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26. September 2018 Hl. Kosmas und Damian |
Am 25. August 1845 stellte sich ein junger, noch nicht einmal zum Diakon geweihter Missionar bei Bischof Provencher vor, der damals für den Norden Kanadas zuständig war. „Ein Subdiakon! Ich brauche doch Priester!“, rief der Prälat. „Man schickt mir Kinder, ich brauche doch Männer!“ Dem „Kind“, das er mit diesen eher kühlen Worten empfing, vertraute Bischof Provencher bald seine riesige Diözese an. Damit begann die Evangelisierung Nordkanadas durch die Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (OMI).
Alexandre-Antonin Taché war das dritte Kind von Charles Taché und seiner Frau, Louise de la Broquerie. Zu seinen Vorfahren väterlicherseits zählte Louis Joliette (1645-1700), der Erforscher des Mississippi, mütter-licherseits die heilige Marguerite d’Youville, die Gründerin der sogenannten Grauen Schwestern. Alexandre wurde am 23. Juli 1823 in Fraserville in Québec geboren und noch am selben Tag getauft. Sein Vater starb bereits 1826. Seine Mutter heiratete nicht wieder und erzog ihre Kinder, unterstützt von einem unverheirateten Bruder, in Boucherville bei ihren Eltern. 1832 zog die Familie in das Herrenhaus von Sabrevois. Frau Taché war eine gebildete, wissensdurstige Frau, die ihre Kinder in die Botanik, die Astronomie, die Geschichte und die Philosophie einführte.
Die Wirkung eines Blickes
Im September 1833 kam Alexandre als Internatsschüler an das Saint-Hyacinthe-Kolleg, eines der Knabenseminare für Jugendliche aus Québec. Er war ein brillanter, allseits beliebter Schüler. Nach der Abschlussklasse wechselte er mit 18 Jahren an das Priesterseminar von Montreal. Der dortige Bischof, Msgr. Bourget, war damals gerade in Begleitung von sechs Missionaren der Makellosen Jungfrau Maria, die er vom Marseiller Bischof de Mazenod als Mitarbeiter bekommen hatte, aus Frankreich zurückgekehrt. Der Blick des jungen Seminaristen heftete sich sofort auf die Missionare. „Es gibt Blicke, die eine nachhaltige Wirkung auf eine ganze Existenz entfalten“, sagte er später. „Mein Blick auf die Patres … hat die Richtung meines Lebens entscheidend mitbestimmt.“ Denn durch ihn entdeckte er den Ruf, selbst Oblate zu werden. 1844 begann er neben seiner Tätigkeit als Mathematiklehrer in Saint-Hyacinthe, Theologie zu studieren, und informierte seine Mutter über sein Vorhaben. Diese war einverstanden, wurde jedoch kurz nach dem Eintritt ihres Sohnes in das Noviziat von Longueuil schwer krank. Für den Fall der Gesundung seiner Mutter gelobte der Novize, in die als besonders schwierig geltende Mission im Nordwesten Kanadas zu gehen; die Patientin wurde umgehend geheilt.
Die Fläche der Nordwest-Territorien Kanadas, auch Red-River-Gebiet bzw. „Ruperts Land“ genannt, war neunmal so groß wie die Frankreichs; die Anzahl der weißen Einwohner betrug lediglich 4 000. Sie wurden je nach ihrer Sprachzugehörigkeit „Engländer“ oder „Franzosen“ genannt, kamen jedoch aus völlig unterschiedlichen Ländern; die meisten arbeiteten für die Hudson’s Bay Company, eine Pelzhandelsgesellschaft, die enorme Gewinne abwarf und im Namen Englands über das Gebiet herrschte. Die indigene Bevölkerung zählte 15 000 Mischlinge, die sogenannten „Waldläufer“ -– allesamt hervorragende Reiter und geschickte Jäger. Ihre Alten hatten ihnen die Ankunft unverheirateter, schwarzgekleideter Männer angekündigt, die sie zu Gott führen würden; sie nahmen die Missionare daher freundlich auf und dienten ihnen als zuverlässige Führer. Die restlichen 50 000 Ureinwohner, die „Indianer“, lebten in fünf „Stämmen“. Sie betätigten sich als Fischer und Jäger und tauschten ihre Tierhäute an den Handels-posten der Hudson’s Bay Company gegen abendländische Ware ein. Die Flachlandindianer folgten den zahlreichen Bisonherden, die ihnen als billige Nahrungsquelle dienten; das enge Zusammenleben und das Fehlen einer geregelten Arbeit hatten bei ihnen einen extremen Sittenverfall zur Folge. Die Waldindianer hingegen lebten so gut wie immer in Kleingruppen und kämpften ständig um das Überleben; sie ließen sich gern zum Christentum bekehren.
