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26. Juli 2022 am Fest der heiligen Joachim und Anna |
„Die Jahrhunderte hindurch bis herauf in unsere Tage sind unter den Heiligen und Seligen der Kirche immer auch Kinder zu finden“, schrieb Papst Johannes Paul II. „Der Erlöser der Menschheit scheint mit ihnen die Sorge für die anderen zu teilen: für die Eltern, für die Schulfreunde und Spielgefährten. Er erwartet so sehr ihr Gebet. Was für eine enorme Macht hat das Gebet der Kinder! Es wird zu einem Vorbild selbst für die Erwachsenen: mit schlichtem und restlosem Vertrauen beten heisst beten, wie die Kinder zu beten verstehen“ (Brief an die Kinder, 14. Dezember 1994).
Südamerika hat der Kirche eine vom selben Papst seliggesprochene Tochter geschenkt. Laura del Carmen wurde am 5. April 1891 in Santiago de Chile als Tochter von José Domingo Vicuña, einem aus einer der namhaftesten Familien Chiles stammenden Militär-offizier, und seiner Frau Mercedes Pino geboren und drei Wochen nach ihrer Geburt getauft. Im gleichen Jahr sah sich José Domingos Verwandtschaft durch schwere soziale Unruhen bedroht: Er musste mit seiner Familie fliehen. Sie ließen sich in Temuco, 500 km südlich der Hauptstadt, nieder und lebten in großer Armut. 1894 wurde die zweite Tochter Julia Amanda geboren; wenige Monate später starb der Familienvater. Seine junge Witwe nahm ihren früheren Beruf als Schneiderin wieder auf und konnte bald sogar ein kleines Kurz-warengeschäft aufmachen. Laura war ein ruhiges, folgsames Kind, das ihrer Mutter nie Kummer bereitete.
1898 lernte Mercedes eine Gruppe von Nonnen aus der salesianischen Kongregation der Don-Bosco-Schwestern kennen, die von P. Milanesio, einem tapferen Missionar, geleitet wurde. Die Nonnen wollten nach Argentinien weiterreisen, doch schwere Regen- und Schneefälle in den Anden hielten sie in Temuco zurück. Im Januar 1899 machten sie sich schließlich auf den Weg und landeten einige Tage später in Junín in der argentinischen Provinz Neuquén, einem Militärposten in 780 m Höhe auf den ersten Ausläufern der Anden. Junín zählte damals 350 Einwohner; 2000 weitere Personen, zumeist Ureinwohner und Chilenen, lebten verstreut in der Umgebung. Die Gegend war erst rund 20 Jahre zuvor besiedelt worden. Die Missionierung durch die Salesianer hatte 1888 mit der ersten Missionsstation begonnen. Don Milanesio war einer der ersten Missionare zu Pferd in der Gegend gewesen und hatte mehrere hundert, ja tausend Arauncans (südchilenische und argentinische Indianer) getauft. Die Don-Bosco-Schwestern eröffneten am 6. März 1899 die erste Mädchenschule der Region,die Salesianer gründeten auch eine Knabenschule. Beide Schulen wurden von den Patres Augusto Crestanello und Zacarias Genghini seelsor-gerisch betreut.
