Brief

Blason   Abtei Saint-Joseph de Clairval

F-21150 Flavigny-sur-Ozerain

Frankreich


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12. Mai 2004
Hl. Nereus und Aquileus


Lieber, verehrter Freund der Abtei Saint-Joseph,

Am 11. November 1997 kam Lubna Abdel Aziz, eine 38-jährige Muslimin, in das von Comboni-Schwestern geführte Hôpital Sainte-Marie in Khartum (Sudan), um von ihrem fünften Kind durch einen Kaiserschnitt entbunden zu werden. Einige Stunden nach der Geburt lag die Mutter im Sterben. Um eine schwere Blutung zu stillen, wurden zwei chirurgische Eingriffe vorgenommen, doch ohne Erfolg. Die Ärzte gaben die Kranke nunmehr verloren. Da kam die Oberschwester der Entbindungsstation auf die Idee, zum verstorbenen Bischof Daniele Comboni zu beten, der wegen seines dem Dienst der afrikanischen Völker geweihten Lebens selbst bei den Mohammedanern in hohem Ansehen stand. Nachdem sie die Zustimmung der Frau und ihres Mannes eingeholt hatten, begannen alle Schwestern für die Heilung dieser Frau zu Bischof Comboni zu beten. Da eine weitere Operation keinerlei Besserung brachte, war man auf den Tod der Patientin gefasst. Plötzlich erwachte sie jedoch aus ihrer Ohnmacht und wurde einige Tage später von den Ärzten für geheilt erklärt. Im folgenden wurde diese Frau von zwei weiteren muslimischen Ärzten untersucht, und das Untersuchungsergebnis kam zu den Prozessakten für die Heiligsprechung von Daniele Comboni. „Eine wissenschaftlich unerklärliche, plötzliche, vollständige und dauerhafte Heilung, ohne Folgeerscheinungen gleich welcher Art« wurde von der am 11. April 2002 versammelten medizinischen Kommission festgestellt. Auf Grund dieser Heilung konnte Papst Johannes-Paul II. den seligen Daniele Comboni am 5. Oktober 2003 heiligsprechen.

Daniele Comboni wurde am 15. März 1831 in Limone in der Lombardei (Italien) geboren. Im Februar 1843 kam er als Schüler in das Institut von Pater Mazza in Verona; man fragte ihn: „Was willst du später werden?« - „Priester.«

Mit fünfzehn Jahren las Daniel mit leidenschaftlichem Interesse die Geschichte der Märtyrer Japans. Er erlebte auch den Aufbruch zweier Patres aus dem Institut Mazza in die Mission nach Afrika mit. „Im Januar 1849 legte ich im Alter von siebzehn Jahren als Philosophiestudent ein Gelübde vor meinem verehrten Vorgesetzten, Pater Mazza, ab, wonach ich meine ganze Existenz dem Apostolat in Zentralafrika weihen würde«, schrieb er später. „Und ich bin meinem Versprechen mit Gottes Gnade nie untreu geworden.« Nach seiner Priesterweihe am Institut Mazza am 31. Dezember 1854 lernte er erstmal Arabisch und eignete sich einige medizinische Kenntnisse an.

Innerhalb einer Nacht

Anfang September 1857 schiffte sich Pater Comboni mit vier weiteren Missionsgeistlichen aus seinem Institut und einem Laien nach Ägypten ein. Sie kamen nach einem Aufenthalt in Khartum am 14. Februar 1858 in der Mission vom Heiligen Kreuz im Sudan an. Die Mission im Sudan war sehr schwer. Pater Comboni schrieb: „Von den 22 Missionaren der seit 10 Jahren bestehenden Missionsstation in Khartum sind 16 gestorben, fast alle in den ersten Monaten. Wir sind ständig vom Tod bedroht: Denn abgesehen vom Klima sterben viele, weil es keine Ärzte und keine Medikamente gibt. Aber Gott sei gepriesen! Hier kann man innerhalb einer Nacht sterben. Aus diesem Grunde muss man immer bereit sein.«

