Brief

Blason   Abtei Saint-Joseph de Clairval

F-21150 Flavigny-sur-Ozerain

Frankreich


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15. September 2021
Gedächtnis der Schmerzen Mariens


Lieber, verehrter Freund der Abtei Saint-Joseph,

Pater Joseph Vaz war ein großer Missionarspriester und ist Teil jener nahezu unendlichen Reihe leidenschaftlicher Verkünder des Evangeliums, die zu allen Zeiten ihre Heimat verließen, um fremden Völkern das Licht des Glaubens zu bringen“, sagte der heilige Johannes Paul II. am 21. Januar 1995. „Pater Vaz war ein würdiger Erbe des hl. Franz-Xaver; er war ein echter Sohn Goas (Indien) und der Stadt, in der er geboren ist und die sich durch eine lange christliche und missionarische Tradition auszeichnet. Pater Vaz war ein Sohn Asiens, der in Asien missioniert hat. Die Kirche braucht heute solche Männer und Frauen, die von allen Kontinenten stammen“ (Seligsprechungspredigt). 2015 wurde Josef Vaz heiliggesprochen.

Joseph wurde als das dritte der sechs Kinder seiner Familie am 21. April 1651 in Benaulim in der damals in portugiesischem Besitz befindlichen indischen Provinz Goa geboren. Seine Eltern, die beide ursprünglich aus der höchsten Kaste der Brahmanen stammten, waren tiefgläubige Katholiken. Der Junge wurde 8 Tage nach seiner Geburt auf den Namen Joseph getauft. Neben dem muttersprachlichen Unterricht lernte er in der Schule auch Portugiesisch und Latein. Überraschend für die Seinen, zeigte er eine Neigung zur Kasteiung, insbesondere was das Essen anging. Hörte er zur Mittagszeit einen Armen um Almosen bitten, gab er ihm geschwind und möglichst unbemerkt von den Eltern seine Portion ab. Er zog sich gern zum Beten zurück und äußerte bereits früh den Wunsch, Priester zu werden. Erfreut über diese frühe Berufung, schickte ihn sein Vater zunächst auf das Jesuitenkolleg St. Paul nach Goa, später zum Studium der Philosophie und Theologie auf das Thomas-von-Aquin-Seminar der Dominikaner. Bei seinen Examina bekam er die besten Noten. Der Erzbischof von Goa weihte ihn 1676 zum Priester. Bald danach begann Joseph, stets barfuß zu gehen und wie die Armen zu leben. 1677 weihte er sich zum „Knecht der Jungfrau Maria“.

Ein geheimnisvolles Licht

Pater Vaz wollte auf der Insel Ceylon (heute Sri Lanka) als Missionar wirken, doch seine Oberen hielten die Lage dort für zu gefährlich und entsandten ihn nach Canara im Südosten Indiens, wo gerade ein Konflikt zwischen dem „Padroado“ (der portugiesischen Obrigkeit) und der von Rom eingesetzten Kirchenleitung schwelte. Joseph empfing seinen Missionsauftrag vom Padroado und folgte einem Priester, der sich geweigert hatte, den 1675 von Papst Clemens X. ernannten Apostolischen Vikar Thomas de Castro anzuerkennen. Das führte zu Kontroversen zwischen den Anhängern des Bischofs und denen der portugiesischen Behörden. Bald wurde Bischof de Castro auch vom neuen Papst Innozenz XI. in seinem Amt bestätigt. Joseph erkannte zwar die Autorität des Bischofs an, vermied zugleich aber auch jeden Konflikt mit dem portugiesischen Padroado. Bischof de Castro räumte ihm alle notwendigen Befugnisse ein, um sein Apostolat auszuüben. Abbé Vaz engagierte sich vier Jahre lang mit aller Kraft für die Wiederbelebung des Glaubens, die Vorbereitung der Gläubigen auf die Sakramente und den Wiederaufbau von Kirchen. Er gründete Schulen, errichtete an vielen Orten, an denen es weder Missionare noch eine Kirche gab, katholische Bruderschaften und nahm sich insbesondere der Ausgegrenzten der Gesellschaft an. Die Christen lebten verstreut, der Missionar hatte weite Strecken zu ihnen zurückzulegen; überall erteilte er religiöse Unterweisung, schlichtete Streitigkeiten, spendete Sakramente und zeigte, wie man tauft. Dadurch, dass er auch kranke Heiden pflegte, bewirkte er viele Bekehrungen, musste dabei jedoch häufig auch Beschimpfungen einstecken. Einmal wurde er von einer Bande von Heiden sogar verprügelt. Die Hinduisten nahmen Anstoß an seiner regen Aktivität und an seinem breiten Erfolg; unter dem Vorwand, ein Sterbender verlange nach seinem Beistand, lockten sie ihn eines Tages an einen verlassenen Ort. Als er ihre Absicht erriet, kniete er nieder und begann zu beten. Plötzlich wurde er in ein helles Licht gehüllt, und rings um ihn sprudelte zu seinem Schutz Wasser aus dem Boden hervor. Die Angreifer liefen entsetzt davon. An jenem Ort wurde später eine Kapelle errichtet.

