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30 de novembre de 2007 Hl. Andreas |
Iwene Tansi kam 1903 in einem kleinen nigerianischen Dorf zur Welt. Seine Eltern waren zwar Heiden, jedoch tief religiös. Iwene war noch ganz klein, als sein Vater starb. Bald danach wurde er auf den Namen Michel getauft. Schon im Kindesalter merkte Michel, dass er auf einem Auge blind war; dieses Gebrechen begleitete ihn sein Leben lang. Er arbeitete viel und war in der Schule sehr erfolgreich. Im letzten Schuljahr - er war gerade 16 Jahre alt fragte man ihn, ob er nicht als Lehrer an der Schule bleiben wolle. Er hätte sich anderswo niederlassen und eine besser bezahlte Stelle bekommen können, doch das Geld lockte ihn nicht, und so nahm er das Angebot an. 1922 kam Michels Mutter unter tragischen Umständen ums Leben, die ihn ganz aus der Bahn warfen. In ihrem Dorf hatte die Kindersterblichkeit ganz plötzlich zugenommen. Man bat den Zauberer, den Schuldigen für dieses Unheil durch Magie zu ermitteln. Er wies auf Michels Mutter und beschuldigte sie, sich auf Kosten der Kinder im Lande auf magische Weise selbst vor dem Tod zu schützen. Zur Strafe musste sie Gift trinken. Michels Schmerz war überwältigend, doch er war ihm ein Ansporn, seine drei Brüder zur Bekehrung zum Christentum zu bewegen. Sie konvertierten auch tatsächlich; seine Schwester wurde kurz vor ihrem Tode ebenfalls getauft.
Eine befreiende Offenheit
Der junge Priester wurde zunächst nach Nnewi entsandt, wo er Pfarrer Jean Anyogu unterstützen sollte. Beide waren oft unterwegs, um die Christen in abgelegenen Dörfern zu besuchen; es gab Hunderte von solchen Gläubigen, denen sie die Sakramente der Buße und der Eucharistie brachten. « Pater Tansi wusste, dass in jedem menschlichen Wesen etwas vom verlorenen Sohn steckt », sagte Papst Johannes-Paul II. bei dessen Seligsprechung in Nigeria. « Er wusste wohl, dass alle Menschen der Versuchung ausgesetzt sind, sich von Gott zu loszusagen, um ein unabhängiges und von Egoismus geprägtes Leben zu führen. Er wusste wohl, dass sie dann von der Leere der Illusion enttäuscht werden, die sie fasziniert hatte, und dass sie schließlich im Grunde ihres Herzens den Rückweg zum Haus ihres Vaters finden werden. Ich ermutige die Leute, ihre Sünden zu beichten und im Sakrament der Versöhnung die Vergebung Gottes zu empfangen. Ich bitte sie, sich gegenseitig zu vergeben, wie Gott uns vergibt, und das Geschenk der Versöhnung weiterzugeben ... Pater Tansi wollte dem Vater aus dem Gleichnis nacheifern: Er war immer verfügbar für alle, die nach Versöhnung strebten » (22. März 1998).
Zwei Jahre später, 1940 wurde Michel zum Gemeindepfarrer in Dunukofia ernannt. Er stellte die ganze Bandbreite seines praktischen Verstandes in den Dienst seiner priesterlichen Aufgabe. In seinem Kopf wimmelte es von vielerlei Projekten. Er war besorgt darüber, dass der Landessitte entsprechend nur wenige Mädchen als Jungfrauen heirateten. Um das zu ändern, ließ er Pensionate bauen, in denen diese eine wirklich christliche Erziehung sowie eine praktische Ausbildung erhielten, um gute Ehefrauen und Mütter zu werden. Das stieß bei zahlreichen jungen Männern, die ein Recht auf voreheliche Beziehungen zu haben glauben, auf Widerspruch. Pfarrer Tansi blieb standhaft, da er sich dessen bewusst war, dass « der Geschlechtsakt « ausschließlich in der Ehe stattfinden [darf]; außerhalb der Ehe ist er stets eine schwere Sünde und schließt vom Empfang der Heiligen Kommunion aus » (Katechismus der Katholischen Kirche, 2390).
Die Schönheit eines keuschen Lebens
Pfarrer Michel zog viele gutwillige Leute heran, die ihm bei seinen Bauvorhaben und verschiedenen Arbeiten halfen; er selbst arbeitete mit vollem Einsatz. Aufmerksam für die Bedürfnisse seiner Pfarrkinder, interessierte er sich für jeden Einzelnen von ihnen und nahm sich aller Probleme an, auf die er stieß. In erster Linie wollte er die Gläubigen näher an Gott heranführen. Er verbrachte viel Zeit mit Beten und kasteite sich häufig. Einmal begab sich ein junger Seminarist, der nach schweren Prüfungen versucht war, seine Berufung aufzugeben, in die Kirche und fand dort zu sehr vorgerückter Stunde Pfarrer Tansi in Gebet vertieft vor; der junge Mann war sehr betroffen und schöpfte aus diesem Beispiel die Kraft, den Weg zum Priesteramt weiterzugehen. Er wurde später Bischof.