„Die Kirche ermutigt uns, uns auf die Stunde des Todes vorzubereiten, die Gottesmutter zu bitten, in der Stunde unseres Todes für uns einzutreten und uns dem hl. Josef, dem Patron der Sterbenden, anzuvertrauen: 'In allen deinen Handlungen, in allen deinen Gedanken solltest du dich so verhalten, als ob du heute sterben müsstest. Wenn du ein gutes Gewissen hättest, würdest du den Tod nicht sehr fürchten. Es wäre besser, sich vor der Sünde zu hüten, als vor dem Tod zu flüchten. Falls du heute nicht bereit bist, wirst du es dann morgen sein?' (Nachfolge Christi 1,23,1). 'Gelobt seist du, Herre mein, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod; ihm kann kein lebender Mensch entrinnen. Wehe denen, die sterben in tödlicher Sünde! Selig, die er in deinem heiligsten Willen findet! Denn sie versehrt nicht der zweite Tod' (Franz von Assisi)« (Katechismus der Katholischen Kirche, 1014).

Bereits 1859 mussten sich die erschöpften Missionare nach Khartum zurückziehen; Pater Comboni kehrte, von Fieber geschwächt, nach Verona zurück. Vom menschlichen Standpunkt aus war alles schief gelaufen. Um ihn hagelte es förmlich spöttische Kommentare. Pater Comboni nutzte seine Rekonvaleszenz dazu, junge Afrikaner, die am Institut Mazza Aufnahme gefunden hatten, zu unterrichten. Am 15. September 1864 war er gerade im Petersdom zu Rom in Gebet versunken, als ihm der Gedanke kam, er sollte seine Vorstellungen über Afrika niederschreiben und der Kongregation zur Glaubensverbreitung vorlegen. Er machte sich sogleich ans Werk und arbeitete zwei Tage lang ohne Unterbrechung. „Ein Katholik, der die Dinge gewöhnlich in dem Lichte beurteilt, das ihm von oben kommt«, schrieb er, „betrachtet Afrika nicht nur vom alleinigen Standpunkt menschlicher Interessen aus, sondern auch im reinen Licht des Glaubens; und er sieht dort eine unzählige Menge von Brüdern, die ebenso Kinder ihres gemeinsamen Vaters im Himmel sind.«

Ein katholisches Werk

Kardinal Barnabo, der Präfekt der Kongregation für die Glaubensverbreitung, dem dieser Plan vorgelegt wurde, erwirkte eine päpstliche Audienz für Pater Comboni beim seligen Pius IX., der ihm seinen Segen gab. Der Pater machte eine Rundreise durch Europa und nahm Verbindung mit Missionsgesellschaften, religiösen Orden, einflussreichen Persönlichkeiten sowie den Regierungen auf, die sich für Afrika interessierten. „Das muss ein katholisches Werk werden«, warb er, „und kein spezifisch spanisches oder französisches, deutsches oder italienisches Werk.« Er erntete zwar viel Zustimmung, stieß aber auch auf starke Vorbehalte. Am 2. August 1865 starb Pater Mazza. Seines geistlichen Vaters beraubt, fühlte sich Daniele Comboni sehr einsam, aber in seinen Augen hatten Prüfungen, Misserfolge und Enttäuschungen durchaus einen Sinn; sie stellten für ihn eine Erfolgsgarantie dar, denn Jesus hatte seine Kirche ja auf das Kreuz gegründet.

Nach einer kurzen Afrikareise gründete der Missionar in Verona unter der Autorität des Bischofs das Werk vom Guten Hirten, das auch ein Seminar für die Ausbildung europäischer Missionare für Afrika umfasste. Anschließend fuhr er nach Kairo, um sein Werk dort zu installieren, und war im Juli 1868 bereits wieder in Europa. Während er überall auf Interesse für seine Arbeit stieß, wurden von einem unzufriedenen Mitarbeiter in Ägypten verleumderische Briefe gegen ihn nach Rom und nach Verona gesandt. Im späteren widerrief der betreffende Pater die Verleumdung und bat Pater Comboni um Verzeihung, doch zunächst hatten seine Briefe sowie andere Missverständnisse die öffentliche Diskreditierung des Missionars durch die Kongregation für die Glaubensverbreitung zur Folge; das Institut vom Guten Hirten war nun durch eine Entscheidung des Heiligen Stuhls auf unerwartete Weise beschädigt. Die Rechtfertigung, die Pater Comboni Kardinal Barnabo unterbreitete, sowie das Zeugnis, das der Apostolische Vikar in Ägypten zu seinen Gunsten ablegte, bewirkten schließlich, dass er in Rom wieder in Gnaden aufgenommen wurde.

