Brief

Blason   Abtei Saint-Joseph de Clairval

F-21150 Flavigny-sur-Ozerain

Frankreich


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24. November 2021
hl. Johannes vom Kreuz


Lieber, verehrter Freund der Abtei Saint-Joseph,

Kann in einem Land, das Religionsfreiheit garantiert und in dem sich 80 % der Bevölkerung zum Christentum bekennen, jemand wegen seines Glaubens an Jesus Christus getötet werden? Offenbar ja: Vor wenigen Jahren hat Benedict Daswa, ein überzeugter Katholik aus Südafrika, so sehr der Denkweise seiner Mitbürger zuwidergehandelt, dass er sein Leben dabei ließ; denn diese führten Wetterkatastrophen, Krankheiten und Tod nicht auf das Zusammenspiel natürlicher Ursachen zurück, sondern vielmehr auf das Wirken böser Geister, die von Menschen gelenkt werden. Der Familienvater Daswa wurde am 13. September 2015 von Kardinal Angelo Amato seliggesprochen. „Benedicts Seligsprechung ist ein Segen für die ganze Kirche, für Südafrika wie für ganz Afrika“, sagte er. „Sein Name Tshimangadzo bedeutet ‚Wunder’, und er war ein wahres Wunder Gottes. Der Heilige Geist hat den jungen Südafrikaner zu einem echten Helden des Evangeliums gemacht, ähnlich den ersten Märtyrern der Kirche, die den Glauben durch ihr Gebet und ihre Vergebungsbereitschaft ihren Feinden gegenüber mutig verteidigt haben.“

Benedict Daswa wurde am 16. Juni 1946 im Dorf Mbahe in der Provinz Transvaal geboren. Die Gegend wurde zunächst von protestantischen, später auch von katholischen, vor allem irischen Missionaren evangelisiert. Das Standesamt registrierte das Kind als Tshimangadzo Samuel Daswa Bakali, wobei Samuel der von der englischen Verwaltung vorgeschriebene christliche Name, Daswa der Familienname und Bakali der Clanname war. Nach ihm bekamen seine Eltern Petrus und Ida noch vier weitere Kinder. Die Familie hing der traditionellen animistischen Religion an, die allen natürlichen Phänomenen eine Seele zuschreibt, verehrte die Vorfahren und wandte zuweilen auch spiritistische Praktiken an. Benedicts Eltern waren Bauern und Viehzüchter, wobei der Vater nebenbei auch im Bau- und Holzhandwerk tätig war, um die mageren Erträge seines Bauernhofes zu ergänzen. Unser Vater „zeigte uns, dass wir zu Hause und für unseren Lebensunterhalt hart arbeiten mussten“, berichtete eine der Töchter. „Gleichzeitig schärfte er uns ein, dass wir einander lieben müssen, sogar die Kinder, die nicht zur Familie gehörten.“ Benedict war ein respektvoller, folgsamer Sohn.

Herz des Hauses war Benedicts Mutter, eine großherzige, liebevolle Frau. Sie half bei der Feldarbeit mit, braute Bier und verkaufte gebrauchte Kleidung, um die Haushaltskasse aufzubessern. Nachdem sie sich – dem Beispiel ihres Sohnes folgend – zum Katholizismus bekehrt hatte, wurde sie eine tiefgläubige Katholikin, eine schlichte, demütige und stets hilfsbereite Frau. Wenn ihre Kinder darüber klagten, dass sie nicht genug zu essen hatten, erwiderte sie: „Wir müssen das Wenige, das wir haben, mit den Bedürftigen teilen.“ Benedicts Bruder beschrieb den Geist der Familie folgendermaßen: „Alle sollen willkommen sein! Wenn wir nicht genug Betten haben, so treten wir unsere den Gästen ab und schlafen auf dem Boden: Das ist so in unserer Kultur. Wenn wir nicht genug zu essen haben, geht alles, was wir haben, an die Gäste, und wir essen, was übrig bleibt.“

