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13. Dezember 2006 Hl. Luzia |
Siméon Lourdel wurde am 20. Dezember 1853 in Dury in Nordfrankreich geboren. Sein Vater war Bauer; seine sanfte und zugleich energische Mutter war tiefgläubig; das Paar hatte insgesamt fünf Söhne. Als kräftiger und übermütiger Junge konnte sich Siméon nicht recht für das Lernen an der bischöflichen Schule begeistern. Er lehnte sich gegen die Disziplin auf und zog die Feldarbeit den Ferienaufgaben vor. Mit Begeisterung las er jedoch Berichte aus der Mission. Als Siméon zum Schulbeginn 1870 zwei Monate zu spät anreiste, weil er seinem Vater bei der Ernte hatte helfen wollen, wurde er ohne Erbarmen der Schule verwiesen. Wieder zu Hause angekommen, rief das Kind unter Tränen: «Ich will Priester werden « Man sagt, ich hätte keine Berufung. Ich werde erst recht das Gegenteil beweisen.» Er begann ernsthaft zu lernen und schaffte im Oktober 1872 die Aufnahme in das Priesterseminar von Arras. Während seines Philosophiestudiums beschloss er, der ganz jungen Société des Missionnaires d'Afrique (Gesellschaft der Afrika-Missionare) beizutreten, die gerade vom Bischof von Algier Charles Lavigerie gegründet worden war. Anfang 1874 wurde er in das Noviziat der Gesellschaft bei Algier aufgenommen.
Das ist keine Vergnügungsfahrt
Grünbewachsene Hügel, kühle Täler und eine üppige Vegetation machten Uganda zu einem prachtvollen Land. Die Einwohner, die «Baganda», lebten in Hütten aus Zweigen und betrieben vielerlei Handwerk. Das Land wurde von einem absolut herrschenden König regiert. Polygamie, Sklaverei und Laster waren gang und gäbe. Die Bevölkerung wirkte durch ihre Haltung und Höflichkeit überaus würdevoll. Wegen ihres Respekts vor der Obrigkeit und ihres Mutes galten die Baganda als treue Untertanen und unerschrockene Krieger. Die Baganda, waren Polytheisten; sie meinten, beim Tod sterbe der Mensch nicht ganz, lediglich sein Geist befreie sich aus dem Körper. Ab 1852 kam durch Händlerkarawanen der Islam ins Land und erschütterte die heidnische Religion im Geiste der Eliten. 1875 kam der amerikanische Journalist Stanley nach Uganda; zwei Jahre später folgten ihm ebenso mutige wie großherzige anglikanische Missionare. Einer von ihnen, Rev. Mackay, ließ sich 1879 in der Hauptstadt Roubaga nieder. Viele Baganda waren sich gar nicht sicher, ob Menschenopfer, grundlose Hinrichtungen und Polygamie gerechtfertigt waren, und das machte sie dem Christentum gegenüber aufgeschlossen.
Der Monarch der Baganda, Mutesa, begriff schnell, dass das Kommen der Europäer (Engländer, Belgier, Franzosen, Deutschen) bald zu einem Wettstreit führen würde: Er würde sie gegeneinander ausspielen und mit dem Meistbietenden verhandeln können. Im Februar 1879 versetzte die Ankunft Pater Lourdels und des Bruders, der ihn begleitete, als Kundschafter den Hof Mutesas in Aufruhr. Der König bereitete ihnen schließlich einen guten Empfang. Er brachte sie in der Nähe der Hauptstadt unter und ließ sie streng überwachen. Als die Baganda hörten, dass der Bruder, der Pater Lourdel begleitete, diesen mit «Mon Père» anredete, dachten sie, sein Name lautete so, und nannten ihn «Mapera»; so hieß er fortan im ganzen Land. Die Väter kümmerten sich neben der Evangelisierung auch um die materielle Entwicklung des Landes. Mehrere Baganda wandten sich mit verschiedenen Anliegen an sie, doch anfänglich ließ keiner von ihnen auf eine Bekehrung hoffen. Der Premierminister hingegen sah den Einfluss der Väter mit großem Missvergnügen. Denn diese beharrten darauf, den arabischen Sklavenhändlern möglichst viele Kinder abzukaufen; sie nahmen sie in ein Waisenhaus auf und unterwiesen sie in der wahren Religion.