Bei seiner Rückkehr nach Kairo Ende Februar 1869 sah er mit Freuden die ersten Früchte seines Plans. Die Schüler der ersten beiden Schulen lernten unter der Leitung europäischer Lehrer. Die dritte, eine Mädchenschule, wurde von schwarzen Lehrerinnen geführt. Damit war der Beweis erbracht, dass Afrikaner nicht nur lernen, sondern auch lehren können. Zu jener Zeit war diese Demonstration bewusstseinsverändernd. Pater Comboni sagte später: „Ich wollte den Völkern durch ein augenfälliges Beispiel zeigen, dass nach dem erhabenen Geist des Evangeliums alle Menschen, weiße und schwarze, vor Gott gleich sind; und dass alle ein Anrecht auf den Erwerb und die Wohltaten des Glaubens und der christlichen Zivilisation haben.«

Wenn ich sie singen höre ...

Die Schule, an der afrikanische Lehrerinnen lehrten, stand Schülern aller Rassen offen. Unterrichtet wurde in den Fächern Katechismus, Mathematik, Arabisch, Französisch, Italienisch, Deutsch, Armenisch und Handarbeit, vom Stricken bis zu den feinsten Gold- und Seidenstickereien. „Allein dadurch, dass sie unsere lieben kleinen afrikanischen Mädchen sehen, mit ihnen sprechen oder sie singen hören, wollen nun viele andere, noch ungläubige Afrikanerinnen katholisch werden«, schrieb Pater Comboni. „Wir müssen jedoch behutsam vorgehen, denn es besteht die Gefahr, dass wir muslimische Empfindlichkeiten verletzen; zudem ist mit einer Überwachung seitens der in drei Logen organisierten Freimaurer zu rechnen.«

Während eines langen Aufenthaltes in Wien in Österreich verfasste Daniele Comboni über tausend Briefe in vier Monaten, um seine Freunde davon zu überzeugen, dass die Missionierung Zentralafrikas trotz der unzähligen Schwierigkeiten, auf die sie stieß, Fortschritte machte. „Die Verbreitung der evangelischen Botschaft ist für die Kirche kein fakultativer Beitrag«, mahnte Papst Paul VI.. „Sie ist die Aufgabe, die ihr durch den Auftrag unseres Herrn Jesus zukommt, damit die Menschen glauben können und gerettet werden. Ja, diese Botschaft ist notwendig und einzigartig. Sie ist unersetzlich. Sie leidet weder Gleichgültigkeit noch Synkretismus, noch Anpassung. Es geht um das Heil der Menschen ... Diese Botschaft verdient es, dass der Apostel seine ganze Zeit, seine ganze Kraft und nötigenfalls auch sein Leben dafür opfert« (Evangelii nuntiandi, 8. Dezember 1975). Im gleichen Sinne äußert sich Papst Johannes-Paul II.: „Die Verkündigung des Evangeliums Christi darf nicht hinter ein anderes, selbst notwendiges Engagement sozialer oder humanitärer Art zurücktreten« (5. Oktober 2003).

Pater Comboni gründete in Verona das Institut der Frommen Mütter Schwarzafrikas, einen weiblichen Missionsorden. Denn seiner Überzeugung nach war für eine wirksame und dauerhafte Missionstätigkeit die Beteiligung von Frauen unverzichtbar. Am 7. Juni 1872 wurde er offiziell zum Apostolischen Provikar am Vikariat für Zentralafrika ernannt. Er fuhr im September von Verona nach Kairo, wo er Zeuge eines Vorgangs wurde, der ihn mit Freude erfüllte: Ein afrikanischer Priester, ein ehemaliger freigekaufter Sklave, taufte eine erwachsene Afrikanerin; das war die Erneuerung Afrikas durch Afrika. Er blieb drei Monate in Kairo, reiste dann nach Khartum, seinem Amtssitz als Provikar, wo er von allen, Katholiken wie Muslimen, feierlich empfangen wurde. Einen Monat später drang er ins Innere des afrikanischen Kontinents vor und erreichte am 19. Juni El-Obeyd, die Hauptstadt Kordofans (im heutigen Südsudan).