Ein Feudalherr – ohne Glauben
Mercedes merkte bald, dass sie in Temuco keine Zukunft hatte, und beschloss, mit ihren Töchtern weiterzuziehen. In der warmen Jahreszeit von Dezember bis März brachen regelmäßig Karawanen von Chile in die reichere argentinische Nachbarprovinz auf. Nach ihrer Ankunft in Junín suchte sich die junge Frau eine Arbeitsstelle, um das Schulgeld für ihre Töchter bezahlen zu können. Zunächst arbeitete sie etwa ein halbes Jahr lang als Magd auf einem Bauernhof; später zog sie in den Ort Las Lajas, der ab und zu von den Salesianern besucht wurde. Mercedes wollte um jeden Preis einen festen Halt finden, um ihren Töchtern ein anständiges Leben bieten zu können und sich nicht so einsam zu fühlen. Da lernte sie Manuel Mora kennen, der neben weiteren Gütern auch eine Farm in der Nähe des Dorfes Chapelco besaß. Er war der starke Mann der Gegend: ein guter Reiter, überaus kräftig und wohlhabend. Er setzte sich gern in Szene und führte sich auf seinem Gut mit vielen Knechten und Landarbeitern wie ein Feudalherr auf. Wehe dem, der ihm widersprach: Er wechselte abrupt von einem liebenswürdigen und ritterlichen zu einem harten, rüden Umgangston. Die Schwestern von Junín beschrieben ihn als „reichen Viehzüchter, ungebildet und ohne Glauben“. Gleichwohl willigte Mercedes ein, als er sie bat, als Gegenleistung für das Schulgeld ihrer Töchter ohne Trauschein mit ihm zusammenzuleben. Don Genghini von der Missionsstation der Salesianer bezeugte später, dass damals 70% der Haushalte ohne Rücksicht auf zivile oder religiöse Gesetze in wilder Ehe lebten.
Mercedes fühlte sich unwohl bei Manuel Mora, doch sie fand eine gewisse Sicherheit bei ihm und nahm daher seine Brutalitäten hin. Als sie erfuhr, dass die Nonnen, die sie noch aus Temuco kannte, eine Schule eröffneten, fuhr sie gleich zu ihnen und meldete ihre Töchter an. Laura war überglücklich in dem Kolleg, das sie „mein Paradies“ nannte; die Schwestern wiederum schätzten die Frömmigkeit, die Nächstenliebe und das Pflichtbewusstsein der fröhlichen, hilfsbereiten Schülerin. Mercedes war erleichtert. Auf dem Einschreibungs-formular der Mädchen stand: „Junín, 21. Januar 1900. Julia Amanda Vicuña, sechs Jahre, Laura del Carmen Vicuña, neun Jahre; Chileninnen; Eltern: Domingo und Mercedes Pino, Chilenen. Sie bezahlen 15 Pesos pro Kopf und Monat.“
Mein bestes Gebet
Die Direktorin, Mutter Piai, erklärte später: „Schon während der ersten Tage im Kolleg fielen bei Laura ein Urteilsvermögen, das ihrem Alter voraus war, sowie ein echter Hang zur Frömmigkeit auf. Obwohl sie ein kleines Mädchen war, war ihre Andacht ernst gemeint, ohne Getue, ohne jede Übertreibung.“ In der Zeit bis zum Beginn des Schuljahres am 1. April, lebten die Schwestern Vicuña mit den Nonnen zusammen. „Da ich mir schon von vornherein klar darüber war, dass ich ein ganz außergewöhnliches Geschöpf vor mir hatte“, schrieb Mutter Piai, „empfand ich so etwas wie Scheu, und ich fragte mich, ob ich nicht Gefahr lief, das Werk des Herrn in ihr zu zerstören. Darum vertraute ich sie der besonderen Obhut Don Crestanellos an, der wohl unmittelbarer als ich den Schatz dieser engelgleichen Seele erahnte.“ Laura selbst bekannte später: „Für mich ist beten oder arbeiten das Gleiche, beten oder spielen, beten oder schlafen auch. Indem ich das tue, was man mich zu tun bittet, tue ich, was Gott will, dass ich tue; und das ist das, was ich tun will; das ist mein bestes Gebet. – Mir scheint, Gott selbst hält die Erinnerung an seine göttliche Gegenwart in mir wach. Wo ich mich auch immer aufhalte, ob in der Klasse oder im Hof, diese Erinnerung begleitet mich, hilft mir und tröstet mich.“