1684 nach Goa zurückgekehrt, schloss sich der Pater einer Gruppe von Priestern an, die ein konventuales Leben miteinander führen wollten. Am 25. September 1685 gab er ihnen eine Verfassung im Geiste des vom hl. Philipp Neri im 16. Jh. gegründeten Oratoriums und stiftete damit die erste indigene Ordensgemeinschaft seiner Diözese. Das Oratorium war ein Zusammenschluss von Sekularklerikern, die, ohne durch Gelübde gebunden zu sein, in einem Konvent zusammenlebten; ihr Ziel war die Arbeit an ihrer Selbstheiligung sowie der Heiligung ihrer Mitmenschen durch Predigen und religiöse Unterweisung. Pater Vaz wurde zum ersten Superior gewählt. Er stellte oft und sehr emotional die Passion Christi und die Hölle in den Mittelpunkt seiner Ansprachen.

„Gott gibt seinen eingeborenen Sohn hin, damit der Mensch nicht stirbt“, erklärte der hl. Johannes Paul II. später, „und die Bedeutung dieses ‚nicht stirbt’ wird genau bestimmt durch die nachfolgenden Worte: sondern das ewige Leben hat (Joh 3,16). Der Mensch stirbt, wenn er das ewige Leben verliert.“ Gemeint ist nicht „ein Leiden welcher Art auch immer, sondern das endgültige Leiden: die Zurückweisung durch Gott, die Verdammnis. Der eingeborene Sohn ist der Menschheit geschenkt worden, um den Menschen vor allem vor diesem endgültigen Übel zu bewahren“ (Apostolischer Brief Salvifici doloris, 11. Februar 1984, Nr. 14).

Von den Predigten des Paters fühlten sich zahlreiche Heiden angesprochen: Sie bekehrten sich und änderten ihre Sitten. Doch Joseph Vaz trat bald von seinem Amt als Superior zurück, zumal er nun die Erlaubnis bekam, zur Insel Ceylon aufzubrechen, einer buddhistisch geprägten Region, in der die Katholiken damals völlig sich selbst überlassen waren. Die Holländer, die befürchteten, dass die Katholiken die Portugiesen unterstützen würden, hatten nämlich als Prostestanten 1658 begonnen, die Katholiken zu verfolgen, und jede Ausübung des katholischen Glaubens untersagt. 120 katholische Missionare mussten das Land verlassen. Pater Vaz war nun von dem brennenden Wunsch beseelt, die ceylonesische Kirche zu retten.