Nichts zu befürchten

Sowohl in Khartum als auch in El-Obeyd wurde die Missionsarbeit durch die Anwesenheit von Nonnen verändert und erleichtert. Die Eingeborenen, denen die Fremden durch ihre Gewalttätigkeit und ihre Betrügereien zu viel Böses angetan hatten, entdeckten mit Freude, dass sie von diesen Frauen nichts zu befürchten hatten. Die höchste islamische Autorität des Sudans war von ihnen eingenommen: Der Großmufti bedankte sich offiziell bei Comboni dafür, dass er die Schwestern mitgebracht hatte. Der Pater nahm Anstoß an dem von bestimmten Stämmen organisierten Sklavenhandel. Jedes Jahr passierten über fünfhunderttausend in den südlichen Gebieten erbeutete Sklaven El-Obeyd oder Khartum. „Ich bin zwischen Khartum und El-Obeyd Tausenden von Sklaven begegnet; die meisten waren Frauen, die völlig unbekleidet mit Männern vermischt gingen«, berichtete Pater Comboni. „Kinder unter drei Jahren wurden von den Frauen getragen, barfuß. Andere, Männer wie Frauen, waren in Achter- oder Zehnergruppen am Hals aneinandergekettet und an ein Joch gefesselt, das auf ihren Schultern lastete. Alle wurden grob mit Lanzen und Stöcken vorwärtsgetrieben.« Daniele Comboni fand sehr harte Worte gegen die, die für diese Schande mitverantwortlich waren. Die Regierung des Sultans von Ägypten hatte den Sklavenhandel verboten, doch in der Praxis bereicherten sich hochgestellte Persönlichkeiten an diesem schändlichen Markt. Um gegen diese Missstände anzukämpfen, musste der Apostolische Provikar sehr vorsichtig zu Werke gehen. Er durfte das Leben seiner Mitarbeiter, Priester, Koadjutoren, Nonnen und Lehrerinnen nicht gefährden. Ein Fehler seinerseits hätte für sie fatale Folgen haben können. In einem Hirtenbrief an seine Gläubigen vom 10. August 1873 erinnerte er an die Lehre Christi über die universelle Brüderlichkeit der Menschen und sprach Drohungen gegen die aus, die am Sklavenhandel mitwirkten.

Daniele Comboni dachte über weitere Schritte der Missionierung nach; der erste betraf die Region des Djebel Nuba im Herzen Afrikas. Einer der Nuba-Häuptlinge besuchte die Missionare in El-Obeyd. Er sah dort Schwarze, die lesen, schreiben und europäische Sprachen sprechen konnten und die moderne Techniken für verschiedene Berufe beherrschten. Überwältigt schloss er ein Abkommen mit Pater Comboni zum Aufbau einer Missionsstation in seinem Land in Delen, fünf Tagesmärsche von El-Obeyd. Pater Comboni reiste im September 1875 dorthin. Er wurde überaus liebenswürdig empfangen und war von der bei den Nubas herrschenden Ordnung sehr angetan, auch von deren weisem Umgang mit der Rechtsprechung, die jede Gewaltanwendung überflüssig machte. Alles ließ sich sehr gut an. Doch auf Grund eines bitteren Schicksalsschlages wendete sich das Blatt. Es brach eine fiebrige Epidemie aus; in wenigen Tagen befiel sie dreizehn der vierzehn Mitarbeiter der Mission. Da es keine Medikamente gab, war es unmöglich, sie an Ort und Stelle zu pflegen: Die Mission musste geschlossen werden. Die Schwestern, die diesen harten Rückzug mitmachten, wurden vom Pater für ihre Seelenkraft bewundert.