Allerdings litt das Kind stark darunter, dass seine Mutter in einer wilden Ehe lebte. „Ich erinnere mich, dass Laura ohnmächtig wurde, als ich ihr zum ersten Mal das Sakrament der Ehe erklärte“, berichtete eine der Schwestern. „Sicherlich deshalb, weil sie durch meine Worte verstanden hatte, dass ihre Mama im Zustand der Todsünde lebte, solange sie bei diesem Herrn blieb. Ich sprach mit der Direktorin darüber, und sie riet mir, ich solle dieses Thema wieder aufgreifen, um zu sehen, ob Laura wirklich darunter litt. Das tat ich auch. Sie wurde erneut blass, und ich musste ihr zu Hilfe eilen.“ Von da an begann Laura, vermehrt zu beten und Bußübungen zu absolvieren, um die Rückkehr ihrer Mutter zu Gott und ihre Trennung von Manuel zu erreichen. Beim Seligsprechungsprozess ihrer Schwester sagte Julia Amanda: „Sie forderte mich auf zu beten, vor allem für Mama; ich kannte damals die Gründe dafür nicht, erfuhr aber später, dass sie das tat, um Mamas Rückkehr auf den rechten Weg zu erreichen.“
Eine gute Absicht genügt nicht
Laura nahm mit ihrem reinen Herzen die Gefahr wahr, in der ihre Mutter schwebte, denn es ist niemals erlaubt, etwas Böses zu tun, selbst wenn man etwas Gutes damit bezweckt (vgl. Röm 3,8). Die Armut und die Sorge um die Zukunft ihrer Töchter waren für Mercedes sicherlich mildernde Umstände; doch der Katechismus der Katholischen Kirche lehrt: „Eine gute Absicht (z.B. die, dem Nächsten zu helfen) macht ein an sich falsches Verhalten (wie Lüge oder Verleumdung) nicht zu etwas Gutem oder Richtigem. Der Zweck rechtfertigt die Mittel nicht. Die Umstände können an sich die sittliche Beschaffenheit der Handlungen selbst nicht ändern; sie können eine in sich schlechte Handlung nicht zu etwas Gutem und Gerechtem machen“ (Katechismus, Nr. 1753-1754). Der hl. Johannes Paul II. erklärt dieses Prinzip so: „Der Apostel Paulus erklärt Unzüchtige, Götzendiener, Ehebrecher für ausgeschlossen vom Gottesreich (vgl. 1 Kor 6, 9-10). Der Grund ist folgender: Das Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe hat in seiner Dynamik keine obere Grenze, wohl aber hat es eine untere Grenze: unterschreitet man diese, verletzt man das Gebot. Die Kirche hat immer gelehrt, dass Verhaltensweisen, die von den im Alten und im Neuen Testament in negativer Form formulierten sittlichen Geboten untersagt werden, nie gewählt werden dürfen. Es handelt sich nämlich auch um eine Todsünde, wenn sich der Mensch bewusst und frei aus irgendeinem Grunde für etwas entscheidet, was in schwerwiegender Weise sittlich ungeordnet ist. Tatsächlich ist ja in einer solchen Entscheidung bereits eine Missachtung des göttlichen Gebotes enthalten, eine Zurückweisung der Liebe Gottes zur Menschheit und zur ganzen Schöpfung: Der Mensch entfernt sich so von Gott und verliert die Liebe“ (Enzyklika Veritatis splendor, 6. August 1993, Nrn. 49; 52; 70).