Die vollkommenste Antwort

Die katholische Kirche soll verkünden, „dass die vollkommenste Antwort auf die Fragen des Lebens in Jesus Christus zu finden ist, dem fleischgewordenen Wort Gottes. Er ist der ewige Logos des Vaters und der neue Adam. Durch ihn ist alles erschaffen, und in ihm findet die Welt jenes Licht, das die Welt lebendig macht. Indem Christus das Mysterium des Vaters und seiner Liebe offenbart, offenbart er zugleich dem Menschen sein eigenes Ich und macht ihm seine erhabene Berufung klar. Aus diesem Grunde verkündet die Kirche unermüdlich, dass Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6) ist, derjenige, der die Fülle des religiösen Lebens in sich trägt und in dem Gott alles mit sich selbst versöhnt hat. Pater Joseph Vaz ist nach Ceylon gekommen, um diese Botschaft zu verkünden. Er hat den Namen Christi gepredigt, indem er der Wahrheit folgte und den Wunsch hegte, den Weg zum ewigen Leben mit anderen zu teilen“ (Johannes Paul II., 21. Januar 1995).

Joseph landete als Bettler verkleidet zusammen mit einem Christen namens Johannes 1687 in Jaffna. Mit einem Rosenkranz um den Hals begann er zu betteln und nahm Kontakt zu Katholiken auf. Diese beschlossen, ihn in einem nahegelegenen Dorf zu verstecken, das nicht von den Holländern überwacht wurde und in dem es viele wackere Katholiken gab. Der Pater blieb 2 Jahre dort; er besuchte nachts und begleitet von einer Schutztruppe auch die Nachbardörfer. Doch dem niederländischen Kommandanten von Jaffna fiel das Wiedererwachen des katholischen Lebens in seinem Bezirk auf; er entdeckte, dass da ein Priester am Werke war. 300 Christen wurden verhaftet, doch Joseph Vaz konnte flüchten; er begab sich nach Puttalam, in das Königreich von Kandy im Binnenland, wohin die Holländer noch nicht vorgedrungen waren und wirkte dort ein Jahr lang erfolgreich als Missionar. Er reiste von Dorf zu Dorf, predigte, spendete Sakramente, errichtete Kirchen und setzte Katecheten ein. Nach 18 Monaten erlaubte ihm der König, in die Hauptstadt Kandy zu reisen. Dort wurde er von einem antikatholischen Franzosen bald als portugiesischer Spion denunziert; der König ließ ihn zusammen mit Johannes verhaften. Joseph, der bereits tamilisch sprach, nutzte die Zeit im Hausarrest, um die Lokalsprache Singhalesisch zu erlernen. Die Lage der beiden Gefangenen wurde aufgrund ihres Wohlverhaltens bald erleichtert. Der Pater richtete eine kleine Kapelle ein und feierte dort am Weihnachtsabend zum ersten Mal eine Messe in Kandy. Nach und nach durften die Katholiken die Messe besuchen und die Sakramente empfangen. Dann wurde dem Missionar gestattet, seine Behausung zu verlassen, wobei er allerdings den Fluss, der die Stadt umgab, nicht überqueren durfte. Der Pater setzte sich gleichwohl tapfer über das Verbot hinweg, wenn er zu einem Kranken gerufen wurde. Da er als heiliger Mann galt, wurde er nie denunziert.

Eine lebendige Ikone

Der heilige Joseph Vaz „war er ein vorbildlicher Priester“, sagte Papst Franziskus. „Er lehrt uns das Hinausgehen an die Peripherien, um Jesus Christus überall bekannt zu machen und die Liebe zu ihm zu entfachen. Er ist auch ein Vorbild geduldigen Leidens um des Evangeliums willen, ein Vorbild des Gehorsams gegenüber den Vorgesetzten und ein Vorbild der liebevollen Sorge für die Kirche Gottes. Wie wir lebte er in einer Zeit rascher und tiefgreifender Veränderungen: Die Katholiken waren eine Minderheit und oft untereinander gespalten, und es gab gelegentliche Feindseligkeiten, sogar Verfolgung von außen. Und doch konnte er, weil er ständig mit dem gekreuzigten Herrn im Gebet vereint war, für alle Menschen zu einer lebendigen Ikone von Gottes Barmherzigkeit und seiner versöhnenden Liebe werden“ (Heiligsprechungspredigt, 14. Januar 2015).