Eine klare, unmissverständliche Absage

Vor seiner Einschulung hütete Benedict das Vieh; zudem überließ ihm sein Vater ein kleines Beet im Garten der Familie, wo er selbst Obst und Gemüse anbauen konnte. 1957 wurde der Junge eingeschult und besuchte dann von 1962 bis 1965 eine weiterführende, von der Heilsarmee betriebene Schule. 1968 schloss er seine schulische Laufbahn an einer Oberschule ab und erwarb 1970 nach einer kurzen Ausbildung ein Lehrerdiplom. Während der gesamten Schulzeit wurde er von seinem Onkel Franck Gundula unterstützt, der in Johannesburg arbeitete. Über einen katholischen Freund entdeckte er bereits als Schüler die Schönheit und Wahrheit des katholischen Glaubens. Ein Katechet, der sonntags eine Gruppe von Katechumenen unter einem Feigenbaum versammelte, machte ihn mit den Grundlagen des Glaubens vertraut. Nach zwei Jahren Unterricht wurde der junge Mann am 21. April 1963 vom Augustinerpater O’Brien auf den Namen Benedict getauft; drei Monate später, am 21. Juli, empfing er die Firmung. Benedict wandte sich anschließend an Pater Patrick („Paddy“) O’Connor, der sein geistlicher Mentor wurde. Der Pater berichtet: „Er kam auf der Suche nach Arbeit in die Mission; da wir nichts für ihn hatten, boten wir ihm finanzielle Unterstützung bis zum Abschluss seines Studiums an. Er lehnte ab und sagte, er würde nach Sihasa gehen und zusehen, ob er dort Arbeit finden könne.“ Er fand eine Anstellung als Putzhilfe in einem Krankenhaus. Doch eines Tages gab ihm sein Arbeitgeber zu verstehen, dass er die katholische Kirche verlassen und seine eigene (protestantische) Religion annehmen müsse, wenn er die Stelle behalten wolle. Von Benedict kam umgehend eine klare, unmissverständliche Absage. „Er kehrte in die Mission zurück“, sagte Pater Patrick, „und diesmal nahm er das Geld an. Ich sagte ihm, dass er es uns später zurückgeben könne, das wäre gut. Er hat es dann auch getan, und noch viel mehr.“

Benedicts Treue zu seinen christlichen Pflichten unter der gnadenreichen Wirkung des Heiligen Geistes ist ein Vorbild für das christliche Heldentum, das der hl. Johannes Paul II. später so beschrieb: Es gibt „ein kohärentes Zeugnis, das alle Christen täglich zu geben bereit sein sollen, auch auf Kosten von Leiden und schweren Opfern. In der Tat ist der Christ angesichts der vielfältigen Schwierigkeiten, welche die Treue zur Unbedingtheit der sittlichen Ordnung auch unter den gewöhnlichsten Umständen verlangen kann, mit der im Gebet erflehten göttlichen Gnade zu mitunter heroischem Bemühen aufgerufen, wobei ihn die Tugend des Starkmutes stützen wird, mit deren Hilfe er - wie der heilige Gregor der Große lehrt - sogar die Schwierigkeiten dieser Welt im Blick auf den ewigen Siegespreis lieben kann“ (Enzyklika Veritatis splendor, 6. August 1993, Nr. 93). Wer mit mir gehen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten (Mk 8,34-35).

Freude an der Arbeit

Benedict war Lehrer aus Berufung. „Er hat diesen Beruf gewählt, weil er Kinder liebte und sie darauf vorbereiten wollte, verantwortungsvolle Persönlichkeiten zu werden“, sagte seine Schwester. Zunächst unterrichtete er an einer Grundschule. 1973 erwarb er als Fernstudent auch ein Diplom für weiterführende Schulen. Er brachte den Kindern gutes Benehmen, gegenseitige Rücksichtnahme, Respekt vor dem Gesetz und vor dem Alter sowie Wahrheitsliebe bei. Kinder aus armen Familien ließ er gegen Bezahlung in seinem Gemüsegarten arbeiten, damit sie sich Schulbücher und  - uniformen kaufen oder einfach nur weiter die Schule besuchen konnten. Er war überzeugt, dass man Kinder daran gewöhnen musste, selbst zu arbeiten und nicht von Almosen zu leben.

