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12. Mai 2004 Hl. Nereus und Aquileus |
Daniele Comboni wurde am 15. März 1831 in Limone in der Lombardei (Italien) geboren. Im Februar 1843 kam er als Schüler in das Institut von Pater Mazza in Verona; man fragte ihn: Was willst du später werden?« - Priester.«
Mit fünfzehn Jahren las Daniel mit leidenschaftlichem Interesse die Geschichte der Märtyrer Japans. Er erlebte auch den Aufbruch zweier Patres aus dem Institut Mazza in die Mission nach Afrika mit. Im Januar 1849 legte ich im Alter von siebzehn Jahren als Philosophiestudent ein Gelübde vor meinem verehrten Vorgesetzten, Pater Mazza, ab, wonach ich meine ganze Existenz dem Apostolat in Zentralafrika weihen würde«, schrieb er später. Und ich bin meinem Versprechen mit Gottes Gnade nie untreu geworden.« Nach seiner Priesterweihe am Institut Mazza am 31. Dezember 1854 lernte er erstmal Arabisch und eignete sich einige medizinische Kenntnisse an.
Innerhalb einer Nacht
Die Kirche ermutigt uns, uns auf die Stunde des Todes vorzubereiten, die Gottesmutter zu bitten, in der Stunde unseres Todes für uns einzutreten und uns dem hl. Josef, dem Patron der Sterbenden, anzuvertrauen: 'In allen deinen Handlungen, in allen deinen Gedanken solltest du dich so verhalten, als ob du heute sterben müsstest. Wenn du ein gutes Gewissen hättest, würdest du den Tod nicht sehr fürchten. Es wäre besser, sich vor der Sünde zu hüten, als vor dem Tod zu flüchten. Falls du heute nicht bereit bist, wirst du es dann morgen sein?' (Nachfolge Christi 1,23,1). 'Gelobt seist du, Herre mein, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod; ihm kann kein lebender Mensch entrinnen. Wehe denen, die sterben in tödlicher Sünde! Selig, die er in deinem heiligsten Willen findet! Denn sie versehrt nicht der zweite Tod' (Franz von Assisi)« (Katechismus der Katholischen Kirche, 1014).
Bereits 1859 mussten sich die erschöpften Missionare nach Khartum zurückziehen; Pater Comboni kehrte, von Fieber geschwächt, nach Verona zurück. Vom menschlichen Standpunkt aus war alles schief gelaufen. Um ihn hagelte es förmlich spöttische Kommentare. Pater Comboni nutzte seine Rekonvaleszenz dazu, junge Afrikaner, die am Institut Mazza Aufnahme gefunden hatten, zu unterrichten. Am 15. September 1864 war er gerade im Petersdom zu Rom in Gebet versunken, als ihm der Gedanke kam, er sollte seine Vorstellungen über Afrika niederschreiben und der Kongregation zur Glaubensverbreitung vorlegen. Er machte sich sogleich ans Werk und arbeitete zwei Tage lang ohne Unterbrechung. Ein Katholik, der die Dinge gewöhnlich in dem Lichte beurteilt, das ihm von oben kommt«, schrieb er, betrachtet Afrika nicht nur vom alleinigen Standpunkt menschlicher Interessen aus, sondern auch im reinen Licht des Glaubens; und er sieht dort eine unzählige Menge von Brüdern, die ebenso Kinder ihres gemeinsamen Vaters im Himmel sind.«
Ein katholisches Werk
Nach einer kurzen Afrikareise gründete der Missionar in Verona unter der Autorität des Bischofs das Werk vom Guten Hirten, das auch ein Seminar für die Ausbildung europäischer Missionare für Afrika umfasste. Anschließend fuhr er nach Kairo, um sein Werk dort zu installieren, und war im Juli 1868 bereits wieder in Europa. Während er überall auf Interesse für seine Arbeit stieß, wurden von einem unzufriedenen Mitarbeiter in Ägypten verleumderische Briefe gegen ihn nach Rom und nach Verona gesandt. Im späteren widerrief der betreffende Pater die Verleumdung und bat Pater Comboni um Verzeihung, doch zunächst hatten seine Briefe sowie andere Missverständnisse die öffentliche Diskreditierung des Missionars durch die Kongregation für die Glaubensverbreitung zur Folge; das Institut vom Guten Hirten war nun durch eine Entscheidung des Heiligen Stuhls auf unerwartete Weise beschädigt. Die Rechtfertigung, die Pater Comboni Kardinal Barnabo unterbreitete, sowie das Zeugnis, das der Apostolische Vikar in Ägypten zu seinen Gunsten ablegte, bewirkten schließlich, dass er in Rom wieder in Gnaden aufgenommen wurde.