1696 wurde Kandy von einer langen Dürre heimgesucht. Der König bat zunächst die Anführer der Buddhisten, durch entsprechende Zeremonien Regen herbeizuführen. Als der Erfolg ausblieb, ließ er den Pater bitten, er möge um Regen beten. Dieser baute einen Altar auf dem Hauptplatz der Stadt auf, stellte ein Kreuz darauf, kniete nieder und bat Gott zur Ehre seines Namens um Regen. Noch bevor er wieder aufstand, begann es heftig zu regnen. Der dankbare König gewährte dem Missionar nunmehr große Freiheiten. In der Folge kam es zu zahlreichen Bekehrungen. Joseph sandte seinen treuen Gefährten Johannes nach Goa zurück, wo dieser dringend um Verstärkung durch weitere Priester bitten sollte. Nachdem er einige katholische Dörfer der Umgebung besucht hatte, wollte Joseph auch in die von den Holländern beherrschten Teile der Insel vordringen, und fuhr heimlich in die holländische Hauptstadt Colombo. Sobald der Gouverneur der Stadt von seinem Aufenthalt erfuhr, befahl er seine Festnahme; doch der Pater konnte fliehen und kehrte nach Kandy zurück, wo bereits drei Missionare aus dem Oratorium von Goa auf ihn warteten. Joseph Vaz wurde vom Bischof zum Generalvikar von Ceylon ernannt; er übernahm das Amt und schickte sich an, die Mission straffer zu organisieren.

Selbstloses Engagement

In Kandy wütete damals eine Pockenepidemie. Angesichts der stark steigenden Anzahl von Kranken sah sich der König bald genötigt, zusammen mit seinem Hof die Stadt zu verlassen; es folgte ein massenhafter Exodus. Pater Vaz ging von Haus zu Haus und kümmerte sich um die verlassenen Kranken oder ließ sie in eigens angemietete Häuser in der Nähe der Kirche bringen. Es strömten viele Kranke herbei, da sie wussten, dass die Missionare ohne Ansehen der Rasse oder der Religion jeden versorgten. Das Vorbild der Missionare ermunterte die Christen, ihren Glauben offen zu leben; viele Leute bekehrten sich. Die Seuche wütete 12 Monate lang, doch die Patres ließen sich nicht unterkriegen. Trotz allem gab es auch Versuche, die Missionare zu verleumden. Doch der König war über deren selbstloses Engagement gut informiert und stellte sich öffentlich auf ihre Seite.

Danach unternahm Pater Vaz, begleitet von weiteren Priestern, eine Rundreise durch die Insel, um das Evangelium zu verkünden. 1699 kehrte er in Begleitung von Pater Joseph de Carvalho nach Kandy zurück. Er baute eine neue Kirche und übersetzte für den König Dokumente aus dem Portugiesischen ins Singhalesische. Als weitere Missionare hinzukamen, teilte er die Mission 1705 in acht Bezirke auf. Er publizierte religiöse Schriften in der Landessprache und verteidigte die Rechte der Katholiken überall dort, wo die Protestanten bzw. die Buddhisten dominierten. 1703 wollte ihn Papst Clemens XI. zum Bischof und Apostolischen Vikar für Ceylon ernennen, doch der Pater lehnte das Angebot ab: Er wollte lieber einfacher Missionar bleiben. Er unternahm eine weitere Missionsreise, beginnend in der holländischen Stadt Hanwella, wo Portugiesen und lokale Konvertiten eine stabile katholische Gemeinde bildeten. Danach reiste er über Colombo nach Gurubevel weiter und kehrte schließlich nach Kandy zurück. Dank seines Wirkens wurde die Westküste Ceylons, die bis dahin von einer starken Mehrheit niederländischer Protestanten geprägt war, zum katholischsten Teil der Insel.