Am Ende des Jahres 1900 fuhren die Schülerinnen für die Ferien nach Hause. Sich vom Kolleg zu entfernen, war für Laura ein großes Opfer; dort konnte sie zusammen mit den Schülerinnen und den Schwestern jeden Tag zur heiligen Messe und zum Rosenkranzgebet gehen, häufig beichten und von P. Crestanellos weisen Ratschlägen profitieren. So war die Rückkehr in das Kolleg im März 1901 ein Fest für sie. Als ihr Beichtvater ihr eröffnete, dass sie nunmehr zur Erstkommunion zugelassen werde, brach sie in Freudentränen aus. Lauras erste Begegnung mit Jesus in der Eucharistie fand am 2. Juni 1901 statt; sie war zehn Jahre alt. Ihr Beichtvater schrieb später: „Sie war immer folgsam, gefügig, demütig und liebenswürdig, aber von diesem Tage an merkte man, dass sie ihre Frömmigkeitsübungen mit größerer Vollkommenheit, größerer Sammlung und größerer Inbrunst absolvierte.“ Dem Beispiel des hl. Dominikus Savio folgend, der in den Schulen der Salesianer als großes Vorbild galt, hielt Laura drei Vorsätze schriflich fest: „1. Ich will Dich, mein Jesus, lieben und Dir mein ganzes Leben lang dienen; dafür bringe ich Dir meine ganze Seele, mein ganzes Herz und mein ganzes Sein dar. 2. Ich möchte lieber sterben als Dich durch die Sünde beleidigen; ich will mich daher von allem fernhalten, was mich von Dir trennen könnte. 3. Ich verspreche, mein Möglichstes zu tun, selbst große Opfer zu bringen, damit Du immer bekannter und geliebter wirst, und um die Kränkungen wiedergutzumachen, die Dir die Menschen, die Dich nicht lieben, jeden Tag zufügen, insbesondere die Kränkungen, die Du von denen erfährst, die mir nahestehen. Mein Gott, schenke mir ein Leben der Liebe, der Kasteiung und des Opfers!“ Der einzige Kummer, der diesen Tag verdüsterte, war, dass ihre Mutter nicht mit ihr zusammen die Kommunion empfing.
Eine Kraftquelle
„Eine unvergessliche Begegnung mit Jesus ist gewiss die Erstkommunion, ein Tag, der als einer der schönsten des Lebens in Erinnerung bleiben soll. Die von Christus beim Letzten Abendmahl am Vorabend seines Leidens und Sterbens eingesetzte Eucharistie ist ein Sakrament des Neuen Bundes, ja das großartigste der Sakramente. In ihm wird der Herr in den Gestalten von Brot und Wein zur Speise der Seelen. Die Kinder empfangen es feierlich zum ersten Mal –-eben bei der Erstkommunion – und sind eingeladen, es in der Folge möglichst oft zu empfangen, um in inniger Freundschaft mit Jesus zu bleiben. Für wie viele Kinder in der Geschichte der Kirche ist die Eucharistie Quelle geistlicher, manchmal geradezu heroischer Kraft gewesen“ (Johannes Paul II., Brief an die Kinder, 21. November 1994).
In den nächsten Ferien wurde Laura von Manuel Mora heftig attackiert: Von ihrer erwachenden Schönheit angezogen, versuchte er, sie zu verführen. Angesichts ihres entschiedenen Widerstandes, verkündete er Mercedes, dass er das Schulgeld für ihre Töchter nicht länger bezahlen werde. Glücklicherweise wurde daraufhin von der Schulleitung beiden Schwestern die Bezahlung des Schulgeldes erlassen. Gleichwohl litt Laura darunter, dass sich die Lage ihrer Mutter nun verschlechtert hatte, und machte sich Vorwürfe, weil sie nichts tat, um ihr zu helfen. Das Schuljahr 1902 begann am 1. März mit Vorbereitungen auf eine Mission, die der Apostolische Vikar für Nordpatagonien in Junín predigen sollte. Sie begann an Aschermittwoch, dem 25. März. Doña Mercedes nahm einige Tage daran teil, da ihre beiden Töchter am 29. März die Firmung empfangen sollten. Zur Freude der Missionare wurden im Laufe der Mission viele Ehen gesegnet und legitimiert; Mercedes profitierte allerdings nicht von der Aktion.
