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31. August 2022 hl. Paulinus |
Am 2. Dezember 1870 lag General de Sonis nach Einbruch der Nacht vor dem Dorf Loigny in Zentralfrankreich hilflos auf dem Boden. Er war bei einem wichtigen Auftrag an der Spitze einer von der Fahne des Heiligen Herzens Jesu angeführten päpstlichen Zuaveneinheit verwundet worden. Sein heroischer Akt rettete die von ihm befehligten Armeekorps vor einer vernichtenden Niederlage. Der Verwundete verbrachte die frostige Nacht bei 20 Grad unter Null auf dem Schlachtfeld, gestärkt und getröstet von Unserer Lieben Frau von Lourdes, die er im Geiste betrachtete. „Dank Unserer Lieben Frau waren diese Stunden zwar lang, aber nicht ohne Trost“, sagte er später. „Meine Schmerzen habe ich so wenig gespürt, dass ich gar keine Erinnerung daran bewahrt habe.“ Hilfe bekam der General erst am Mittag des folgenden Tages.
Louis-Gaston de Sonis wurde als Spross einer aus der Gascogne stammenden Familie am 25. August 1825 in Pointe-à-Pitre in Guadeloupe (einer französichen Insel in der Karibik) geboren. Sein Vater Jean-Baptiste war damals Infanterieleutnant und hatte zuvor die junge Witwe Marie-Elisabeth Sylphide geheiratet, die bereits eine Tochter hatte; aus der Ehe mit Jean-Baptiste gingen 5 Kinder hervor. Gaston wuchs in einer herzlichen Familienatmosphäre auf. Besonders prägte ihn die Herrlichkeit der Natur: „Auf dem Boden der Piroge liegend, war mein Kopf dem sternenübersäten Himmel zugewandt. Da hat sich Gott meiner Seele zum ersten Mal offenbart. Ich war wohl sechs Jahre alt.“ Im September 1832 kehrte Jean-Baptiste de Sonis zusammen mit seinem Sohn nach Frankreich zurück; die Mutter musste zurückbleiben, um ihren alten Vater zu pflegen. „Ich umarmte meine geliebte Mutter“, sagte Gaston später, „ohne zu ahnen, dass es zum letzten Mal war.“ Sie starb 1835 in Pointe-à-Pitre. Gaston, der nie wieder nach Guadeloupe zurückkehrte, empfing im Alter von 10 Jahren die Erstkommunion. „Ich habe immer fest daran geglaubt, dass die Erstkommunion der Segen meines Lebens war“, schrieb er. Drei Jahre lang besuchte er das von den Oratorianern geführte Kolleg von Juilly und zeichnete sich insbesondere durch seine Eleganz, seine Frömmigkeit, seinen Kameradschaftsgeist und sein Ungestüm aus. Danach kam er auf die Militärschule von Saint-Cyr. Im September 1844 erkrankte sein Vater schwer. Gaston, dessen Glaube mittlerweile abgekühlt war, versuchte einen Priester an einem Besuch bei seinem Vater zu hindern, da er befürchtete, dass dieser dadurch seinen Überlebenswillen verlieren würde. Der Kranke hatte es seinen Töchtern zu verdanken, dass er vor seinem Tod die Sterbesakramente empfangen konnte. Der Jesuitenpater Poncet tröstete die Kinder. „Er sprach lange Zeit zu uns“, berichtete Gaston. „Jedes seiner Worte wirkte. Als er uns verließ, hatte Jesus Christus wieder Besitz von meinem Herzen ergriffen.“