Die Evangelisierung des Ruperts Landes hatte 1818 auf Initiative eines protestantischen Schotten, Lord Selkirk, begonnen. In der Überzeugung, dass nur die katholische Kirche das Überleben der englisch-französischen Kolonie sichern konnte, holte er Bischof Provencher, unterstützt von einigen Priestern, ins Land. Bald wurden die schlichte steinerne Kathedrale Saint-Boniface sowie der Bischofspalast errichtet. 1844 reiste Bischof Provencher nach Marseille, um den dortigen Bischof de Mazenod um Hilfe zu bitten. Dieser wies ihm Pater Aubert und Bruder Taché zu, der sich freiwillig für diese Mission gemeldet hatte.
Auf dem Wasser beten
Von Trois-Rivières (Québec) bis Saint-Boniface (heute eine Vorstadt von Winnipeg) waren 2000 km in Rindenbooten zurückzulegen – eine Reise von zwei Monaten. Unterwegs zelebrierten die Missionare die Sonntagsmesse an Land, sonst beteten sie auf dem Wasser. In jeder Handelsniederlassung wurde ein Zwischenhalt eingelegt, bei dem die Missionare von den Vertretern der Hudson’s Bay Company herzlich empfangen wurden. Als Bruder Taché sich 1845 bei Bischof Provencher vorstellte, wurde er erst umgehend zum Diakon, dann bald auch zum Priester geweiht. Noch vor seiner ersten Messe legte er seine Gelübde als Oblate ab. Den folgenden Winter verbrachte er am Bischofssitz, wo die jungen Missionare Intensivunterricht in der Sprache der Algonkin erhielten. Da die Indianer große Redner waren, mussten die Missionare eine perfekte Kenntnis ihrer Sprachen vorweisen, um einen nachhaltigen Einfluss auszuüben. Im folgenden Jahr wurden die Patres Taché und Laflèche 1600 km weiter nach Norden zur Ile-à-la-Crosse entsandt – mit dem Auftrag, möglichst weit vorzudringen zu den Stämmen, die sich dem Licht des Glaubens öffneten. Die Missionare ließen sich in der Handelsfestung nieder und weihten ihre Mission dem hl. Johannes dem Täufer. Pater Laflèche, der nicht so gut laufen konnte, errichtete eine Hütte, die den Missionaren als Unterkunft dienen sollte und legte einen Garten an.
Die Missionare verkündigten Christus, der den Konvertiten den Himmel versprach, und warnten vor der Sünde, die in die Hölle führte. Sie erklärten ihnen die Gebote der christlichen Moral, insbesondere im Hinblick auf die Ehe, zumal die bei den Indianern weit verbreitete Mehrehe ein Hindernis für den Empfang der Taufe darstellte. Die Liturgie wurde möglichst glanzvoll zelebriert, und alle waren eingeladen, ihr beizuwohnen. Sobald die ersten Holzkirchen an den Missionsposten errichtet waren, wurden sie von christlichen wie heidnischen Indianern voller Ehrfurcht aufgesucht. Die Missionare brachten den begabtesten Neubekehrten das Lesen bei, und diese verbreiteten ihre Kenntnisse weiter. So ließen die Patres später auch Gebetsbücher und einen Katechismus drucken. Die Grauen Schwestern, die sich 1844 den Patres angeschlossen hatten, kümmerten sich in ihren Waisenhäusern und Schulen um die Kindererziehung. Die materiellen und kulturellen Fortschritte verliehen dem Christentum Glaubwürdigkeit und halfen den Indianern, den Lehren der Missionare zu folgen.