Laura wünschte sich von Herzen, immer bei den Schwestern zu bleiben, und bat die Direktorin um Aufnahme als Aspirantin bei den Don-Bosco-Schwestern. Doch sie bekam eine ablehnende Antwort. Ihre Freundin Francisca Mendoza erklärte später: „Sie sagte mir, sie wolle in das Institut der Don-Bosco-Schwestern eintreten und ihre Gelübde ablegen, könne das aber zu ihrem Leidwesen nicht tun, weil sie nicht über die notwendigen Papiere verfüge; sie bat mich um meine Hilfe, indem ich für sie bete.“ In Wirklichkeit hatte die ehebrecherische Beziehung von Doña Mercedes Zweifel an der Legitimität von Lauras Geburt geweckt, und die Konstitutionen der Don-Bosco-Schwestern waren damals in dieser Hinsicht sehr streng. Erst viele Jahre später (1943) fand sich Lauras Taufschein wieder, der alle Zweifel beseitigte. Laura verlor gleichwohl nicht den Mut und legte im Mai 1902, vorbereitet von ihrem Beichtvater, private Gelübde ab. Neben ihrer Teilnahme am Unterricht half Laura jüngeren Schülerinnen beimAnkleiden, Kämmen, Bettenmachen, Waschen und sorgte dafür, dass sie heiter blieben. So trug sie ihre Dankesschuld gegenüber dem Kolleg ab, das sie umsonst beherbergte. Eine ehemalige Mitschülerin berichtete: „In den zwei Jahren, die ich mit ihr verbrachte, hat sie niemals Zeichen von Böswilligkeit oder Widerwillen erkennen lassen, wie das öfter mal bei denen vorkommt, die anderen behilflich sind.“
„Damit meine Mutter gerettet wird!“
Bald nach der Mission erkannte Laura, dass ihre Mutter ihr ungeordnetes Leben fortsetzte. Da fasste sie einen Entschluss von heldenhafter Liebe: Eingedenk des Jesus-Wortes „Eine größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh 15,13), wollte sie sich für die Bekehrung ihrer Mutter Gott als Opfer anbieten. „Ihr Vertrauen auf den Schutz Marias und auf die Güte des göttlichen Herzens ermutigte sie, ihre Bitte eindringlich vorzutragen“, berichtete ihr Beichtvater. „Und da sie nichts anderes als Opfer anzubieten hatte, um diese Gnade zu erhalten, beschloss sie, ihr Leben zu opfern und den Tod hinzunehmen für die heißersehnte Bekehrung.“ Sie bat den Priester um die Erlaubnis, diesen heroischen Akt vollziehen zu dürfen, und um seinen Segen für ihren innigen Wunsch. Nach einer Bedenkzeit und angesichts ihrer Beharrlichkeit gab er ihr die gewünschte Erlaubnis, zumal er ihre Entschlossenheit als eine Eingebung des Heiligen Geistes betrachtete. Laura lief sofort los, warf sich mit Freudentränen in den Augen vor die Füße des Herrn und bot in der Hoffnung, erhört zu werden, ihr Leben Jesus und Maria als Opfer dar. Einige Monate später wurde sie krank. „Herr, ich will alles erleiden, was du für richtig hältst, aber meine Mutter soll sich bekehren und gerettet werden!“
Am 8. Dezember 1902 wurde Laura in die Gemeinschaft der Töchter Mariens aufgenommen. In ein weißes Gewand mit blauem Gürtel gekleidet trat sie vor den Priester, der ihr das Ordensband mit der Medaille und das Handbuch der Töchter Mariens mit den Worten überreichte: „Empfange dieses Band und diese Medaille als Ehrenzeichen der Unbefleckten Gottesmutter Maria und als äußeres Zeichen deiner Weihe an diese liebe Mutter. Erinnere dich daran, dass du dich durch ein unschuldiges und heiliges Leben als ihre würdige Tochter erweisen musst, wenn du sie trägst.“ Felix Ortiz, ein Seminarist aus Viedma, bezeugte später in seinem Tagebuch: „Auch ich habe sie besucht. Als ich an ihr Bett trat, fragte ich sie, was sie im Moment am glücklichsten mache. Mit einem Lächeln murmelte sie: ‚Was mich im Moment am meisten tröstet, ist, dass ich Maria immer ergeben war. Sie ist meine Mutter! Nichts macht mich glücklicher als der Gedanke, dass ich eine Tochter Mariens bin!’“