In Saint-Cyr musste der junge Mann darum kämpfen, seinen Glauben in einem eher ungläubigen Milieu zu bewahren. 1846 entschied er sich für den Eintritt in das Reiterkorps Cadre noir in Saumur. In dieser Zeit nahm er an einem Einkehrtag in der kurz zuvor von Dom Guéranger wiedererrichteten Abtei von Solesmes teil, fühlte sich allerdings nicht zum Klosterleben berufen. Im April 1848 wurde er in Castres zum Unterleutnant des 5. Husarenregiments ernannt. Zuvor war er in Saumur ungeachtet aller Warnungen der Kirche in die Freimaurerei eingeführt worden, die man ihm als Wohltätigkeitsverein dargestellt hatte. Erst in Castres begriff er, wie sehr sie gegen die christliche Offenbarung ankämpfte, und erklärte bei einer Versammlung: „Ich kann nicht länger in einem Bund verbleiben, in dem die Religion, die ich bekenne, angegriffen wird. Betrachten Sie mich nicht länger als Einen der Ihren.“
Ein Schatz an Güte
In Castres lernte Gaston Anaïs Roger kennen und heiratete sie am 18. April 1849. Bald danach wurde er in die Bretagne, dann nach Paris versetzt, wo er insbesondere von den Predigten des Dominikanerpaters Lacordaire in der Pariser Kathedrale Notre-Dame profitierte. Im Oktober 1851 zog Gaston mit seiner Familie, zu der damals 2 Kinder zählten, nach Limoges, wo er jeden Tag die 5-Uhr-Messe besuchte und abends oft den Kreuzweg in der Kirche betete. Er trat den Konferenzen des hl. Vinzenz von Paul bei, organisierte Reiterspiele mit seinen Husaren und sammelte Wäschespenden für die Armen.
1852 stellte Louis-Napoléon Bonaparte das Kaisertum wieder her und bat das Volk um Zustimmung. Die Armee erteilte sie ihm; Sonis allerdings stimmte eingedenk der Rolle des Fürsten bei der Erhebung der Bewohner der Romagna gegen Papst Pius IX. dagegen, obwohl er dadurch seine Karriere gefährdete. Gleichwohl versicherte er nach dem Plebiszit dem Kaiser seine Treue. Sonis unternahm mit seiner Frau des Öfteren Ausflüge zu Pferd. Eines Tages wurde er durch einen unvermittelten Schlenker seines Pferdes aus dem Sattel geworfen, stürzte über ein Hindernis und zog sich eine schwere Nierenverletzung zu. Man verabreichte ihm die Sterbesakramente, doch dank der Fürsorge Gottes und der Pflege seiner Frau überlebte er. Er war nun durch diese Prüfung geläutert, und sein Leben wurde zu einem langen Zwiegespräch mit Gott. Er führte unter anderem in Limoges die nächtliche Anbetung des Allerheiligsten ein.
Auf das Überflüssige, manchmal auch auf das Notwendige verzichten
Gastons geistliches Leben war auf eine feste Disziplin gegründet. „Selbst als Soldat, Ehemann und Vater einer kinderreichen Familie kannte ich die Welt nur wenig“, sagte er. Seine Frau bezeugte später: „Bisweilen war ich – ich schäme mich, es zu sagen – so etwas wie eifersüchtig auf seine Frömmigkeit. Mein vortrefflicher Mann tadelte mich sanft deswegen und sagte, man dürfe auf den lieben Gott nicht eifersüchtig sein; je mehr wir ihn liebten, desto dauerhafter werde unsere gegenseitige Verbundenheit.“ Gaston ließ seinen Kindern eine starke christliche Erziehung zukommen und leitete sie zur Güte an: „Meine Kinder sollen freigebig zu den Armen sein. Der Almosen reinigt von der Sünde (vgl. Tob 12,9). Wir sollten auf alles Überflüssige verzichten, manchmal auch auf das Notwendige, um uns die Freude zu schenken, Almosen zu geben.“ Als Offizier war Sonis stets um das Wohl seiner Männer besorgt; viele von ihnen fanden durch sein Vorbild zur religiösen Praxis zurück.