Bei seiner Rückkehr nach Kairo Ende Februar 1869 sah er mit Freuden die ersten Früchte seines Plans. Die Schüler der ersten beiden Schulen lernten unter der Leitung europäischer Lehrer. Die dritte, eine Mädchenschule, wurde von schwarzen Lehrerinnen geführt. Damit war der Beweis erbracht, dass Afrikaner nicht nur lernen, sondern auch lehren können. Zu jener Zeit war diese Demonstration bewusstseinsverändernd. Pater Comboni sagte später: Ich wollte den Völkern durch ein augenfälliges Beispiel zeigen, dass nach dem erhabenen Geist des Evangeliums alle Menschen, weiße und schwarze, vor Gott gleich sind; und dass alle ein Anrecht auf den Erwerb und die Wohltaten des Glaubens und der christlichen Zivilisation haben.«
Wenn ich sie singen höre ...
Während eines langen Aufenthaltes in Wien in Österreich verfasste Daniele Comboni über tausend Briefe in vier Monaten, um seine Freunde davon zu überzeugen, dass die Missionierung Zentralafrikas trotz der unzähligen Schwierigkeiten, auf die sie stieß, Fortschritte machte. Die Verbreitung der evangelischen Botschaft ist für die Kirche kein fakultativer Beitrag«, mahnte Papst Paul VI.. Sie ist die Aufgabe, die ihr durch den Auftrag unseres Herrn Jesus zukommt, damit die Menschen glauben können und gerettet werden. Ja, diese Botschaft ist notwendig und einzigartig. Sie ist unersetzlich. Sie leidet weder Gleichgültigkeit noch Synkretismus, noch Anpassung. Es geht um das Heil der Menschen ... Diese Botschaft verdient es, dass der Apostel seine ganze Zeit, seine ganze Kraft und nötigenfalls auch sein Leben dafür opfert« (Evangelii nuntiandi, 8. Dezember 1975). Im gleichen Sinne äußert sich Papst Johannes-Paul II.: Die Verkündigung des Evangeliums Christi darf nicht hinter ein anderes, selbst notwendiges Engagement sozialer oder humanitärer Art zurücktreten« (5. Oktober 2003).
Pater Comboni gründete in Verona das Institut der Frommen Mütter Schwarzafrikas, einen weiblichen Missionsorden. Denn seiner Überzeugung nach war für eine wirksame und dauerhafte Missionstätigkeit die Beteiligung von Frauen unverzichtbar. Am 7. Juni 1872 wurde er offiziell zum Apostolischen Provikar am Vikariat für Zentralafrika ernannt. Er fuhr im September von Verona nach Kairo, wo er Zeuge eines Vorgangs wurde, der ihn mit Freude erfüllte: Ein afrikanischer Priester, ein ehemaliger freigekaufter Sklave, taufte eine erwachsene Afrikanerin; das war die Erneuerung Afrikas durch Afrika. Er blieb drei Monate in Kairo, reiste dann nach Khartum, seinem Amtssitz als Provikar, wo er von allen, Katholiken wie Muslimen, feierlich empfangen wurde. Einen Monat später drang er ins Innere des afrikanischen Kontinents vor und erreichte am 19. Juni El-Obeyd, die Hauptstadt Kordofans (im heutigen Südsudan).
Nichts zu befürchten
Daniele Comboni dachte über weitere Schritte der Missionierung nach; der erste betraf die Region des Djebel Nuba im Herzen Afrikas. Einer der Nuba-Häuptlinge besuchte die Missionare in El-Obeyd. Er sah dort Schwarze, die lesen, schreiben und europäische Sprachen sprechen konnten und die moderne Techniken für verschiedene Berufe beherrschten. Überwältigt schloss er ein Abkommen mit Pater Comboni zum Aufbau einer Missionsstation in seinem Land in Delen, fünf Tagesmärsche von El-Obeyd. Pater Comboni reiste im September 1875 dorthin. Er wurde überaus liebenswürdig empfangen und war von der bei den Nubas herrschenden Ordnung sehr angetan, auch von deren weisem Umgang mit der Rechtsprechung, die jede Gewaltanwendung überflüssig machte. Alles ließ sich sehr gut an. Doch auf Grund eines bitteren Schicksalsschlages wendete sich das Blatt. Es brach eine fiebrige Epidemie aus; in wenigen Tagen befiel sie dreizehn der vierzehn Mitarbeiter der Mission. Da es keine Medikamente gab, war es unmöglich, sie an Ort und Stelle zu pflegen: Die Mission musste geschlossen werden. Die Schwestern, die diesen harten Rückzug mitmachten, wurden vom Pater für ihre Seelenkraft bewundert.