Weiter gehen

Und schließlich gibt der heilige Joseph uns ein Beispiel missionarischen Eifers. Obwohl er nach Ceylon kam, um die katholische Gemeinschaft zu betreuen, brachte er seine am Evangelium orientierte Liebe allen entgegen. Indem er seine Heimat, seine Familie und die Bequemlichkeit seiner gewohnten Umgebung hinter sich ließ, folgte er dem Ruf, hinauszugehen und von Christus zu sprechen, wohin auch immer er gesandt wurde. Der heilige Joseph wusste, wie man die Wahrheit und die Schönheit des Evangeliums in einem multireligiösen Kontext darbieten muss, mit Respekt, Hingabe, Ausdauer und Demut. Das ist auch der Weg für die Anhänger Jesu von heute. Wir sind berufen, mit demselben Eifer, demselben Mut des heiligen Joseph hinauszugehen, aber auch mit seiner Sensibilität, seiner Ehrfurcht vor den anderen und mit seinem Wunsch, mit ihnen jenes Wort der Gnade zu teilen, das die Kraft hat, sie aufzubauen. Wir sind berufen, missionarische Jünger zu sein“ (Papst Franziskus, ibid.).

Während der Pater unterwegs war, wurde in Kandy eine großangelegte Verschwörung gegen ihn angezettelt. Das während der Epidemie von ihm erbaute Krankenhaus wurde verwüstet. Dem König wurde eingeredet, der Verfall der Buddhaverehrung gefährde seine Herrschaft. Da der König vor allem seine Ruhe haben wollte, ließ er Pater Carvalho verbannen. Die Feinde des Glaubens begannen daraufhin, Christen zu verfolgen. Trotz vieler warnenden Stimmen machte sich Pater Vaz sogleich auf den Weg in die Hauptstadt. Bevor er zum König ging, feierte er eine Messe und bat die Christen, für ihn zu beten. Der königliche Arzt, ein überaus redlicher Heide mit großem Einfluss auf den König, bot sich als Vermittler an. In weniger als einer Stunde überzeugte er den König von der Unschuld der Missionare und handelte für sie weitergehende Freiheiten aus, als sie je zuvor besaßen.

Im ersten Jahr seines Aufenthaltes in Kandy hatte der Pater den Sohn des königlichen Generalverwalters bekehrt und ihm aus Angst vor sozialen Unruhen geraten, seine Bekehrung eine Zeitlang geheim zu halten. Der noch ungetaufte junge Adlige zog in eine ferne Stadt, in der er mangels geistlichen Beistandes in wüsten Ausschweifungen versank. Er ging eine Verbindung mit einer Götzendienerin ein und zeugte mehrere Kinder mit ihr. Als Gott ihm jedoch einmal im Traum erschien, wandte er sich wieder dem Glauben zu. Er kehrte nach Kandy zurück und stellte sich einem Priester, der ihn nicht kannte, als Katechumene vor. Der Priester bestand darauf, dass er sich von seiner Gefährtin trennt. Er war einverstanden; doch bevor er sie fortschickte, wollte er auch sie und ihre Eltern bekehren. Insgesamt bekehrte er 40 Personen, die alle getauft wurden. Der junge Mann und seine Gefährtin heirateten. Die Heiden behaupteten daraufhin erbost, alle seien mit Wasser getauft worden, das mit dem Blut einer Kuh, des heiligen Tiers der Hinduisten, vermengt war. Der König verhängte zunächst strenge Strafen, doch als er erkannte, dass erneut eine Verleumdung vorlag, hob er sämtliche Strafen auf.