Im Mai 1854 wurde Sonis zum Hauptmann des 7. Husarenregiments ernannt und nach Algerien versetzt. Die Trennung von seiner Familie zerriss ihm das Herz. Gleichwohl versetzten ihn die kontrastreichen Landschaften der algerischen Küste in Begeisterung: „Wie klein komme ich mir vor angesichts dieser großartigen Natur! Ich habe meine Nichtigkeit niemals stärker gefühlt, aber ich habe auch niemals stärker auf die Barmherzigkeit Gottes gehofft.“ Es bekümmerte ihn allerdings sehr, dass er unter den Siedlern und in der Verwaltung auf viel Gottlosigkeit stieß. Geistliche wurden in ihrem Apostolat behindert und den Muslimen gegenüber zum Schweigen verpflichtet. „Das einzige Mittel, die Eroberung zu festigen, besteht doch darin, den Arabern zu zeigen, dass sie es nicht mit gottlosen Siegern zu tun haben.“ Dank seiner Qualitäten als Offizier und Christ wurde Sonis von allen respektiert, auch von den Arabern, deren Sprache er erlernte. Nach einer geistlichen Einkehr im Trappistenkloster von Staouëli führte er auch in Alger die nächtliche Anbetung ein. Im Mai 1859 wurde Sonis zur Teilnahme an dem von Napoleon III. angestrengten Feldzug zur Unterstützung von König Viktor Emanuel II. gegen Österreich aufgerufen. Obwohl er gegen den Feldzug war, nahm er aus Pflichtgefühl daran teil und zeichnete sich bei Solferino durch seinen Mut und seinen militärischen Sachverstand aus. Nichtsdestoweniger beklagte er die hohe Anzahl der Opfer bei dieser Schlacht sowie die Tatsache, dass er den Fortschritt der Revolution indirekt begünstigt hatte: Der italienische König erhob sich in der Tat bald gegen den Kirchenstaat und setzte eine antiklerikale Politik um.
Ein großes Opfer
Danach wurde Sonis zum Kommandeur des 2. Spahi-Regiments ernannt. Im Dezember 1859 bekam er vier Monate Familienurlaub genehmigt und trat in den Dritten Orden der Karmeliter ein. Anschließend reiste er zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern nach Algerien. In einem Brief an seinen Sohn Gaston, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder Henri in einem Internat war, schrieb er: „Meine geliebten Kinder, für mich ist es ein großes Opfer, fern von euch zu leben. Aber diesen Schmerz lege ich, wie alle anderen auch, zu Füßen unseres göttlichen Meisters vor dem Kreuz nieder.“ 1861 wurde er in die Oase Laghouat am Rande der Wüste versetzt. Als er dort von einem Massaker an Zivilisten in Djelfa erfuhr, brach er sofort auf und konnte die Mörder in aller Frühe überraschen. Er rief einen Kriegsrat zusammen und ließ die Schuldigen bestrafen. Der Vorgang wurde von Armeegegnern künstlich aufgebauscht und schadete seiner Karriere. Sonis wurde nach Saïda abkommandiert: Er gehorchte ohne Widerspruch und nahm seine Frau mit, die ihr siebtes Kind erwartete. Sein geistliches Leben blieb nach wie vor intensiv: „Ich habe in letzter Zeit die Geistlichen Übungen des hl. Ignatius wieder aufgenommen. Das ist doch das Fundament, und mit Gottes Hilfe werde ich den Rest meines Lebens darauf stützen.“
1865 reiste Napoleon III. nach Alger und bat um einen verdienten Offizier als Führer. Sonis wurde gefragt, doch er lehnte ab. Gleichwohl wurde er im Juni 1865 zum Oberstleutnant in Laghouat befördert, dem Ort, den er vier Jahre zuvor hatte verlassen müssen. Der Süden Algeriens war ein Krisenherd, in dem Morde auf der Tagesordnung waren. Sonis gelang es, wenn auch nicht mühelos, die Gegend für mehrere Jahre zu befrieden. Im Januar 1867 bat ihn sein damals 14-jähriger Sohn Henri um die Erlaubnis, sich den päpstlichen Zuaventruppen anschließen zu dürfen. Er erwiderte: „Du hast mir noch nie gesagt, dass du Gott so leidenschaftlich liebst. Ja, ich erlaube dir, nach Rom zu fahren. Mein Kind, du wirst für die größte Sache kämpfen, die es hier auf Erden gibt: die Sache des Stellvertreters Jesu Christi (d.h. des Papstes).“
Wo wohnt das Glück?