Bei seinem Treffen mit Vertretern aus der Welt der Kultur im Collège des Bernardins in Paris am 12. September 2008 unterstrich Papst Benedikt XVI. den Grund für die Mission: „In der Tat haben die Christen der werdenden Kirche ihre missionarische Verkündigung nicht als Propaganda aufgefasst, die dazu dienen sollte, ihre eigene Gruppe zu vergrößern, sondern als eine innere Notwendigkeit, die aus dem Wesen ihres Glaubens folgte: Der Gott, dem sie glaubten, war der Gott aller, der eine, wirkliche Gott, der sich in der Geschichte Israels und schließlich in seinem Sohn gezeigt und damit die Antwort gegeben hatte, die alle betraf und auf die alle Menschen im Innersten warten. Die Universalität Gottes und die Universalität der auf ihn hin offenen Vernunft ist für sie der Grund der Verkündigung und zugleich die Verpflichtung dazu. Für sie gehörte ihr Glaube nicht der kulturellen Gewohnheit zu, die je nach Völkern verschieden ist, sondern dem Bereich der Wahrheit, die alle gleichermaßen angeht.“
Besitzlos und doch glücklich
1848 stieß der junge Oblatenpater Faraud zur Missions-station, in der es fromm, oft aber auch lustig zuging. „Es lebe der Norden und seine glücklichen Einwohner! Wir sind arm und völlig besitzlos, aber in unserer Hütte herrschen Glück und Zufriedenheit“, schrieb Pater Taché. Schon bald drohte jedoch die Revolution von 1848 die Unterstützungszahlungen aus Frankreich versiegen zu lassen; die Ordensleitung deutete in einem Rundbrief an, dass sie damit rechnete, die Missionare zurückrufen zu müssen. In Sorge um das ewige Heil ihrer Schäfchen erwiderten die Patres: „Verschaffen Sie uns Wein und Brot für den Altar; für unsere Kleidung mögen die wilden Tiere, für unsere Nahrung die Fische sorgen; aber rufen Sie uns bitte nicht zurück!“
Im folgenden Jahr wurde Pater Laflèche zu Bischof Provencher bestellt. Dieser fühlte bei ihm vor, ob er sein Koadjutor werden wolle; doch der Pater lehnte das Amt aufgrund seiner Gehbehinderung ab. „Ich habe ja noch Pater Taché“, dachte der Bischof, „aber er hat gerade erst angefangen. Gleichwohl ist er ein überaus begabter Mann, der das Land, die Mission und die Sprachen kennt. Zudem ist er Oblate, und allein die Oblaten opfern bereitwillig ihr ganzes Leben für so schwierige Missionen … Er ist nur 27 Jahre alt, aber das ist ein Makel, von dem der Heilige Stuhl dispensieren kann ….“ Bald wurde in Rom die Ablösung des bisherigen Koadjutors beantragt und gleichzeitig Bischof de Mazenod darüber informiert. Letzterer erhielt den Brief jedoch erst nach der offiziellen Ernennung Pater Tachés durch Rom. Kurz zuvor hatte er eigentlich beschlossen, die Oblaten aus der Mission in den Nordwest-Territorien abzuberufen, doch nun setze er seine Entscheidung aus und bestellte Pater Taché zu sich. Nach einer langen Reise begegnete der Missionar zum ersten Mal dem Oberhaupt seiner Ordensfamilie. Dieser empfing ihn mit den Worten: „Du wirst Bischof.“ – „Euer Hochwürden, ich möchte Oblate bleiben.“ – „Wie? Schließt die Erfüllung durch das Priesteramt etwa die Vollkommenheit, die ein Ordensmann erstreben muss, aus? … Du wirst Bischof, ich will es; ich ernenne dich auch zum regulären Oberen der Unseren am Red River.“ Als sein Gegenüber daraufhin in Tränen ausbrach, fügte der Bischof hinzu: „Tröste dich, mein Sohn. Du bist ohne mein Wissen erwählt worden, aber deine Wahl rettet die Mission, für die ihr so viel gearbeitet habt … Ich war bereits entschlossen, euch alle abzuberufen, als ich von deiner Ernennung zum Bischof erfuhr. Ich will, dass du wie ich dem Papst gehorchst. Zum Trost werde ich dich selbst weihen.“ Die Bischofsweihe fand am 23. November 1851 in Viviers statt. Nach einer Wallfahrt nach Rom und einer Vortragsreise zugunsten seiner Mission kehrte Bischof Taché nach Kanada zurück.
Minus 40 Grad
In den fünf folgenden Wintern legte der neue Bischof die 700 km zwischen den Missionsstationen am Caribou-See und am Saint-Anne-See jedesmal in Schneeschuhen zurück, und stieß sogar bis zum Atha-baska-See vor. Auf einer dieser Reisen schlief er 63 Nächte bei Temperaturen unter minus 40 Grad unter freiem Himmel. Auf der Ile-à-la-Crosse entdeckte er, dass während seiner Abwesenheit manch ein Indianer zum Abfall vom wahren Glauben verleitet worden war. Er suchte einen nach dem anderen persönlich auf und führte ihn für immer zum Glauben zurück. An den Missionsstationen nutzten der Bischof und seine Begleiter ihre Zeit zum Beten, Lernen, für die Seelsorge sowie die tätige Mithilfe in der Landwirtschaft. Zuweilen wurden die Früchte langjähriger Arbeit durch Brände, die Ernte von Heuschreckenschwärmen vernichtet. In solchen Fällen machte sich Bischof Taché zum Bettler: Er reiste in den Osten Kanadas, ja sogar bis nach Europa, und bat um Spenden zum Überleben und für den Wiederaufbau.
