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6. Februar 2008 Aschermittwoch |
Edward Maxim Crawley-Boevey, der künftige Pater Mateo, wurde am 18. November 1875 in Arequipa in Peru geboren; sein Vater war ein englischer Protestant, seine Mutter eine sehr fromme Spanierin, die jeden Tag zur Messe sowie zur Kommunion ging. Edward war erst 18 Monate alt, als seine Eltern nach England fuhren; da sie befürchteten, dass er die Reise nicht überstehen würde, ließen sie ihn bei seinen Großeltern mütterlicherseits zurück. Die Eltern kehrten erst sieben Jahre später mit den beiden Ältesten sowie drei weiteren in England geborenen Kindern nach Peru zurück. Edward, der bis dahin in einem erzkatholischen spanischsprachigen Milieu wie ein Einzelkind aufgewachsen war, sah sich plötzlich mit fünf englischsprachigen Geschwistern konfrontiert. Ende 1884 beschloss Vater Crawley, nach Valparaiso in Chile überzusiedeln. Trotz der misstrauischen Haltung seines Vaters dem katholischen Glauben gegenüber bewahrte er aus seiner frühesten Kindheit die Erinnerung an eine von der Wärme Christi erfüllte Familie. Nach und nach begann in Edward der Entschluss zu reifen, Familien für das Reich Jesu Christi zu öffnen.
Edward war bereits früh um das Seelenheil der Menschen bemüht. In der Kunst, über die Religion zu sprechen, war er so hervorragend bewandert, dass eine benachbarte Familie ihn für die Monate Mariens sowie des Heiligsten Herzens als Prediger engagierte. Seine Worte rührten den Vater dieser Familie so sehr, dass er noch im Sterben darum bat, Katholik zu werden. Da kein Priester erreichbar war, hatte Edward die Freude, den Mann auf seinem Todeslager zu taufen. Diese Bekehrung war für seinen eigenen Vater so bewegend, dass er später selbst konvertierte und ein praktizierender und eifriger Katholik wurde.
1885 wurde der Junge in das Kolleg der Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä gegeben, die damals auch als Kongregation der «Picpus-Patres» bekannt war. Sie war unter der Terrorherrschaft der Französischen Revolution von Pierre Coudrin und Henriette Aymer de la Chevalerie mit dem Ziel gegründet worden, Jesus Christus durch die Anbetung des Allerheiligsten Sakraments sowie durch die Mission, Wiedergutmachung zu leisten. In Edward, der sich für die Seelen opfern wollte, keimte der Wunsch, Priester zu werden. Bei einem Familienfest am 4. Oktober desselben Jahres steckte er seiner Mutter, nachdem er ihr gratuliert hatte, einen Zettel zu, auf dem geschrieben stand: «Als Festgeschenk verspreche ich, Edward mit 15 Jahren ins Kloster gehen zu lassen.» «Du unterschreibst, Mama, nicht wahr?», fragte Edward. Frau Crawley las den Zettel mit Tränen in den Augen und unterschrieb. Die Zustimmung des Vaters zu bekommen, war viel schwieriger; nachdem dieser aber die Meinung der Schullehrer eingeholt hatte, sagte er zu seinem Sohn: «Du wirst uns verlassen, um Ordensmann zu werden. Ich erlaube dir gerne zu gehen, aber nur unter einer Bedingung: Wenn Du Priester werden willst, so wünsche ich, dass du ein heiliger Priester wirst.»
Maß halten
Bei seinem ersten Einsatz in der Stadt Valparaiso war Pater Mateo über die geistliche Verarmung des Volkes tief betroffen. So eröffnete er ein Sozialzentrum, in dem junge Leute nach ihrem Schulabschluss ihre christliche und staatsbürgerliche Bildung vervollkommnen und somit zu Keimzellen einer geistlich erneuerten Gesellschaft werden konnten. Damals setzten viele Leute auf politische Mittel zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme. Pater Mateo hingegen begriff, dass das Übel, welches an der Gesellschaft zehrte, der Laizismus war, «d.h. der absolute und vollkommene Ausschluss Gottes und des natürlichen Sittengesetzes aus allen Bereichen des menschlichen Lebens» (Johannes-Paul II., 23. Februar 2002). «So ist der Laizismus diametral entgegengesetzt der Herrschaft Christi, aus der nicht nur das Glück des Einzelnen, sondern auch die Harmonie des öffentlichen Lebens selbst entspringt» (Benedikt XVI., Eröffnungsrede anlässlich der Versammlung des CELAM, 13. Mai 2007). Pater Mateo nahm sich vor, dieses Übel durch die Errichtung einer Rechtsschule an der Wurzel zu packen, in der der Ausbildung die Grundsätze des Sittengesetzes und des christlichen Gewissens zugrundegelegt würden.
«Was ist das Wirkliche?»