Die algerische Bevölkerung litt unter Hunger und Cholera, die von Sonis aufopferungsvoll bekämpft wurden. Er berichtete an die Gräfin de Sèze: „Unsere Schmerzen sind so leicht, gemessen an den Schmerzen, die diese unglücklichen Mohammedaner mit soviel Mut ertragen. Beten Sie, dass der Herr ihre Finsternis erleuchten möge, denn wenn dieses Volk einmal zum Christentum bekehrt ist, wird es Gott sicherlich ganz anders dienen als jene verwahrlosten europäischen Völker, die sowohl ihren Glauben als auch ihren Mut verloren haben.“ Später notierte er: „Ich weiß nicht, wo das Glück wohnt, wenn nicht in der Liebe Gottes.“
1869 wurde Philomène, das zwölfte und zugleich letzte Kind der Familie de Sonis geboren; Gaston schickte seine Frau zur Erholung nach Frankreich, wo sie auch die Erziehung der gemeinsamen Kinder überwachen sollte. Indessen verkündete Marschall Mac-Mahon, der damalige Gouverneur Algeriens, freudig, dass ein Krieg gegen Preussen immer wahrscheinlicher werde. Alle Offiziere applaudierten, doch Sonis erklärte, man sei dafür weder moralisch noch materiell gerüstet. Ungeachtet der offiziellen Propaganda verwies er loyal auf die Mängel innerhalb der Armee. Am 28. Juli 1870 brach der Krieg aus. Die Franzosen erlitten eine Niederlage nach der anderen; Napoleon III. wurde in Sedan gefangengenommen. Nach einer Reihe widersprüchlicher Befehle erfuhr der nunmehr zum Brigadegeneral beförderte Sonis, dass er das 17. Korps zu kommandieren hatte, das bald durch eine ehemalige päpstliche Elitetruppe unter dem Befehl von Oberst de Charette verstärkt wurde.
Am 23. November startete eine vom Großherzog von Mecklenburg befehligte preussische Armee einen Angriff in der Nähe von Orléans. Nachdem Sonis am 2. Dezember zusammen mit einer Gruppe päpstlicher Zuaven bei einer Messe vor Ort die Kommunion empfangen hatte, erhielt er einen Hilferuf von General Chanzy und musste an dessen Stelle auch den Befehl über das sich auflösende 16. Korps übernehmen. Die Preussen hatten sich nach Loigny zurückgezogen. Sonis erkannte, dass er das strategisch wichtige Dorf wieder erobern musste. Er beorderte einen General mit seiner Division zu sich, doch dieser kam nicht. Da zudem auch immer mehr eigene Soldaten von Sonis die Flucht ergriffen, ließ er die Fahne hissen und stürmte mit 300 Zuaven los, um die Preussen aus Loigny zu vertreiben. „Ich habe sie nur zu einem einzigen Zweck eingesetzt: Sie sollten eine große moralische Wirkung entfalten, um die demoralisierte Truppe zu ihrer Pflicht zurückzurufen“, berichtete er später. „Ich selbst wurde von einem Schuss aus nächster Nähe in den Schenkel getroffen und hatte nicht mehr die Kraft, mein Pferd zu halten. Ich rief meinem Adjutanten zu: ‚Nehmen Sie mich in den Arm, mein Freund; für heute ist Schluss!’ Er legte mich auf den Boden. Ich lag da, allein, unbeweglich, hingestreckt auf dem schneebedeckten Erdboden. Um mich herum die edlen Opfer, die nicht um ihr Leben gefeilscht, sondern es freiwillig für die Heimat und die Ehre geopfert haben.“