Morgen werde ich beichten
Mitte Januar 1904 beichtete Laura zum letzten Mal und empfing danach die heilige Kommunion. Sie spürte, dass sie bald sterben werde. Als sie hörte, dass Mutter Piai, Schwester Azocar und P. Crestanello bald nach Chile reisen wollten, seufzte sie: „Mein Gott, ich werde sterben müssen, ohne dass jemand von denen, die mir helfen könnten, bei mir ist! Mein Jesus, ist das schwer! Aber Dein Wille geschehe!“ Vor seiner Abreise bat Lauras Beichtvater P. Genghini, ihr bis zu ihrem Tod beizustehen. Am 22. Januar, brachte dieser ihr die Kommunion als Wegzehrung und spendete ihr im Laufe des Vormittags die Letzte Ölung. Zwei ihrer Freundinnen, Maria und Mercedes Vera, Schwester Maria Rodriguez sowie der Seminarist Felix Ortiz waren bei ihr. Um 5 Uhr nachmittags bat Laura P. Genghini, ihre Mutter zu rufen. Als diese begriff, dass ihre Tochter im Sterben lag, rief sie: „Meine Tochter! Wirst du mich verlassen?“ Laura bezwang ihre Rührung und antwortete mit zitternder Stimme: „Ja, Mama, ich sterbe, weil ich Jesus selbst darum gebeten habe. Vor fast zwei Jahren habe ich ihm mein Leben für dich dargeboten, um von Gott die Gnade deiner Bekehrung zu erlangen. Ach, Mama! Werde ich, bevor ich sterbe, nicht die Freude haben, dass du Reue zeigst?“ – „Liebe Laura, ich schwöre dir hier und jetzt, dass ich tun werde, worum du mich bittest. Ich bereue alles, Gott ist Zeuge meines Versprechens! Morgen früh gehe ich mit Amanda in die Kirche und werde beichten.“ Laura freute sich: „Danke Jesus, danke Maria! Jetzt sterbe ich zufrieden!“ Nach diesen Worten entschlief sie am 22. Januar gegen 6 Uhr abends im Alter von 12 Jahren. In ihrem Sarg trug sie das Kleid der Töchter Mariens. Noch am Nachmittag von Lauras Tod bat Doña Mercedes P. Genghini, Manuel Mora auszurichten, dass er sie vergessen solle; sie habe beschlossen, ihr Leben zu ändern. Der Pater bezeugte: „Anlässlich von Lauras Totenmesse beichtete Frau Vicuña und empfing die heilige Kommunion. Von da an war ich bis zu ihrer Rückkehr nach Chile ihr Seelsorger.“ Doña Mercedes floh nach Temuco, kehrte aber später nach Junín zurück und lebte bis zur Hochzeit ihrer Tochter Julia Amanda 1906 von ihrer Hände Arbeit. Anschließend kehrte sie nach Chile zurück, heiratete dort und führte bis zu ihrem Tod am 17. September 1929 ein christliches Leben.
Laura wurde von Papst Johannes Paul II. am 25. Februar 1982 seliggesprochen. In seinem Brief an die Kinder schrieb er später: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen (Mt 18,3). Stellt Jesus nicht vielleicht das Kind als Vorbild auch für die Erwachsenen hin? Im Kind gibt es etwas, das in einem, der in das Himmelreich kommen will, nie fehlen darf. Für den Himmel sind alle bestimmt, die einfältig sind wie die Kinder, alle, die wie sie von vertrauensvoller Hingabe erfüllt, voller Güte und Reinheit sind. Sie allein können in Gott einen Vater finden und ihrerseits durch Jesus zu Kindern Gottes werden“ (13. Dezember 1994). Bitten wir die selige Laura, dass sie uns zu großem Mitleid mit den Sündern und zu einer kindlichen Liebe zu unserem Vater im Himmel inspirieren möge!