Die Forderungen des Evangeliums
1881 versuchten arabische Sklavenhändler, deren Geschäfte durch die Gegenwart der Missionare beeinträchtigt waren, König Mutesa zu überreden, den Islam zur Staatsreligion zu erklären; Pater Lourdel konnte diesen Plan vereiteln. Viele Baganda hatten sich für den Katholizismus entschieden, nachdem sie zuerst den Islam oder den Protestantismus angenommen hatten, oft auch erst den Islam, dann den Protestantismus. Sie hatten die Väter lange beobachtet und ihnen lange aufmerksam zugehört, dann hatten sie sich frei entschieden. Sie waren hervorragende Katecheten, und die Verbreitung des Christentums wäre viel schneller vorangekommen, wenn die Häuptlinge ihre Untergebenen nicht am Erlernen der Religion gehindert hätten und wenn die Missionare sich frei im Land hätten bewegen können. Andere Baganda kamen aus manchmal zweifelhaften Gründen zu den Vätern, doch mit Hilfe der Gnade wurden sie in wachsendem Maße bekehrt. Gemäß den Weisungen von Bischof Lavigerie tauften die Missionare nur diejenigen, die vier Jahre lang im Katechumenat ausgeharrt hatten.
Die Sklavenhändler sowie die Würdenträger des Landes ärgerten sich über den wachsenden Einfluss von Mapera und begegneten den Vätern mit tödlichem Hass. Pater Lourdel auf der anderen Seite betrachtete die Polygamie der Wohlhabenden, die den armen Dörflern die Bräute wegnahm, als eine der Ursachen für die verbreitete Homosexualität. Selbst der König ließ sich zu homosexuellen sowie pädophilen Handlungen hinreißen. Mapera lehrte seine Katechumenen, sie dürften den Launen des Königs in dieser Frage nicht nachgeben, da das von Gott verurteilt werde. Ihr standhafter Widerstand setzte sie dem Zorn des Königs aus und brachte sie in Todesgefahr; doch die jungen Christen zögerten nicht, sich dem König zu verweigern. Sie bildeten bald eine Gruppe ernsthafter junger Leute, die wirklich bestrebt waren, ihr alltägliches Verhalten den empfangenen Lehren anzupassen und dennoch dem König treu zu dienen.
«Mapera war dein Freund «»
Mitte Juli 1885 kehrten die Väter zurück. Sie stellten fest, dass die Kirche gewachsen war: Die Zahl der Christen hatte sich verdoppelt. Pater Lourdel schrieb: «Mwanga ist uns wohlgesonnen, er wird uns, glaube ich, freie Hand für den Unterricht lassen: Aus ihm selbst wird kaum ein praktizierender Christ « Er hat sich zwar von allem Aberglauben des Landes losgesagt. Aber zu seinem Unglück raucht er Hanf, und das wird ihn in einigen Jahren schwachsinnig werden lassen. Viele unserer Neubekehrten haben großen Einfluss auf ihn und tun ihm mit ihren Ratschlägen viel Gutes.» Doch Mwanga neigte wie bereits sein Vater sowohl zu plötzlichen Gesinnungsänderungen als auch zur Homosexualität.
In ihrer Erklärung Persona humana lehrt die Kirche: «Nach der objektiven sittlichen Ordnung sind homosexuelle Beziehungen Akte, die keine wesentliche und unverzichtbare Richtschnur haben. Sie werden in der Heiligen Schrift als schwere Laster verurteilt und sogar als die traurige Folge einer Zurückweisung Gottes dargestellt (Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10). Dieses Urteil der Schrift lässt nicht den Schluss zu, dass alle, die unter dieser Anomalie leiden, daran persönlich schuld sind, doch es bestätigt, dass Akte der Homosexualität von Grund auf lasterhaft sind und daher in keinem Falle Billigung erfahren dürfen» (Kongregation für die Glaubenslehre, 29. Dezember 1975, Nr. 8). Als gläubiger Christ versuchte Josef Mukasa, der nach der Lehre Christi zu leben trachtete, den König von der Unzucht, dem Rauschgift und der Götzenverehrung abzubringen. Er zögerte nicht, junge Pagen, für die er Verantwortung trug, aus dem Palast zu entfernen, wenn der König sie für seine homosexuelle Neigung begehrte. «Wenn der König euch zum Bösen auffordert, sagt Nein'!», riet er ihnen. Diese Haltung ärgerte Mwanga, doch Josef ermahnte ihn: «Mein König und Gebieter, tu das bitte nicht mehr! Gott verabscheut die Unreinheit «» Der heilige Paulus verurteilt in der Tat die Wollust als ein besonders christenunwürdiges Laster, welches einen vom Himmelreich ausschließt: Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lüstlinge noch Knabenschänder « werden am Reich Gottes Anteil bekommen (1 Kor 6,9-10).
Der Aids-Plage ein Ende setzen
«Die Gläubigen müssen auch heute noch und sogar mehr denn je die von der Kirche empfohlenen Mittel anwenden, um ein keusches Leben zu führen: die Disziplin der Sinne und des Geistes, Aufmerksamkeit und Vorsicht, um Gelegenheiten zur Sünde zu meiden, die Bewahrung des Schamgefühls, Mäßigung in den Zerstreuungen, gesunde Beschäftigung sowie ein häufiger Rückgriff auf das Gebet sowie auf die Sakramente der Buße und der Eucharistie. Vor allem die Jugend sollte es sich angelegen sein lassen, ihre Frömmigkeit gegenüber der unbefleckten Mutter Gottes zu vertiefen» (Erklärung Persona humana, Nr. 12).