„Der Mensch, der arbeitet, egal welcher Aufgabe er nachgeht, arbeitet mit Gott selbst zusammen und wird ein wenig zu einem Schöpfer der Welt, die uns umgibt“, schreibt Papst Franziskus. „Die Krise unserer Zeit, die eine wirtschaftliche, soziale, kulturelle und geistliche Krise ist, mag allen ein Aufruf sein, den Wert, die Bedeutung und die Notwendigkeit der Arbeit wieder neu zu entdecken, um eine neue ‚Normalität’ zu begründen, in der niemand ausgeschlossen ist. Die Arbeit des heiligen Josef erinnert uns daran, dass der menschgewordene Gott selbst die Arbeit nicht verschmähte (Apostolischer Brief Patris Corde, 8. Dezember 2020, Nr. 6).

Zuerst ein Gebet

Benedict war bescheiden und wollte nicht, dass seine guten Taten bekannt werden. Er sorgte z.B. dafür, dass bedürftige Eltern eine finanzielle Unterstützung erhielten, und suchte alle Familien, deren Kinder nicht länger zur Schule gehen wollten, persönlich auf. 1978 wurde er Schuldirektor in Nweli; er ließ dort fünf zusätzliche Klassenräume bauen, führte Schuluniformen sowie Schulspeisung für die Kinder ein und ließ einen Schulgarten anlegen; er förderte auch jede sportliche und musikalische Aktivität in der Schule wie im Dorf. Für die Jungen stellte er ein Fußballteam auf die Beine, wobei er sowohl Doping als auch das Tragen von Amuletten missbilligte. In der Schule war er ein anspruchsvoller Direktor, der sowohl von den Schülern als auch von den Lehrern tadelloses professionelles und moralisches Benehmen erwartete. An der Schule entstand ein Unterstützerkreis, den man bei Schwierigkeiten um Hilfe bitten konnte. Benedict bestand vor allem bei den Lehrern auf Pünktlichkeit: „Wenn wir bei den Kindern Disziplin erreichen wollen, müssen wir selbst diszipliniert und ehrlich bei der Arbeit sein; wir dürfen die Schule nicht vorzeitig verlassen.“ Eines Tages verstieß ein Lehrer gegen diese Richtlinie: Benedict fuhr ihm im Auto nach und holte ihn in die Schule zurück, damit er sich für den nächsten Tag ordnungsgemäß vorbereiten konnte; anschließend brachte er ihn selbst nach Hause. Benedict wurde zunächst Mitglied im Lehrerverband von Transvaal, später sogar Sekretär seiner Ortsgruppe. Die Versammlungen des Verbandes eröffnete er stets mit einem Gebet, selbst wenn er es allein sprechen musste, weil sich sonst niemand dazu bereit fand; er stellte seinen Glauben nicht zur Schau und wollte ihn anderen keineswegs aufdrängen, aber er versteckte ihn auch nicht.