1906 wurde die Stadt Valparaiso von einem heftigen Erdbeben in Schutt und Asche gelegt. Pater Mateo kümmerte sich Tag und Nacht um die unzähligen Einwohner, die ihr Haus verloren hatten. Seine Gesundheit litt unter der Erschütterung: Er war so erschöpft, dass die Ärzte ihm für ein Jahr jegliche Arbeit verboten. Sein Superior beschloss daraufhin, ihn nach Europa zu schicken; die Reise markierte einen Wendepunkt in seinem Leben. Im Juni 1907 wurde er vom heiligen Papst Pius X. in Privataudienz empfangen. Zu Füßen des Heiligen Vaters legte er diesem seinen Plan vor, der ihm so am Herzen lag, und bat um die Erlaubnis, die Welt durch die Weihe von Familien für das Heiligste Herz Jesu zu erobern. Der heilige Papst hörte ihn an und antwortete: «Nein, mein Sohn. Ich erlaube Ihnen nicht nur, ich befehle Ihnen, Ihr Leben diesem Werk des Heils zu weihen.»
Die Herz-Jesu-Thronerhebung
Zu den Früchten dieser Frömmigkeit zählte die Bekehrung von Admiral Latorre, dem Nationalhelden Chiles nach einem Seesieg über Peru. Dieser Mensch war nicht gläubig. Eines Tages sprach er persönlich bei ihm vor: «Admiral, ich komme heute, um Ihnen die Absolution zu erteilen.» «Das ist demnach eine Kriegserklärung im Namen des Himmels», erwiderte der Admiral lachend. «Ja, Admiral, im Namen des Himmels», antwortete der Pater. Dann wandte er sich dem Bild des Heiligsten Herzens zu und fuhr fort: «Sehen Sie sich dieses in Ihrem Haus inthronisierte Bildnis an. Es ist Ihr König und mein König, der höchste Gesetzgeber für die Mächtigen und die Schwachen, für Admiräle und Matrosen. Er ist der König Ihrer Frau; alle, die in diesem Hause wohnen, beten ihn auf Knien an, sie leben ihren Glauben und achten seine Gesetze; alle, nur Sie nicht. Im Namen des Heiligsten Herzens Jesu, der Sie liebt und mich hierher geschickt hat, um Ihnen seine Barmherzigkeit anzubieten, ergeben Sie sich seinem Herzen.» Latorre, der nun nicht mehr lachte, bat um Bedenkzeit. Der Pater erwiderte: «Und wenn der Tod diese Nacht zu Ihnen kommt, werden Sie ihm auch sagen, er soll später wiederkommen, weil Sie noch Bedenkzeit brauchen? Jetzt, in diesem Moment, klopft aber nicht der Tod bei Ihnen an, sondern das Leben, Jesus selbst.» Der Admiral fiel auf die Knie und beichtete die Sünden seines Lebens. Ein Jahr später verhalf ihm Pater Mateo zu einem guten Tod.
1914 reiste Pater Mateo erneut nach Europa, um dort zu predigen und Sekretariate einzurichten. Das Werk wuchs weiter, die Schwierigkeiten ebenfalls; einige Bischöfe machten Einwände gegen den Ausdruck «Thronerhebung» geltend, der in ihren Augen gegen den Sprachgebrauch der Kirche verstieß und nicht hinreichend sanktioniert war. Am 6. April 1915 wurde Pater Mateo von Papst Benedikt XV. in Privataudienz empfangen. Dieser richtete dann am 27. April einen Anerkennungsbrief an ihn, in welchem er die «Thronerhebung» folgendermaßen definierte: «Die Aufstellung des Herz-Jesu-Bildnisses wie auf einem Thron an der vornehmsten Stelle des Hauses, damit die Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus in den katholischen Häusern sichtbar wird.» Das Wesentliche der Thronerhebung lässt sich nicht auf eine vorübergehende Weihe, ein Familienfest ohne Folgen reduzieren; Jesus soll dadurch wirklich auf einen Thron im Schoße der Familie gehoben werden, damit Er dort verbleibt als ihr König und die Familie sich jeden Tag um Seinen Thron versammelt, um Ihm ihre Anbetung und ihre Liebe darzubringen.
