geister von Verstorbenen, um mit ihnen in Kontakt zu treten und die Zukunft zu enthüllen.
Der Christ kann nicht annehmen, daß sein Leben von okkulten Kräften beherrscht ist, die durch magische Riten beliebig manipulierbar sind, oder daß seine Zukunft in den Bewegungen der Sterne oder anderen Formen von Vorzeichen im voraus beschrieben ist. ,,Gott kann seinen Propheten und anderen Heiligen die Zukunft offenbaren. Die christliche Haltung besteht jedoch darin, die Zukunft vertrauensvoll der Vorsehung anheimzustellen und sich jeglicher ungesunder Neugier zu enthalten" (Katechismus der Katholischen Kirche, 2115).
,,Nein" zur Magie
Der Getaufte verwirft sämtliche Praktiken der Magie in dem Maße, wie sie mit dem Glauben an Gott den Schöpfer und der ihm zustehenden ausschließlichen Gottesverehrung unvereinbar sind. Sie widersprechen der Anerkennung Jesu Christi als des einzigen Erlösers des Menschen und der Welt sowie dem Geschenk seines Geistes. Sie gefährden das ewige Heil. ,,Sämtliche Praktiken der Magie und Zauberei, mit denen man sich geheime Mächte untertan machen will, um sie in seinen Dienst zu stellen und eine übernatürliche Macht über andere zu gewinnen - sei es auch, um ihnen Gesundheit zu verschaffen -, verstoßen schwer gegen die Tugend der Gottesverehrung... Die Anwendung sogenannter natürlicher Heilkräfte rechtfertigt weder die Anrufung böser Mächte noch die Ausbeutung der Gutgläubigkeit anderer" (Katechismus, 2117).
Das Heil ist nur in Christus zu suchen
Die Suche nach außergewöhnlichen Phänomenen kann ebenfalls eine Gefahr für das richtige menschliche Gleichgewicht und für das echte Leben im Glauben darstellen. Wer Jesus Christus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Jo 14, 6), entdeckt hat, der braucht das Heil nicht anderswo zu suchen. ,,Da Gott uns seinen Sohn geschenkt hat, der sein Wort ist, hat er uns kein anderes Wort zu geben" (Heiliger Johannes vom Kreuz). An Jesus glauben, sich zu seinem Wort bekehren und ihm nachfolgen in Gemeinschaft mit der ganzen katholischen Kirche, das ist der Weg, dem man folgen muß, ohne sich durch falsche Vorstellungen und eitle Verhaltensweisen irreführen zu lassen (vgl. Pastoralbrief der toskanischen Bischöfe über die Magie und die Dämonologie, 15. April 1994).
Das Geheimnis durchdringen
Doch vorläufig war der junge Mann immer noch von seinem Wunsch getrieben, das Geheimnis des Jenseits zu durchdringen. In der Tat kann niemand völlig umhin, sich über das Rätsel des Lebens und des Todes Fragen zu stellen. ,,Je länger sein Leben ist, desto mehr spürt der Mensch seine eigene Vergänglichkeit, desto mehr stellt er sich die Frage der Unsterblichkeit: Was ist jenseits der Grenzen des Todes?" (Papst Johannes-Paul II., Paris, 24. August 1997).
Der Einfluß des guten Engels
Durch die Worte von Professor Pepe gestärkt, trat Bartolo in den Beichtstuhl von Pater Radente. Beim Anblick dieses bizarren Individuums, dessen Gesicht von einem Musketierbart geschmückt war, glaubte der Priester zunächst, er hätte es mit einem Übeltäter zu tun, der einen bösen Streich vorbereitete! Doch als dann der junge Mann nach langem Zögern nähertrat und ihn ansprach, wußte der Priester die richtigen Worte zu finden, um ihm die Schuppen von den Augen fallen zu lassen. Die Beichte war aufrichtig und tiefgehend. Danach versicherte Bartolo allen, die nicht an die Wirkung Satans im Spiritismus glaubten: ,,Ich habe es erfahren, und nur durch ein Wunder der allerseligsten Jungfrau bin ich davon befreit worden". Er begann ein neues Leben im Dienste der heiligen Jungfrau. Er betete von nun an jeden Tag den Rosenkranz, ein Gebet, dem er bis an sein Lebensende treu blieb. Er trat unter dem Namen ,,Fratel Rosario" dem Dritten Orden der Dominikaner bei. Da war er 31 Jahre alt.
Ein Regen von Wundern
Ein Brief an die Kriminologen
,,Es gibt keine wahre Bildung ohne moralische Bildung und keine wahre moralische Bildung ohne die wahre Religion", schrieb der heilige Papst Pius X.... ,,Wenn man zur höchstmöglichen Summe an Wohlstand für die Gesellschaft und für jeden ihrer Glieder durch die Brüderlichkeit oder, wie man noch sagt, durch die umfassende Solidarität gelangen will, braucht man die Einheit des Geistes in der Wahrheit, die Einheit des Willens in der Moral, die Einheit der Herzen in der Liebe zu Gott und seinem Sohn Jesus Christus. Nun ist diese Einheit nur in der katholischen Nächstenliebe zu verwirklichen, die folglich allein die Völker beim fortschreitenden Zugehen auf das Ideal der Bildung hin anführen kann" (Brief über den ,,Sillon", 25. August 1910).
Doch die Zusammenarbeit Bartolos mit der Gräfin de Fusco bot Anlaß zum Klatsch und brachte dem einen wie dem anderen eine wahre Flut von Verleumdungen ein. Sie fragten Leo XIII. um Rat und erhielten die Antwort: ,,Heiraten Sie. Niemand wird dann noch etwas sagen können". So heiratete Meister Bartolomeo Longo am 19. April 1885 die Gräfin de Fusco. Die Vermählung blieb nach dem Vorbild von Maria und Josef jungfräulich, was jedoch die beiden Gatten nicht daran hinderte, sich in Gott herzlich zu lieben. Ihnen ist es zu verdanken, daß das Werk von Pompeji fortgesetzt und ausgedehnt wurde. Bald waren um das Heiligtum herum ein Krankenhaus, eine Druckerei, ein Bahnhof, ein Observatorium, ein Postamt usw. hinzu errichtet worden. Das Elend von einst war einem geschäftigen Wohlstand gewichen. ,,Man muß wirklich von einem Wunder sprechen", rief eines Tages der Mann aus, von dem Bartolo einst in den Spiritismus eingeführt worden war.
,,Ruhig sterben"
Seine letzten Tage verbrachte Bartolo in Sammlung und Gebet. Er verschied im Alter von sechsundachtzig Jahren am 5. Oktober 1926 infolge einer doppelseitigen Lungenentzündung. ,,Mein einziges Verlangen ist es, Maria zu sehen, die mich aus den Klauen Satans errettet hat und retten wird". Das waren seine letzten Worte.
,,Mit dem Rosenkranz in der Hand spricht der selige Bartolo Longo zu jedem einzelnen von uns: ,Wecke dein Vertrauen in die allerseligste Jungfrau vom Rosenkranz. Verehrte heilige Mutter, ich werfe all meine Trübsal, all meine Hoffnung und all mein Vertrauen auf Dich!`" (Seligsprechungspredigt).
Wir beten für Sie sowie für alle Lebenden und Verstorbenen, die Ihnen teuer sind.
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