Nach dem Tod seines Vaters sorgte er durch seine Arbeit für den Unterhalt der Familie und auch dafür, dass mehrere Familienangehörige studieren konnten. 1974 heiratete er Shadi Eveline Monyai (gest. 2008); das Paar bekam acht Kinder. Benedict machte sich freiwillig zum Gespött der Leute, indem er die traditionellen Geschlechterrollen missachtete, selber Wasser vom Fluss holte, die Wäsche der Kinder wusch und seiner Frau bei der Hausarbeit half; er ermunterte auch seine Söhne, es ihm gleichzutun: „Männer dürfen von ihren Frauen nicht alle Arten von persönlichen Dienstleistungen erwarten, wenn diese bereits mit ihren Aufgaben im Haushalt ausgelastet sind“. Sein Benehmen war so ungewohnt, dass manch einer ihn sogar für verhext hielt. Benedict baute eigenhändig ein Haus aus Ziegelsteinen für seine Familie und pflegte überaus herzliche Beziehungen zu seinen Kindern. Sein Ältester, der zum Zeitpunkt seines Todes eine weiterführende Schule besuchte, sagt über das letzte Gespräch mit ihm: „Er fuhr mich mit dem Auto zur St.-Brendan-Schule, und wir hatten ein längeres Gespräch. Dann sprachen wir zusammen ein Gebet und umarmten uns.“

Eine persönliche Verantwortung

Der Glaube an Jesus Christus war für Benedict Daswa die Quelle, die das Leben der Familie speisen sollte, damit diese eine wahre „Hauskirche“ (vgl. Katechismus, Nr. 1656) werden könne. „Er brachte uns bei, wie man den Rosenkranz betet, die Bibel liest und der Messe folgt. Er ermunterte uns, an den Gemeinde-aktivitäten für Jugendliche teilzunehmen“, berichtete eine seiner Töchter später. Benedicts Schwägerin erinnert sich: „Was ich von den Beziehungen unter den Mitgliedern seiner Familie mitbekommen habe, war vorbildlich. Die Kinder wurden dazu erzogen, niemals vor dem Benedicite zu essen, für die Mahlzeiten Dank zu sagen, und morgens beim Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen zu beten.“ Ein Katechet, der bei den Daswa zu Gast sein durfte, berichtet: „Bevor die Familie zu Bett ging, versammelte sie sich. Der Vater las einen Abschnitt aus der Bibel vor; dann sangen alle, wir leisteten Abbitte und beteten ein Vaterunser sowie ein Gegrüßet seist du, Maria. Benedict und Eveline haben den Glauben an ihre Kinder weitergegeben; das war für sie eine Verantwortung, die sie an niemanden abgeben wollten.“ Benedict organisierte auch Zusammenkünfte im Freundeskreis mit gemeinsamen Weihnachtsfeiern und gegenseitigen Essenseinladungen.

„Die Eltern sind die ersten und wichtigsten Erzieher ihrer Kinder. Im Schoß der Familie sollen die Eltern durch Wort und Beispiel für ihre Kinder die ersten Glaubensboten sein und die einem jeden eigene Berufung fördern, die geistliche aber mit besonderer Sorgfalt“ (Katechismus, Nr. 1653 und 1656).

Das ganze Leben Benedicts, sowohl das private als auch das öffentliche, stand unter dem Einfluss seiner Beziehung zu Christus. Viele Leute waren beeindruckt, wenn sie den Herrn Direktor zu Hause seiner Frau helfen oder im Garten arbeiten sahen. Einmal bat ihn ein zum Direktor beförderter Kollege um seinen Rat. „Sprechen wir erst einmal ein Gebet“, antwortete Benedict; er schlug seine Bibel auf, las ein paar Verse vor und bat Gott, ihnen während ihrer Begegnung den Weg zu weisen. „Sei demütig!“, sagte er dann. „Ein Schul-direktor muss demütig sein.“ So riet bereits der hl. Petrus den ersten Christen:  Ihr sollt einander verbunden sein in demütigen Sinn (1 Petr 5,5).