Das «Lob» der Christen
Die Haupthinrichtung fand am 3. Juni, dem Himmelfahrtsfest, statt. Die Christen freuten sich. «Man möchte meinen sie gehen zu ihrer Hochzeit!», riefen die Henker erstaunt. Jeder Christ wurde mit Schilfgeflecht umwickelt und so auf den Scheiterhaufen gelegt, der von den Henkern in Brand gesteckt wurde. Spontan begannen die Märtyrer das Vaterunser zu beten. Die Henker hörten sprachlos zu. Als die Märtyrer die Worte «Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern» sprachen, erschraken die Henker und schrieen aus voller Kehle: «Nicht wir, sondern unsere Götter töten euch, weil ihr sie wie Dämonen behandelt!» Für Karl Lwanga war ein besonderes Los vorgesehen. Nachdem er dem Martyrium der anderen Christen zugeschaut hatte, wurde er zu einem eigens für ihn errichteten Scheiterhaufen geführt. Während sein Körper vom Feuer verzehrt wurde, rief ihm der Henker zu: «Soll doch Gott kommen und dich aus diesem Feuer holen!» Er antwortete: «Was du Feuer nennst, ist mir nur kühles Wasser. Nimm du dich lieber in Acht, dass Gott, den du beleidigst, dich eines Tages nicht in das wahre, niemals erlöschende Feuer taucht.» Im Augenblick seines Todes rief er mit lauter Stimme: «Oh mein Gott!» Am 22. Juni 1934 wurde Karl Lwanga von Pius XI. zum «Patron der afrikanischen Jugend» erklärt. Zwischen 1885 und 1887 wurde rund hundert Christen die Gnade des Märtyrertodes zuteil. 22 ugandische Katholiken, deren Schicksal genau dokumentiert ist, wurden 1964 von Papst Paul VI. heiliggesprochen.
Warum diese Wut?
Pater Lourdel war über diese Ereignisse zutiefst betroffen und schüttete seinem mittlerweile als Kartäusermönch lebenden Bruder gegenüber sein Herz in Bezug auf seine Gebetshaltung und seine geistlichen Anfechtungen aus: «Manchmal frage ich mich, ob mein Glaube nicht nachlässt « In der Mission wird man sich der Tatsache bewusst, dass der Glaube wirklich ein Geschenk Gottes ist, sowohl für die eigene Person als auch für die Seelen der Bekehrten « Ich habe das Pech, dass ich kein Mann des Gebets bin. Bete für mich um die Gnade des betrachtenden Gebets.»
Zwischen September 1888 und Februar 1890 wurden die Patres zweimal vertrieben. Als sie zum zweiten Mal zurückkehrten, erlebten sie einen wahrhaften Ansturm auf das Katechumenat. Die Missionare mussten die Aufrichtigkeit der Kandidaten prüfen, denn mittlerweile gehörte es zum guten Ton, auf der Seite der Christen zu stehen. Anfang Mai 1890 wurde Pater Lourdel ernsthaft krank. Mangelhafte Ernährung, anhaltende Fieberzustände sowie die vielen Hürden, auf die er bei seinem Apostolat gestoßen war, hatten seine robuste Konstitution ruiniert. Am 11. Mai bat er Gott um Vergebung dafür, dass er ihm nicht besser gedient hatte. Am nächsten Tag tat er seinen letzten Atemzug.
Die Mission in Uganda zählte damals rund 2200 Getaufte und rund 10000 eifrige Katechumenen. Bald entstanden Seminare, Noviziate und Katechetenschulen, wie Pater Lourdel es sich gewünscht hatte. 1911 stellten die Katholiken 30% der Bevölkerung dar, die Anglikaner 21%. Das Christentum war Hauptreligion geworden, und die Baganda hatten sich seine Sitten und Gebräuche zueigen gemacht.
«Dieses alljährliche Ereignis ist für uns Anlass zu inständigem Gebet für die Missionen und zur Teilhabe mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln an der weltweiten Tätigkeit der Kirche zum Aufbau des Reiches Gottes: das ewige, alles umfassende Reich: das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens' (Präfation vom Christkönig-Fest). Wir sind dabei vor allem berufen, mit unserem Leben von unserer Nachfolge Christi und unserer Treue zu seinem Evangelium zu zeugen. Ja, wir sollen uns nie des Evangeliums schämen und uns nie fürchten, uns zu unserem Christsein zu bekennen, indem wir unseren Glauben verschweigen» (Johannes-Paul II., Botschaft zum Weltmissionstag vom 19. Mai 2002). Bitten wir Pater Lourdel, er möge uns die Gnade erwirken, freudig unseren katholischen Glauben zu bezeugen.