Die Entdeckung eines anderen Weges
1949 wurde Pfarrer Tansi zum Gemeindepfarrer von Aguleri ernannt. In weniger als einem Jahr gelang es ihm, die finanziellen Probleme zu lösen, die er bei seiner Ankunft vorgefunden hatte. Zusammen mit seinem Vikar Clément missionierte er die Gemeindeglieder und führte ein ähnliches Leben wie in den Missionen zuvor. Seine Nächstenliebe ging so weit, dass er eines Tages ein an Cholera verstorbenes Pfarrkind, das niemand wegen der Ansteckungsgefahr anrühren mochte, eigenhändig beerdigte.
In dieser Zeit fasste Bischof Heery von Onitsha, der Diözese von Pfarrer Tansi, den Plan, in Nigeria das Ordensleben zu etablieren; er wollte entsprechende Kandidaten zur Ausbildung nach Europa schicken. Er schrieb mehrere Klöster an und bekam von der Mount St. Bernard's Abbey der Zisterzienser in England eine positive Antwort. Anfang 1950 besuchte er Aguleri und erfuhr, dass Pfarrer Michel und Pfarrer Clément gerne ins Kloster gingen. Trotz des Priestermangels in seiner Diözese räumte der Bischof der Etablierung des kontemplativen Lebens Priorität ein und entsandte zunächst Pfarrer Michel nach Mount St. Bernard. Dieser kam am 3. Juli 1950 dort an und wurde in eine Gemeinschaft von 71 Mönchen aufgenommen, von denen 30 Priester waren. Er erhielt den Namen Pater Cyprian. Die Mönche versammelten sich siebenmal am Tag in der Kirche, um Gottes Lob zu singen. Das erste Stundengebet in der Mount St.Bernard's Abbey war die Vigil um 2 Uhr 15. Der Rest des Tages wurde durch die verschiedenen Stundengebetszeiten um die feierliche Konventmesse herum gegliedert. Zwei weitere wichtige Aspekte des monastischen Lebens waren die geistliche Lektüre und die manuelle Arbeit. Letztere reichte von den groben Arbeiten auf dem Bauernhof bis hin zum Unterhalt des Klosters. Lektüre und Studium fanden in einer Trappistenabtei in einem Gemeinschaftssaal namens Scriptorium statt. Nachts schliefen die Mönche jeweils in einer in einem großen Schlafsaal abgetrennten Zelle. Die Mönche von Mount St.Bernard's Abbey aßen weder Fleisch noch Fisch. Tagsüber herrschte Schweigegebot.
Ein ungewohntes Klima
Pfarrer Clément kam bald zum Mount St. Bernard nach, um sich Pater Cyprian anzuschließen, und erhielt dort den Namen Pater Mark. Beide wollten eines Tages in ihre Heimat zurückkehren und dort das kontemplative Leben etablieren. Ihr Bischof fasste zusammen mit dem Pater Abt die Möglichkeit einer Gründung in Nigeria ins Auge, doch der Plan scheiterte. Die beiden Patres beschlossen daraufhin, mit ausdrücklicher Zustimmung ihres Bischofs am Mount St. Bernard zu bleiben; ihre ersten Gelübde legten sie dort am 8. Dezember 1953 ab. Danach wurden sie für drei Jahre in das Noviziat der Abtei aufgenommen, wo sie ihre Theologiekenntnisse vertieften.
Das Gemeinschaftsleben fiel Pater Cyprian nicht immer leicht. Er hatte einen Minderwertigkeitskomplex, den er nie ganz ablegen konnte. Acht Jahre lang arbeitete er in der Buchbinderei. Er musste vor allem die Bücher für das Chorgebet in einem guten Zustand erhalten: eine sich stets wiederholende und langweilige Arbeit, die darin bestand, Risse mit Tesafilm zu überkleben. Meistens ging er dieser Arbeit in einem winzigen kalten Raum über dem Treppenhaus nach. Der Mönch, der sein Werk kontrollieren sollte, beklagte sich mitunter über ihn und machte alles wieder rückgängig, was er für unsachgemäß hielt. Pater Cyprian fühlte sich von der barschen und rücksichtslosen Art dieses Ordensbruders verletzt; doch er bot all seine Schwierigkeiten bereitwillig Gott als Opfer dar.