Das Transportproblem war lebenswichtig für die Missionen. Bischof Taché wachte persönlich über die Verladung und Verteilung der Güter: Er war sich bewusst, dass jede Verspätung bzw. jeder Verlust eine zusätzliche Belastung für seine Missionare bedeutete. Zunächst stützte er sich auf die Hudson’s Bay Company, die aber ihre Monopolstellung missbrauchte; so gab er sich alle Mühe, neue Wege zu erschließen und ein unabhängiges Verkehrssystem zu etablieren. 1858 wurde in Nordkanada das erste Dampfschiff in Betrieb genommen, bald danach fuhren auch die ersten Eisenbahnen.
Welche Arbeit!
Als er 1865 die Mission von Saint-Albert besichtigte, sagte der Bischof voller Stolz: „Es ist noch keine vier Jahre her, dass dieser Ort ausgewählt wurde, und welche Arbeit ist schon vollbracht! Es wurden schöne Neubauten hochgezogen; weite und gut bearbeitete Felder werfen bereits reiche Ernte ab. Die Häusergruppe rund um das Haus des Herrn beherrscht die Landschaft; das Flüsschen überquert man über eine schöne Brücke; der See zu Füßen des Berges versorgt uns mit Bauholz; wir wissen nicht, was wir am meisten bewundern sollten: die Schönheit des Landes oder die gewaltige Arbeit seiner Apostel … Und doch behaupten die Traumtänzer absurder Systeme, dass Priester aus der Zeit gefallen seien. Dann sollen sie doch kommen, diese Feinde der Offenbarung. Es gibt genug Finsternis hier, jeder kann sein System erproben; sollen sie doch den unwissenden Indianern mehr Dienste erweisen als ein armer Priester; sollen sie mehr Leute schneller zivilisieren: Dann werden wir ihnen ihren reformerischen Auftrag abnehmen. Aber solange sie die vom Christentum in die Welt gesäten Wohltaten genießen, dürfen sie weder gegen Gott, noch gegen sein heiliges Gesetz und seine geweihten Diener lästern!“
In seiner Enzyklika Redemptoris missio hob der hl. Johannes-Paul II. insbesondere den zivilisatorischen Aspekt der kirchlichen Missionsarbeit hervor: Die Missionare arbeiteten „mit ihrer liebevollen Gegenwart und ihrem demütigen Dienst in Schulen, Gesundheitszentren … für die ganzheitliche Entwicklung der Person und der Gesellschaft … Es sind in der Tat Werke der Nächstenliebe, die Zeugnis ablegen für die Seele jeglicher missionarischen Aktivität: die Liebe. Sie ist das Prinzip, das alles Handeln leiten, und das Ziel, auf das es sich ausrichten muss“ (7. Dezember 1990, Nr. 60).
Aufgrund der erfolgreichen Missionierung im Norden Kanadas in den 1860-er Jahren bekam Bischof Taché von Rom die Gründung neuer Bistümer genehmigt. Er selbst wurde 1871 ungeachtet seiner nachlassenden Gesundheit zum Erzbischof ernannt. Er legte größten Wert darauf, sowohl im Geiste als auch im Herzen Einheit mit den neuen Bischöfen zu pflegen. Deren Verantwortung und die schweren Probleme, auf die sie trafen, sorgten mitunter jedoch für Zwietracht. Bischof Taché schrieb an einen seiner Bischöfe: „Wir hätten es nötig, einiger zu sein, und wir sind jeden Tag zerfallener … Sie würden, glaube ich, der Kirche einen unermesslich großen Dienst erweisen, wenn Sie sich für die Einigung der Bischöfe einsetzten.“ Die Einigkeit unter den Missionsbischöfen ist eine lebenswichtige Notwendigkeit für die Evangelisierung, wie auch für alle christlichen Gemeinschaften; sie ist die Antwort auf Jesu Gebet: Alle sollen eins sein, Vater, … damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast (Joh 17,21).