General de Sonis hatte seine Pflicht erfüllt. Der Berichterstatter der 1871 einberufenen Untersuchungskommission stellte fest, dass Sonis dadurch, dass er den Vormarsch des Feindes gestoppt hatte, das 16. Korps vor einer vernichtenden Niederlage bewahrt und zugleich die Artillerie des 17. Korps gerettet hatte. Am 4. Dezember wurde Sonis’ Bein am Oberschenkel amputiert; am anderen Fuß hatte er sich Erfrierungen zugezogen, die zur Vermeidung von Wundbrand abgeschabt werden mussten. Er konnte vor Schmerzen 45 Tage lang nicht schlafen. Seine Frau fand ihn erst nach einer 19-tägigen Suche wieder; sie wurde fortan zur Trösterin aller Verwundeten von Loigny. Nach Unterzeichnung eines Waffen-stillstandsabkommens kehrte der General am 22. März nach Castres zurück. Im Oktober 1871 ernannte ihn der provisorische Staatschef Thiers zum Befehlshaber der 16. Militärdivision von Rennes. Trotz seines Gebrechens und der dadurch verursachten Schmerzen stieg Sonis wieder auf den Rücken eines Pferdes und erledigte seine Aufgaben mit großer Umsicht und viel bewundertem Sachverstand.
Wie ein dunkles Sandkorn
Am 2. Dezember 1871 war der General in Paris und ließ sich dort von einem Pater in einer Kapelle einsperren, damit er beten könne: „Auf dem Schlachtfeld von Loigny habe ich dem Herzen Jesu gelobt, am Jahrestag der Schlacht die Nacht in Anbetung zu verbringen.“ Sein inneres Leben war das getreue Abbild eines eigenhändig verfassten Gebets, das man zum Zeitpunkt seines Todes bei ihm fand: „Mein Gott! Hier stehe ich vor dir, arm, klein, ohne alles. Ich bin nichts, ich habe nichts, ich kann nichts. Du bist mein Ein und Alles, du bist mein Reichtum! Ich danke dir für alle Enttäuschungen, alle Ungerechtigkeiten, alle Demütigungen. Ich sehe ein, dass ich sie gebraucht habe. Mein Gott! Gelobt seist du, wenn du mich auf die Probe stellst. Lösch mich immer mehr aus. Damit ich nicht wie ein von Arbeiterhand bearbeiteter und polierter Stein in dein Bauwerk eingefügt werde, sondern wie ein dunkles, aus dem Staub der Straße aufgelesenes Sandkorn. Ich bereue nur, dass ich dich nicht genug geliebt habe. Ich wünsche nur, dass dein Wille geschehe.“ General de Sonis kümmerte sich intensiv um seine Kinder und unterrichtete sie selbst. „Welches Glück, diese jungen Seelen auf den Himmel und diese jungen christlichen Herzen auf die Kämpfe dieser Welt vorbereiten zu dürfen“, schrieb er. „Ich würde sie lieber elendig sterben sehen als sie gottlos oder auch nur gleichgültig zu wissen.“ 1872 ging seine älteste Tochter Marie ins Kloster der Sacré-Coeur-Schwestern. Seine drei ältesten Söhne schlugen eine militärische Laufbahn ein und heirateten. 1873 fiel der General erneut vom Pferd und brach sich das gesunde Bein; er musste 40 Tage lang ruhig liegen und litt noch lange danach große Schmerzen.