« Schweiß und Mühsal, welche die Arbeit in der gegenwärtigen Heilssituation der Menschheit notwendigerweise mit sich bringt, bieten dem Christen und jedem Menschen, der zur Nachfolge Christi berufen ist, die Möglichkeit zur liebenden Teilnahme an jenem Werk, für das Christus gekommen ist. Dieses Heilswerk wurde durch Leid und Kreuzestod vollzogen. Indem der Mensch die Mühsal der Arbeit in Einheit mit dem für uns gekreuzigten Herrn erträgt, wirkt er mit dem Gottessohn an der Erlösung der Menschheit auf seine Weise mit. Er erweist sich als wahrer Jünger Christi, wenn auch er Tag für Tag bei der ihm aufgegebenen Tätigkeit sein Kreuz auf sich nimmt » (Johannes-Paul II., Enzyklika Laborem exercens, Nr. 27; 14. September 1981).
Ein Leben des Glaubens
Unser Glaubensgrund ist die Autorität Gottes, der sich offenbart und der weder sich noch uns täuschen kann. Dieser Glaube ist sicher, viel sicherer als jedes menschliche Wissen, weil er in Gottes Wort begründet ist, und Gott kann nicht lügen. Denn im Glauben gehen wir unseren Weg und nicht im Schauen (2 Kor 5,7), und jetzt schauen wir im Spiegel ein unklares Bild (1 Kor 13,12). Der Glaube wird durch Den, auf den er sich richtet, erhellt und doch oft im Verborgenen gelebt. Er kann auf die Probe gestellt werden. Die Welt, in der wir leben, scheint oft sehr weit davon entfernt zu sein, was uns der Glaube sagt; unsere Erfahrungen des Bösen, die Erfahrungen von Leid, Ungerechtigkeit und Tod scheinen der Frohen Botschaft zu widersprechen; sie können den Glauben erschüttern und für ihn zur Versuchung werden. Dann müssen wir uns den Glaubenszeugen zuwenden: Abraham, der gegen alle Hoffnung voll Hoffnung glaubte (Röm 4,18); der Gottesmutter Maria, die sogar in die Nacht des Glaubens eintauchte, indem sie am Leiden ihres Sohnes und an der Finsternis seines Grabes Anteil nahm (vgl. Katechismus 156-157; 164-165).
Pater Cyprians Herz bleibt stets seinem Heimatland verbunden, aus dem ihn zahlreiche Briefe erreichten. Mit vor Freude leuchtendem Gesicht begrüßte er alle Besucher aus Afrika, besonders die, die aus Nigeria kamen. Im Juli 1961 tauchte erneut die Frage nach einer eventuellen Neugründung auf. Bei den Versammlungen der Ordensgemeinschaft wurden viele Diskussionen darüber geführt, ob und wo dieses Projekt realisiert werden solle. Der ehemalige Bischof der Patres Cyprian und Mark reiste an und legte der Gemeinschaft eine mögliche Gründung im Osten Nigerias nahe. Pater Cyprian meldete sich bei den Diskussionen lieber nicht zu Wort, obwohl das Projekt ihm sehr am Herzen lag. Er stellte alles Gott anheim und begnügte sich mit inbrünstigem Gebet. Schließlich konnte der Vorschlag des Bischofs fast alle Stimmen auf sich vereinen, und man begann mit den Vorbereitungen auf die Gründung.
Im Januar 1962 wurde bei Pater Cyprian ein Tumor am Hals entdeckt; er wurde unverzüglich operiert. Es hielt ihn nicht davon ab, sich im Garten nützlich zu machen. Er ging den Mühen des Unkrautjätens oder des Rodens nicht aus dem Weg, sondern hatte sogar eine besondere Vorliebe dafür. Am 19. Dezember 1962 wurde im Kloster ein Fest zum silbernen Priesterjubiläum von Pater Cyprian organisiert.
Afrika oder der Himmel?
Bei der Seligsprechung von Pater Tansi am 22. März 1998 sagte Papst Johannes-Paul II. über ihn: « Er war vor allem ein Mann Gottes: Die langen Stunden, die er vor dem Allerheiligsten Sakrament verbrachte, erfüllten sein Herz mit einer selbstlosen und mutigen Liebe. Alle, die ihn kannten, bezeugen seine große Liebe zu Gott. Alle, die ihm begegneten, waren erstaunt über seine persönliche Güte. Er war auch ein Mann des Volkes: Er hatte immer die anderen vor sich selbst gesetzt und richtete sein Augenmerk besonders auf die pastoralen Bedürfnisse der Familien. Er tat alles, was in seiner Macht stand, damit Brautleute auf das Sakrament der Ehe gut vorbereitet wurden, und pries die Bedeutung der Keuschheit. Er bemühte sich in vielfacher Weise um die Würde der Frauen. Die Erziehung der Jugend hielt er für eine besonders kostbare Sache. »
Bitten wir den seligen Pater Michel Tansi, er möge auf den Wegen des inneren Lebens und des Apostolats unser Führer sein.