Eine heikle Mission
1870 nahm Bischof Taché am Ersten Vatikanischen Konzil teil. Bald danach betraute ihn die kanadische Regierung mit einer heiklen diplomatischen Mission. Die Gebiete um den Red River waren von der Hudson’s Bay Company gerade an die Kanadische Konföderation abgetreten worden und sollten in eine Provinz Manitoba umgewandelt werden. Trotz der dringenden Warnungen Bischof Tachés, der Unruhen befürchtete, wenn man die Bevölkerung nicht entsprechend vorbereite, wurde das Vorhaben ohne deren Einbeziehung durchgeführt. Als die Abgesandten der föderalen Regierung das Land in Besitz nehmen wollten, stießen sie vor Ort auf eine von den Einheimischen etablierte provisorische Regierung. Die Regierung wollte einen Bürgerkrieg vermeiden und bat Bischof Taché zu vermitteln. Er hatte zunächst Erfolg, indem er eine Generalamnestie versprach. Auf politischen Druck seitens englischsprachiger Kreise aus Ontario widerrief die Regierung jedoch die mündlichen Zusagen des Bischofs und provozierte dadurch einen Aufstand, der dann von der Armee niedergeschlagen wurde.
Die Schulen lagen Bischof Taché stets ganz besonders am Herzen. Als ihm einige Politiker vorwarfen, nicht genug für das Erziehungswesen getan zu haben, erwiderte er: „Ich fürchte mich nicht zu behaupten, dass jeder vernünftige und unparteiische Mensch, der sich anschaut, was wir tun, zugeben muss: Das erreichte Ergebnis übertrifft das, was unsere Mittel uns gestatten. Tatsache ist: Wenn wir nicht über aufopfernde Leute verfügten, die sich unentgeltlich dieser ebenso mühseligen wie verdienstvollen Aufgabe widmen, so wäre es uns absolut unmöglich, unsere Schulen zu betreiben.“ Bis Ende der 1880-er Jahre garantierte das Schulsystem der jeweiligen Bevölkerung, die ihre Schulen selbst finanzierte, einen konfessionellen (katholischen oder protestantischen) Unterricht in ihrer Sprache. Danach wurde von der Gesetzgebung jedoch ein nichtkonfessionelle, zentral finanziertes Bildungssystem in der Sprache der Mehrheit bevorzugt. 1888 sagte der Premierminister Bischof Taché zwar ein Festhalten an unabhängigen Schulen und an der Zweisprachigkeit zu; doch diese Zusage wurde 1890 gebrochen, 1892 sogar öffentlich geleugnet. Der Bischof musste daher den Untergang des Werkes hinnehmen, das ihm teurer gewesen war als sein Leben. Im Zeichen dieses Kreuzes vollendete Bischof Taché am 22. Juni 1894 sein irdisches Leben, das ganz dem Heil der Seelen geweiht war, die er so sehr geliebt hatte. Gleichwohl war ihm als Missionar die Freude zuteil geworden, die Fortschritte der Evangelisierung und die Bekehrung vieler Heiden mitzuerleben.
Beim Weltmissionstag 2013 schrieb Papst Franziskus: „Wir sollten immer den Mut und die Freude verspüren, die Begegnung mit Christus respektvoll vorzuschlagen und Boten seines Evangeliums zu sein. Jesus ist zu uns gekommen, um uns den Weg des Heils zu weisen, und er hat auch uns den Auftrag erteilt, diesen Weg allen bekannt zu machen, bis an die Grenzen der Erde … Denn in einer solchen Perspektive ist es wichtig, nie das Grundprinzip jedes Glaubensboten zu vergessen: Man kann Christus nicht ohne die Kirche verkünden. Evangelisieren ist nie ein isoliertes, individuelles, privates Handeln, sondern immer ein kirchliches Handeln. Paul VI. schrieb: ‚Auch der einfachste Prediger, Katechist oder Seelsorger, der im entferntesten Winkel der Erde das Evangelium verkündet, seine kleine Gemeinde um sich sammelt oder ein Sakrament spendet, vollzieht, selbst wenn er ganz allein ist, einen Akt der Kirche.’ Er ist ‚nicht auf Grund einer Sendung, die er sich selber zuschreibt, oder auf Grund einer persönlichen Anregung tätig, sondern in Verbindung mit der Sendung der Kirche und in ihrem Namen’ (Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi, 8. Dezember 1975, Nr. 60). Dies gibt der Mission Kraft und lässt jeden Missionar und Glaubensboten spüren, dass er nie allein ist, sondern Teil eines einzigen vom Heiligen Geist beseelten Leibes“ (Botschaft vom 19. Mai 2013).
Das Vorbild Bischof Tachés ermutigt uns, den besonderen Auftrag zu erfüllen, den der Herr jedem einzelnen von uns anvertraut. Durch die demütige Erfüllung unserer Standespflichten bauen wir mit an der Kirche – zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen. Lasst uns nicht müde werden, Gutes zu tun, solange wir Zeit dazu haben (vgl. Gal 6, 9-10).