Noch unter dem Eindruck dieses Misserfolgs, wurde Pater Comboni erneut zum Gegenstand von Verleumdungen. Man warf ihm vor, ein unfähiger Verwalter zu sein. Innerhalb der Mission führten die Anschuldigungen zu schmerzhaften Zerwürfnissen. Der in Europa in Verruf geratene Missionar begab sich im Frühjahr 1876 nach Rom, um seine Verteidigung vorzubringen. Er schrieb später: „Erst auf diesem dornenreichen Kreuzweg reifen die von Gott gewollten Werke heran, erst da werden sie vollkommen und finden ihre letzte Vollendung.« Seine Kraft schöpfte Pater Comboni aus dem Gebet. Er bekannte kurz vor seinem Tod: „Es ist eine Sünde, niemals im betrachtenden Gebet zu verweilen; aber ich habe es in meinem vergangenen Leben selten vernachlässigt, und seit langem niemals, jawohl, niemals, selbst in der Wüste nicht und nicht ein einziges Mal ... Das gleiche gilt für mein Brevier.«

Der Schock einer Landplage

Am 27. November 1876 beschloss die Kongregation für die Glaubensverbreitung, Daniele Comboni zum Bischof zu ernennen, nachdem sie die Falschheit der Anschuldigungen gegen ihn erkannt hatte. Ende 1877 brach er zum siebten Mal nach Afrika auf. Auf Grund seiner neuen Würde wurde Bischof Comboni ein offizieller und festlicher Empfang bereitet. Im April 1878 war er in Khartum, von wo aus er die Mission neu zu beleben gedachte. Doch bald waren all seine Pläne zunichte gemacht; er schrieb: „Fast meine ganze Tätigkeit ist im Augenblick darauf ausgerichtet, dem Schock einer entsetzlichen Landplage als wahrer Apostel Jesu Christi standzuhalten.« Etwa ein Drittel der Bevölkerung fiel einer außergewöhnlichen Dürre zum Opfer. Das in Europa gesammelte Geld ging für den Erwerb von Lebensmitteln zu Wucherpreisen drauf. Die Hungersnot zog entsetzliche Seuchen nach sich. Im Juli war die Dürre zwar zu Ende, doch ihr folgten zunächst wolkenbruchartige Regenfälle, dann eine weitere Hitzewelle, die wieder anderen Krankheiten den Weg bahnte. Im September war Bischof Comboni der einzige in Khartum verbliebene Priester. Die Verbindungen zwischen Ägypten und dem Sudan wurden immer weiter gekappt, so dass man sich in Khartum von allen verlassen vorkam. Als der Bischof Anfang 1879 von Fieberanfällen erfasst wurde, kehrte er nach Italien zurück.

In Europa wurde er zur Zielscheibe einer weiteren Verleumdungskampagne, die von zwei in Afrika arbeitenden Patres betrieben wurde. Es wurde ihm ein neuer Vorwurf gemacht: Man beschuldigte ihn, mit einer syrischen Nonne, Virginie Mansur, die er zu Recht in Schutz genommen hatte, eine verdächtige Beziehung zu unterhalten. Da die Anschuldigungen bis nach Rom vorgedrungen waren, musste er dorthin, um sich zu rechtfertigen. Im November 1880 schiffte sich Bischof Comboni erneut nach Afrika ein. An Bord traf er einen seiner Ankläger wieder, der seinen Irrtum zugab. Bischof Comboni nahm ihn wieder zum Beichtvater, wie vor den Anschuldigungen. Er schrieb später über ihn: „Das ist ein frommer und heiliger Priester ... Obwohl er mich seit fünf Jahren ärgert, bin ich der Ansicht, dass Jesus es aus Liebe, zu meinem geistlichen Wohl so eingerichtet hat; denn dass ich mit ihm zusammenarbeiten und ihn ertragen muss, ist für mich eine gute Gelegenheit, mich in Geduld zu üben, auf mein Benehmen zu achten und mich zu bessern von meinen groben Fehlern, meiner Geschwätzigkeit und meinen Sünden.« Nach einem Halt in Kairo, wo er feststellte, dass seine Konten in Ordnung waren und keine Schulden auswiesen, brach er Ende Januar 1881 in den Sudan auf.