Benedict engagierte sich auch als Katechet. Schwester Angela, die Koordinatorin der religiösen Unterweisung in der Gemeinde, war tief beeindruckt von der Heiligkeit seines Lebens: „Ich gehe soweit zu sagen, dass alles an ihm christlich war. Er sprach nicht viel über seinen Glauben, aber er lebte davon.“ War kein Pfarrer verfügbar, leitete Benedict zuweilen die sonntägliche Andacht; er gehörte zudem einem kleinen Kreis von Christen an, die sich gelegentlich bei ihm zu Hause versammelten, um gemeinsam den Rosenkranz zu beten und Gottes Wort zu hören. Die Verkündigung des Evangeliums klappte für ihn nur über fest verankerte und lebendige Pfarrgemeinden. Als ein Gemeinderat eingerichtet wurde, wurde er zu dessen Vorsitzendem gewählt. Er beteiligte sich am Bau der Himmelfahrtskirche in Nweli, die Maria, der Patronin Südafrikas, geweiht war, und transportierte sogar Baumaterial dafür in seinem Privatwagen. Dank seines Einflusses halfen die Jugendlichen der Umgebung ebenfalls mit. Seine Freizeit war mit karitativer Tätigkeit ausgefüllt: Besuch bei Kranken und Bedürftigen, aber auch bei Katholiken, die sich von der Kirche abgewandt hatten. Wurde er gebeten, bei häuslichen Streitigkeiten zu schlichten, so rief er zunächst seine eigene Familie zusammen und ließ sie für das zerstrittene Paar zu beten. „In schwierigen Fällen forderte er uns sogar zum Fasten auf“, berichtete seine Tochter. Oft gelang es ihm dank seines Einflusses, Frieden zu stiften.

Eine „kompromittierende“ Haltung

Benedict war auch Sekretär des traditionellen Dorfrates. Der Ortsvorsteher schätzte seine Meinung und begegnete ihm mit Hochachtung. Doch Benedict wurde wegen seiner Lebensführung auch vielfach angefeindet; man verurteilte ihn, weil er sich von der animistischen Tradition abgewandt und den christlichen Glauben angenommen hatte. Seine klare Absage an die Hexerei zog ihm im Dorfrat Feindschaften zu; seine Erfolge, um die ihn viele beneideten, wurden ebenso wie die Fruchtbarkeit seines Gemüsegartens auf Zauberei zurückgeführt.

„Sämtliche Praktiken der Magie und Zauberei, mit denen man sich geheime Mächte untertan machen will, um sie in seinen Dienst zu stellen und eine übernatürliche Macht über andere zu gewinnen - sei es auch, um ihnen Gesundheit zu verschaffen -‚ verstoßen schwer gegen die Tugend der Gottesverehrung“, schreibt der Katechismus. „Solche Handlungen sind erst recht zu verurteilen, wenn sie von der Absicht begleitet sind, anderen zu schaden, oder wenn sie versuchen, Dämonen in Anspruch zu nehmen. Auch das Tragen von Amuletten ist verwerflich. Spiritismus ist oft mit Wahrsagerei oder Magie verbunden. Darum warnt die Kirche die Gläubigen davor. Die Anwendung sogenannter natürlicher Heilkräfte rechtfertigt weder die Anrufung böser Mächte noch die Ausbeutung der Gutgläubigkeit anderer“ (Katechismus, Nr. 2117).

Ein paar Cent

Zwischen November 1989 und Januar 1990 kam es in Benedicts Dorf mehrfach zu Blitzschlägen und Bränden. Die „Ältesten“ behaupteten, das alles sei nicht auf natürliche Ursachen, sondern auf Hexerei zurückzuführen. Die Verantwortung dafür wurde vielfach dem christlichen Lehrer zugeschoben. Um sich Gewissheit zu verschaffen, beschloss der Dorfrat, einen berühmten Zauberer um Rat zu fragen; jedes Familienoberhaupt wurde aufgefordert, sich an den Kosten für dessen Honorar zu beteiligen. Benedict weigerte sich, den geforderten Betrag von 5 Rand (weniger als 50 Eurocent) zu bezahlen. Er versuchte dem Dorfvorsteher und seinen Beratern zu erklären, dass Blitze und Stürme natürliche Phänomene seien, dass die Suche nach Schuldigen unweigerlich zum Mord an Unschuldigen führen werde und dass er aufgrund seines Glaubens an Jesus die Entscheidung nicht mittragen könne. Seine Weigerung wurde als Zeichen seiner Schuld gewertet. Benedict war sich der Gefahr bewusst und bat seine Freunde, für ihn zu beten; am Sonntag vor seiner Ermordung verbrachte er besonders viel Zeit mit seiner Bibel und betend in der Kirche. Am 25. Januar 1990 kam es zu einem überaus heftigen Sturm; der Blitz schlug in mehrere strohgedeckte Hütten ein. Am 28. rief der Dorfvorsteher den Rat zusammen, der, noch bevor Benedict dazukam, die Frage des Blitzes erörterte. Man beschloss, die für die Konsultation des Zauberers notwendige Summe einzusammeln. Als Benedict das hörte, wiederholte er seine Weigerung, sich daran zu beteiligen.