Eine alte Freundin
Im März 1880 wurde Sonis nach Châteauroux an die Spitze der 17. Division unter dem Oberbefehl von General Galliffet versetzt, der ihn verehrte und zum Großoffizier der Ehrenlegion ernennen ließ. Der zum Erziehungsminister beförderte Freimaurer Jules Ferry bereitete damals gerade einen Gesetzentwurf vor, durch den alle Mitglieder nicht zugelassener Kongregationen aus dem Unterrichtswesen entfernt werden sollten. Im November wurden die katholischen Ordensleute mit Hilfe des Heeres aus dem Land vertrieben. General de Sonis wollte an dieser Operation nicht teilnehmen und bat den Kriegsminister um seine Ablösung als Kommandeur. „Durch meinen Eintritt in die Armee habe ich mein Leben geopfert“, schrieb er. „Aber meine Ehre wollte ich nicht opfern.“ Der Minister verfügte daraufhin seine Freistellung, und de Sonis verließ die Kaserne. Er zog in eine ärmliche Behausung nach Châteauroux und schrieb: „Ich muss mein Wohlbefinden meiner Ehre als Christ opfern. Die Armut ist eine alte Freundin.“ Im Hinblick auf die Vorsehung notierte er: „Gott hat mir eine eine kinderreiche Familie geschenkt, und so habe ich nie daran gezweifelt, dass er mir auf gänzlich übernatürliche Weise beistehen wird.“
Auf Initiative General Galliffets hin ernannte der Kriegsminister im Mai 1881 Sonis zum ständigen Generalinspekteur der Kavallerie. Dieser nahm den Posten an, da seine Unabhängigkeit von der Politik weiterhin gewahrt blieb, und zog wieder nach Limoges. Die ewige Anbetung, die er dort gegründet hatte, war immer noch lebendig. „Ich war glücklich, meinen Platz in der Ehrengarde des Herrn wieder einzunehmen. Ich tröste mich mit dem Gleichnis des Evangeliums, nach dem die Armen, Lahmen und Gebrechlichen wie ich zum Hochzeitsmahl geladen werden, da die Großen und Reichen nicht kommen!“ Als er im Mai 1882 kein Pferd mehr besteigen konnte, bat er um seine Versetzung in den Ruhestand. Er zog am 1. Februar 1883 von Limoges nach Paris und beschäftigte sich vor allem mit dem Studium des Evangeliums sowie des von Ludolph dem Karthäusermönch verfassten „Lebens Jesu Christi“. Als seine Frau am 14. August 1887 sah, dass er immer schwächer wurde, ließ sie einen Arzt und einen Priester kommen. Sonis beichtete und empfing die heilige Kommunion in seinem Zimmer. Am nächsten Tag wurden ihm bei vollem Bewusstsein die Sterbesakramente verabreicht; danach verfiel er in eine lange Agonie und gab schließlich seine Seele sanft in die Hand Gottes zurück. „Maria steht an der Schwelle zur Ewigkeit, um allen Vertrauen einzuflößen, die sie überschreiten müssen“, hatte er zu den Sterbenden in Loigny gesagt. Auf seinen Wunsch hin schmückt lediglich ein schlichter Stein mit der Inschrift „Miles Christi“ (Soldat Christi) sein Grab. Gaston de Sonis ruht in der Krypta der Kirche von Loigny-la-Bataille neben dem Grab General de Charettes und dem Ossuarium mit den Gebeinen von 1200 in Loigny gefallenen französischen sowie deutschen Soldaten. Sein Leichnam wurde 1929 exhumiert und war noch völlig unversehrt. Es wurde ein Seligsprechungsprozess für ihn in die Wege geleitet.
„Wir glauben fest, dass Gott der Herr der Welt und der Geschichte ist. Die Wege seiner Vorsehung sind uns jedoch oft unbekannt. Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt (Röm 8,28). Das bezeugen die Heiligen immer wieder: Der hl. Thomas Morus tröstet kurz vor seinem Martyrium seine Tochter: ‚Es kann nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es auch scheinen mag, es ist für uns dennoch wahrhaft das Beste’“ (Katechismus der Kath. Kirche, Nrn. 314; 313).
Mögen wir nach dem Vorbild General de Sonis’, unterstützt von der Gnade, an der Erfüllung von Gottes Willen mitwirken und uns durch unsere Werke, Gebete und auch durch unser Leid aus freien Stücken in seinen göttlichen Plan einfügen.