Einer seiner Gefährten schrieb später über ihn: „Durch sein Beispiel und gute Worte ermutigte er jedermann, die Entbehrungen zu ertragen, die man sehr oft aushalten musste; mochte er auch noch so schlapp und müde sein, er erzählte uns amüsante Dinge, um uns zu trösten. Ohne an sich selbst denken, erkundigte er sich morgens und abends sorgfältig nach unserem physischen und moralischen Befinden und fand stets neue Worte des Zuspruchs und der Ermutigung.«

Im Mai 1881 stieß Bischof Comboni in Richtung Nuba-Gebirge vor, wo er, von der Armee der Regierung unterstützt, seinen Kampf gegen die Sklavenhändler intensivierte. Bei seiner Rückkehr konnte er folgendes nach Rom berichten: „In einem Jahr oder eher wird die völlige Abschaffung der Sklavenwirtschaft bei den Nuba vollzogen sein. Die Freude und die Begeisterung dieser Völker sind unbeschreiblich, denen seit meinem Besuch weder ein Sohn noch eine Tochter, keine Kuh und keine Ziege mehr geraubt wurde; sie erkennen einmütig an, dass sie durch die Katholische Kirche befreit worden sind.« Seine Expedition hatte auch Ergebnisse von allgemeinem wissenschaftlichem Nutzen in Bezug auf die Geographie des Landes und seiner Sprache.

Das ist zuviel!

Bald danach wurde der Bischof von „einem tiefen und schrecklichen Schmerz, der alle Demütigungen und bis dahin ertragenen Schmerzen übertraf«, heimgesucht; dieser Schmerz ließ sich nicht hinter seinem gewohnten Lächeln verbergen. Die Verleumdungen waren wieder aufgelebt; seine freimütige Art, seine Impulsivität und seine Lebhaftigkeit hatten ihm erneut Feinde gemacht. Man warf ihm von neuem eine Liebschaft mit Virginie Mansur vor, und das Gerücht kam sogar seinem achtundsiebzig Jahre alten Vater zu Ohren. Bischof Comboni war erbittert: „Einen heiligen Greis, der mir nicht nur das irdische Leben, sondern auch noch das geistliche Leben geschenkt hat, so durcheinander zu bringen und zu betrüben, das ist zu viel!« Einem Freund gegenüber bekannte er: „Ich habe weder den Mut noch die Kraft zum Schreiben; ich bin wie betäubt von dieser Art des Umgangs mit mir.« Er zog sich in die Angst zurück; doch nach und nach gewann das in seiner Seele so starke Gottvertrauen wieder die Oberhand. Allerdings war Bischof Comboni völlig erschöpft. Bei vollem Bewusstsein empfing er am 10. Oktober 1881 die Letzte Ölung und entschlief sanft im Alter von fünfzig Jahren, wie ein Kind, das in den Armen seiner Mutter einschlummert. Alle europäischen Konsuln sowie der Gouverneur des Sudans kamen zu seinem Begräbnis. Die Trauergemeinde war eine Mischung aus Katholiken, Kopten, Muslimen, Heiden, Würdenträgern und ehemaligen Sklaven.

Als Comboni-Missionare und Missionarinnen arbeiten heute über viertausend Personen in Afrika und in anderen Teilen der Welt. „Müssen wir nicht auch heute noch unseren Blick voller Zuneigung und Sorge auf jene geliebten Völker Afrikas richten?«, fragte Papst Johannes-Paul II. bei der Heiligsprechung Daniele Combonis. „Als an menschlichen und spirituellen Ressourcen reicher Erdteil ist Afrika nach wie vor von vielen Schwierigkeiten und Problemen geprägt. Möge die internationale Gemeinschaft ihm aktiv helfen, eine Zukunft der Hoffnung zu bauen. Ich vertraue meinen Appell der Fürsprache des heiligen Daniele Comboni an, des herausragenden Evangelisators und Beschützers des Schwarzen Kontinents.« Beten wir zu ihm besonders für die Christen imvon den Islamisten beherrschten Sudan, die unter schweren Lebensbedingungen leiden und Verfolgungen ausgesetzt sind.

Dom Antoine Marie osb

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