Am 2. Februar, dem Fest der Darstellung des Herrn im Tempel, fuhr Benedict seine Schwägerin mit ihrem kranken Baby im Auto zum Arzt. Auf der Rückfahrt bat ihn ein mit einem schweren Sack beladener junger Mann, ihn nach Hause zu fahren. Nachdem er den jungen Mann abgesetzt hatte, lenkte Benedict seinen Wagen bei hereinbrechender Dunkelheit in Richtung seines Dorfes, als plötzlich ein Baumstamm und große Steine ihm den Weg versperrten. Sobald er aus dem Auto stieg, wurde er von jungen Männern mit Steinen beworfen. Verletzt und blutüberströmt floh er in ein Haus, musste es jedoch bald wieder verlassen, da die Angreifer drohten, das Gebäude in Brand zu setzen. Vergeblich bat er um Gnade; immerhin konnte er erreichen, dass man ihm noch einen Augenblick zum Beten gewährte. Sobald er niederkniete, versetzte ihm ein junger Mann einen Keulenschlag, der ihm den Schädel zertrümmerte. Ein anderer übergoss ihn mit kochendem Wasser. So starb dieser vorbildliche Laie im Alter von 45 Jahren.

Bei der Seligsprechung Benedict Daswas in der Kirche von Nweli, an deren Bau er selbst beteiligt gewesen war, sagte der Bischof der Diözese Tzaneen, Msgr. Rodrigues: „Benedict lebte in einem Geist der Freiheit, der auf der Freiheit Jesu Christi gründete. Der Glaube hat ihn von der Angst vor Zauberei, vor bösen Geistern und dunklen Mächten befreit. In Wahrheit bezeugen sein Leben und sein Sterben, dass Hexerei und jede Form von Hellseherei sinnlos und eine Last sind, da sie den durch Angst und Unwissenheit geprägten menschlichen Geist versklaven.“ Die Freiheit entfaltet im Menschen eine Kraft zu Wachstum und Reife in Wahrhaftigkeit und Güte. Entscheidet man sich für den Ungehorsam und das Böse, so ist das ein Missbrauch der Freiheit und macht uns zu Sklaven der Sünde (vgl. Röm 6,17). Die Freiheit wird erst vollkommen, wenn sie von Gott gelenkt wird. Jesus Christus ist gekommen, um uns den Weg zur wahren Freiheit zu weisen. Davon müssen wir durch unsere Treue zum Evangelium Zeugnis ablegen: „Die Treue der Getauften ist eine entscheidende Voraussetzung zur Verkündigung des Evangeliums und für die Sendung der Kirche in der Welt. Damit die Heilsbotschaft vor den Menschen ihre Wahrheits- und Ausstrahlungskraft zeigen kann, muss sie durch das Lebenszeugnis der Christen beglaubigt werden“ (Katechismus, Nr. 2044). Möge der selige Benedict Daswa für uns die Gnade erwirken, dass wir durch unser ganzes Leben Christus bezeugen, damit Gott in allen Dingen verherrlicht werde!

Dom Antoine Marie osb

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