Die Familie im Lichte des Glaubens
In seinem Brief an Pater Mateo machte Papst Benedikt XV. drei Wunden aus, die die Familie zerstören: «Die Scheidung, die ihre Stabilität erschüttert, das staatliche Bildungsmonopol, das die Autorität der Eltern untergräbt, und die Vergnügungssucht, die oft der Befolgung des Naturgesetzes entgegensteht.» Die Thronerhebung biete gegen diese Übel zwei Heilmittel auf: einen leuchtenden Glauben und eine wirkende Liebe. Die Thronerhebung, fuhr Benedikt XV. fort, «verbreitet vor allem christlichen Geist, indem sie das Reich und die Liebe Jesu Christi in jedem Heim verankert. Wenn Sie das tun, gehorchen Sie nur unserem Herrn, der versprach, seinen Segen auf all die Häuser herabregnen zu lassen, in denen das Bildnis seines Heiligsten Herzens aufgestellt und andächtig verehrt wird. Und da die Nachfolge Christi nicht darin besteht, von einem oberflächlichen religiösen Gefühl bewegt zu sein, das schwache und zarte Seelen zwar rühren mag, das Laster aber unberührt lässt, ist es unerlässlich, Christus, seine Lehre, sein Leben, seine Passion und seine Verherrlichung zu kennen. Christus nachfolgen, heißt, von einem lebendigen und festen Glauben durchdrungen zu sein, der nicht nur Geist und Herz anspricht, sondern auch unser Verhalten leitet und lenkt « Nichts entspricht den Bedürfnissen unserer Zeit besser» (ibid.). Benedikt XVI. sagt ganz im Sinne seines Vorgängers: «Die Familie war und ist die Schule des Glaubens, Übungsplatz menschlicher und ziviler Werte, das Zuhause, in dem das menschliche Leben geboren und hochherzig und verantwortungsvoll angenommen wird. Die Familie leidet heute zweifellos unter widrigen Verhältnissen, hervorgerufen vom Säkularismus und vom ethischen Relativismus, von den verschiedenen inneren und äußeren Migrantenströmen, von der Armut, von der sozialen Instabilität und von den gegen die Ehe gerichteten Zivilgesetzgebungen, die durch Förderung empfängnisverhütender Maßnahmen und der Abtreibung die Zukunft der Völker bedrohen» (13. Mai 2007).
Ein noch größeres Übel
Auf einer Predigtreise durch England im Jahre 1923 ermutigte Pater Mateo die katholischen Lehrer mit folgenden Worten: «Unser Herr hat Ihnen seine kostbarsten Schätze anvertraut; seien Sie nicht nur Lehrer, sondern auch Apostel, säen Sie Leben und Liebe. Viele Katholiken glauben, dass das Apostolat das Monopol der Priester ist. Sie sagen: Was kann ich schon tun, das ist nicht meine Aufgabe!' Aber Sie können das nicht sagen. Für Sie genügt es nicht, eifrige Katholiken zu sein; für Sie ist das Apostolat eine Pflicht, kein Luxus. Es ist Ihre Pflicht, die Seelen der Anderen zu retten, und dafür müssen Sie mehr als nur Lehrer sein. Sie müssen unserem Herrn helfen, Seelen für die Ewigkeit zu angeln. Die Feinde Christi kämpfen mit aller Kraft und opfern sich in jeder Weise, um die Seelen daran zu hindern, dass sie in den Himmel kommen « Die Feinde unseres göttlichen Königs sind oft eifriger als seine Freude.»
In diesen Jahren verfasste der Pater ein Buch über die drei Beleidigungen, die von den modernen Gesellschaften unserem Herrn zugefügt werden: die Autoritätskrise und das Chaos, das sie nach sich zieht, stellen einen Affront gegen die Autorität des Christkönigs dar; die Unmoral und insbesondere die Schamlosigkeit in der Kleidung beleidigen die Heiligkeit Christi; die Krise der Berufungen zum Priesteramt und zum Ordensleben mindert die Christus gebührende Ehre. In Belgien sagte Pater Mateo vor einer großen Menge von Frauen und jungen Mädchen: «Es gibt kein Christentum ohne Keuschheit. Es gibt keine Keuschheit ohne Bescheidenheit.»
Am 25. Januar 1935 bestieg er ein Schiff nach dem Fernen Osten. Auf dieser Reise erreichte ihn die Nachricht vom Tod seiner Mutter. Auf ihr Sterbebild notierte er folgende Worte, die sie einmal an ihn geschrieben hatte: «Wie gern würde ich dich sehen, bevor ich sterbe! Aber ich bringe diesen Wunsch gern zum Opfer dar, damit ich mit dir zusammen ein Apostel des Heiligen Herzens Jesu bin. Ja, predige, predige immer weiter, und deine Mutter wird die Saat ihres Priestersohnes mit ihren Tränen begießen.» Der Pater bereiste den Fernen Osten, hielt viele Vorträge und Einkehrtage, lud Priester, Ordensleute und Gläubige ein, zur Quelle des christlichen Lebens zurückzukehren: zur Liebe des Heiligsten Herzens Christi. Seine Losung namentlich an die Priester, die Apostel des Heiligsten Herzens werden sollten, lautete: «Qualis Missa, talis Sacerdos», ein Priester ist so viel wert wie seine Messe. Im gleichen Sinne sagte einmal Papst Johannes-Paul II.: «Ein Priester ist so viel wert wie sein eucharistisches Leben, vor allem seine Messe. Eine lieblose Messe - unfruchtbarer Priester; eine inbrünstige Messe - Priester, der Seelen gewinnt. Eucharistische Hingabe vernachlässigt und lieblos - Priester in Gefahr, sich zu verlieren» (16. Februar 1984).
«Sterben vor dem Sterben»
Bitten wir den Herzen Jesu nach dem Beispiel Pater Mateos, Er möge allen Familien die Gnade gewähren, durch das Gebet vereint zu bleiben, die Sakramente zu empfangen und sich gegenseitig zu stützen. So wird die ganze Welt endlich unter seinem so sanften Joch eine Zeit des Friedens erleben, die das Heil der Seelen fördert.