Noch unter dem Eindruck dieses Misserfolgs, wurde Pater Comboni erneut zum Gegenstand von Verleumdungen. Man warf ihm vor, ein unfähiger Verwalter zu sein. Innerhalb der Mission führten die Anschuldigungen zu schmerzhaften Zerwürfnissen. Der in Europa in Verruf geratene Missionar begab sich im Frühjahr 1876 nach Rom, um seine Verteidigung vorzubringen. Er schrieb später: Erst auf diesem dornenreichen Kreuzweg reifen die von Gott gewollten Werke heran, erst da werden sie vollkommen und finden ihre letzte Vollendung.« Seine Kraft schöpfte Pater Comboni aus dem Gebet. Er bekannte kurz vor seinem Tod: Es ist eine Sünde, niemals im betrachtenden Gebet zu verweilen; aber ich habe es in meinem vergangenen Leben selten vernachlässigt, und seit langem niemals, jawohl, niemals, selbst in der Wüste nicht und nicht ein einziges Mal ... Das gleiche gilt für mein Brevier.«
Der Schock einer Landplage
In Europa wurde er zur Zielscheibe einer weiteren Verleumdungskampagne, die von zwei in Afrika arbeitenden Patres betrieben wurde. Es wurde ihm ein neuer Vorwurf gemacht: Man beschuldigte ihn, mit einer syrischen Nonne, Virginie Mansur, die er zu Recht in Schutz genommen hatte, eine verdächtige Beziehung zu unterhalten. Da die Anschuldigungen bis nach Rom vorgedrungen waren, musste er dorthin, um sich zu rechtfertigen. Im November 1880 schiffte sich Bischof Comboni erneut nach Afrika ein. An Bord traf er einen seiner Ankläger wieder, der seinen Irrtum zugab. Bischof Comboni nahm ihn wieder zum Beichtvater, wie vor den Anschuldigungen. Er schrieb später über ihn: Das ist ein frommer und heiliger Priester ... Obwohl er mich seit fünf Jahren ärgert, bin ich der Ansicht, dass Jesus es aus Liebe, zu meinem geistlichen Wohl so eingerichtet hat; denn dass ich mit ihm zusammenarbeiten und ihn ertragen muss, ist für mich eine gute Gelegenheit, mich in Geduld zu üben, auf mein Benehmen zu achten und mich zu bessern von meinen groben Fehlern, meiner Geschwätzigkeit und meinen Sünden.« Nach einem Halt in Kairo, wo er feststellte, dass seine Konten in Ordnung waren und keine Schulden auswiesen, brach er Ende Januar 1881 in den Sudan auf.
Einer seiner Gefährten schrieb später über ihn: Durch sein Beispiel und gute Worte ermutigte er jedermann, die Entbehrungen zu ertragen, die man sehr oft aushalten musste; mochte er auch noch so schlapp und müde sein, er erzählte uns amüsante Dinge, um uns zu trösten. Ohne an sich selbst denken, erkundigte er sich morgens und abends sorgfältig nach unserem physischen und moralischen Befinden und fand stets neue Worte des Zuspruchs und der Ermutigung.«
Im Mai 1881 stieß Bischof Comboni in Richtung Nuba-Gebirge vor, wo er, von der Armee der Regierung unterstützt, seinen Kampf gegen die Sklavenhändler intensivierte. Bei seiner Rückkehr konnte er folgendes nach Rom berichten: In einem Jahr oder eher wird die völlige Abschaffung der Sklavenwirtschaft bei den Nuba vollzogen sein. Die Freude und die Begeisterung dieser Völker sind unbeschreiblich, denen seit meinem Besuch weder ein Sohn noch eine Tochter, keine Kuh und keine Ziege mehr geraubt wurde; sie erkennen einmütig an, dass sie durch die Katholische Kirche befreit worden sind.« Seine Expedition hatte auch Ergebnisse von allgemeinem wissenschaftlichem Nutzen in Bezug auf die Geographie des Landes und seiner Sprache.
Das ist zuviel!
Als Comboni-Missionare und Missionarinnen arbeiten heute über viertausend Personen in Afrika und in anderen Teilen der Welt. Müssen wir nicht auch heute noch unseren Blick voller Zuneigung und Sorge auf jene geliebten Völker Afrikas richten?«, fragte Papst Johannes-Paul II. bei der Heiligsprechung Daniele Combonis. Als an menschlichen und spirituellen Ressourcen reicher Erdteil ist Afrika nach wie vor von vielen Schwierigkeiten und Problemen geprägt. Möge die internationale Gemeinschaft ihm aktiv helfen, eine Zukunft der Hoffnung zu bauen. Ich vertraue meinen Appell der Fürsprache des heiligen Daniele Comboni an, des herausragenden Evangelisators und Beschützers des Schwarzen Kontinents.« Beten wir zu ihm besonders für die Christen imvon den Islamisten beherrschten Sudan, die unter schweren Lebensbedingungen leiden und Verfolgungen ausgesetzt sind.