Auf dem Wasser gehen

Pater Vaz reiste nach Puttalam, um dort zwei neue, aus Goa entsandte Missionare zu begrüßen. Als er an einen Fluss kam, der Hochwasser führte und an dessen Ufer mehrere Händler auf das Sinken des Wasserpegels warteten, um übersetzen zu können, sprach er zunächst ein Gebet; dann begann er, auf seinen Stock gestützt, durch die reißenden Fluten zu waten, und forderte seine Gefährten auf, ihm zu folgen; die Händler betrachteten spöttisch die Szene. Der Pater blieb mitten im Fluss stehen und forderte seine Begleiter auf, ohne Furcht zum anderen Ufer weiterzugehen. Alle konnten den Fluss unbeschadet überqueren. In der Nähe von Batticaloa, einem niederländisch beherrschten Dorf, das er 1710 besuchte, wurde der Pater von Heiden gefangengenommen, an einen Baum gefesselt und verprügelt. Das Erlebnis hinderte ihn jedoch nicht daran, das Dorf ein zweites Mal aufzusuchen. Bevor er einen Ort verließ, um weiterzureisen, pflegte er vor Sonnenaufgang eine Messe zu lesen und für die Toten zu beten. Seine Frömmigkeit rührte alle – Christen wie Heiden. Er reiste vorsichtshalber möglichst in Begleitung und führte immer einen Reisvorrat mit sich, um den Armen, die ihm begegneten, etwas geben zu können.

Nach dem Tod von König Vimaldharna Surya II. im Jahre 1707 zeigte sich sein Nachfolger Vira Narendra Sinha noch aufgeschlossener für die katholische Mission. Trotz seiner angegriffenen Gesundheit unternahm Pater Vaz 1710 eine letzte Missionsreise. Bei seiner Rückkehr war er durch verschiedene Tropenkrankheiten so geschwächt, dass er fortan zurückgezogen lebte; auf einen Stock gestützt machte er jedoch weiterhin Krankenbesuche und hielt im Sitzen Predigten in der Kirche. Ungeachtet seiner Schwäche und seiner heftigen Schmerzen nahm er noch an den 8-tägigen Exerzitien teil, die von den Regeln des Oratoriums vorgesehen waren. Als sich sein Zustand verschlimmerte, empfing er die Sterbesakramente. Auf Bitten seiner Mitbrüder hinterließ er folgendes Vermächtnis auf Singhalesisch: „Ihr könnt beim Sterben nur schwer nachholen, was ihr während eures Lebens versäumt habt.“ Er betete das Gebet der Sterbenden mit und rief danach den heiligen Namen Jesu an; sein Antlitz erstrahlte vor Freude, und er verschied friedlich am 16. Januar 1711 im Alter von 59 Jahren. Sein Erbe bestand aus 70000 Katholiken, 15 Kirchen und 400 Kapellen. Sein Vorbild und seine Methoden in der apostolischen Arbeit ließen ihn zu einer stetigen Inspirationsquelle für die Priester Sri Lankas werden.

„Der selige Joseph muss euch anregen, unermüdliche und vom Geiste des Evangeliums erfüllte Zeugen in euren Familien und euren Gemeinden zu werden. Durch die Taufe nach dem Bilde Christi neu erschaffen, habt ihr den Auftrag erhalten, Seine Gegenwart in der Welt prophetisch zu verkünden. Durch die Firmung wurdet ihr vom Heiligen Geist gestärkt und ausgesandt, euren Glauben in Worten und Taten zu bekennen. Wie Joseph Vaz, der die empfangene Wahrheit frei mit allen teilte, ist jeder, der das Geschenk des Glaubens empfangen hat, aufgerufen, dieses Geschenk mit anderen zu teilen.“ Diese Worte des hl. Johannes Paul II. an die Christen von Sri Lanka sind eine Mahnung an uns alle, die Wahrheit des Glaubens zu bezeugen.

Dom Antoine Marie osb

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