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2 de gener de 2001 Hl. Basilius d. Gr. und Gregor v. Nazianz |
Franz Marto wurde am 11. Juni 1908, seine Schwester Jacinthe am 10. März 1910 geboren. Ihre Cousine Lucie, die zusammen mit ihnen später die Seligste Jungfrau sehen sollte, wurde am 22. März 1907 geboren. Alle drei stammten aus einem Dörfchen namens Aljustrel in der Nähe von Fatima inmitten von Portugal. Im Heim der Familie Marto atmete man christlichen Geist, der auf einer festen natürlichen Ehrlichkeit gründete. Die Wahrheitsliebe man darf nicht lügen war eine sorgsam beachtete Grundregel. Die Liebe zur Reinheit war ein weiterer Zug, der die Familie auszeichnete: Die Zerstreuungen, die Worte, das Verhalten, alles war ehrlich, taktvoll und rein. Christliche Frömmigkeit und Gebet, der Besuch der sonntäglichen Messe und der Empfang der Sakramente waren zur Gewohnheit geworden.
Die Bauern von Aljustrel lebten ärmlich von den Erträgen ihrer steinigen Äcker und von ihren Schafen. Lucie, Franz und Jacinthe pflegten ihre Herden zusammenzuführen, um sie gemeinsam weiden zu lassen, und sie spielten Spiele, die ihre Wachsamkeit nicht beeinträchtigten. 1916 erschien ihnen an einem Frühlingstag ein Engel; er beugte die Stirn bis zum Boden und sagte dreimal: «Mein Gott, ich glaube, bete, hoffe und ich liebe Dich! Ich bitte Dich um Vergebung für die, die nicht glauben, die nicht anbeten, nicht hoffen und die Dich nicht lieben!» Bei einer zweiten Erscheinung im Sommer empfahl ihnen der Engel, Gott «Gebete und Opfer» darzubringen. Er kehrte im September wieder und hielt einen Kelch mit einer Hostie darüber, aus der Blutstropfen flossen. Der Engel kniete mit den Kindern nieder und ließ sie dreimal wiederholen: «Allerheiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ich bete dich zutiefst an und ich bringe dir den kostbarsten Leib, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus-Christus dar, der in allen Tabernakeln der Welt gegenwärtig ist, zur Wiedergutmachung der Schmähungen, durch die Er selbst verletzt worden ist. Durch die unendlichen Verdienste seines Heiligsten Herzens und durch die Fürsprache des unbefleckten Herzens Mariä bitte ich dich um die Bekehrung der armen Sünder.»
Am 13. Mai 1917 führten Lucie, Franz und Jacinthe ihre Schafe an einen Platz namens Cova da Iria. Es war Mittagszeit, und der Himmel war klar. Plötzlich zuckte ein Blitz durch die Luft. Da die Kinder glaubten, es zöge ein Gewitter auf, drängten sie ihre Herde zum Talgrund hin. Dort stand plötzlich ein junges Mädchen von außerordentlicher Schönheit vor ihnen, ganz von Licht umhüllt, bekleidet mit einem langen weißen Gewand und einem Schleier, der ihm bis zu den Füßen hinabreichte; seine Füße ruhten auf einer leichten Wolke, die eine kleine grüne Eiche streifte. Die junge Frau schien etwa achtzehn Jahre alt zu sein. Lucie fragte sie: «Von welchem Ort kommen Sie, Madame? Ich komme vom Himmel. Und was wünschen Sie von uns? Ich komme, um euch zu bitten, euch sechsmal hintereinander am 13. jeden Monats zur selben Stunde hier einzufinden. Danach werde ich euch sagen, wer ich bin und was ich von euch wünsche. Sie kommen vom Himmel! Und ich, werde auch ich in den Himmel kommen? Ja, du wirst. Und Jacinthe? Auch. Und Franz? Er wird auch dorthin kommen; er soll auch den Rosenkranz beten.»
Wer lässt uns noch Gutes schauen? (Ps 4,7)
Nachdem sie die Kinder durch das unschätzbare Versprechen des Himmels gestärkt hatte, führte die Dame sie in das Geheimnis der Erlösung ein und bat sie mit ausgesuchtem Zartgefühl, sich damit zu verbünden: «Wollt ihr euch Gott anbieten, Opfer zu bringen und alle Leiden gern auf euch zu nehmen, die Er euch zur Wiedergutmachung der Sünden schicken will, die seine göttliche Majestät beleidigen? Wollt ihr leiden, um die Bekehrung der Sünder zu erreichen, um die Gotteslästerungen aus der Welt zu schaffen sowie alle Beleidigungen gegen das unbefleckte Herz Mariä? Ja, wir wollen es!», antwortete Lucie. «Ihr werdet viel zu leiden haben, doch die Gnade Gottes wird euch beistehen und euch immer unterstützen.» Beim Sprechen öffnete die Erscheinung die Hände, und diese Geste breitete ein Bündel geheimnisvollen Lichts über die Sehenden aus, das bis in ihre Seelen drang und sie sich selbst in Gott sehen ließ.
Zunächst Jesus trösten
Die Wirkung der Erscheinungen auf Jacinthe zeigte sich vor allem nach dem 13. Juli. An diesem Tag zeigte die Gottesmutter den drei Kindern die Hölle. Lucie schrieb später: «Sie ließ uns ein Meer von Feuer sehen, und in dieses Feuer getaucht die Dämonen und die Seelen wie schwarze und durchsichtige Glutpartikel, inmitten von Schreien und Stöhnen aus Schmerz und Verzweiflung, die einen entsetzten und vor Schreck erzittern ließen.» Die Seligste Jungfrau bat um die Geheimhaltung dieser Vision. Erst 1941 gab sie Lucie die Erlaubnis, sie zu offenbaren. Jacinthe war so beeindruckt, dass sie nachhaltig davon geprägt wurde. Sie setzte sich oft auf den Boden oder auf einen Stein und sagte ganz versonnen: «Oh, die Hölle! Wie leid mir die Seelen tun, die in die Hölle kommen!» Doch sie verharrte nicht in einem unfruchtbaren Leiden, sondern, von einer sehr hohen Stufe der Nächstenliebe bewegt, betete und opferte sie sich heldenhaft für die, die Gefahr liefen, verdammt zu werden.
Eine schmerzliche Wirklichkeit
Vor den Ereignissen in Aljustrel hatten sich in Portugal die Verfechter einer antiklerikalen Politik zu Wort gemeldet. Der Verwalter des Bezirks um Vila Nova de Ourém, dem auch das Dorf unterstellt war, war ein geradezu fanatischer Kirchengegner. Am 13. August begab er sich nach Fatima und nahm durch eine List die drei Kinder mit nach Ourém. Die kleinen Seher waren bestürzt, die Verabredung mit der Gottesmutter zu versäumen. Sie brachten dieses große Opfer unserem Herrn dar. Zu den Erscheinungen befragt, erzählten sie, was sie gesehen hatten, doch sie blieben dem Geheimnis treu. Man versprach ihnen Goldstücke: Nichts konnte sie erschüttern. Zuletzt führte sie der Verwalter ins Gefängnis und sagte zu ihnen: «Wenn ihr zu lange zögert mit dem Sprechen, wird man euch in Öl braten.» Als er sie am Abend immer noch unerschüttert fand, ließ er einen Bottich voller Öl vorbereiten. Dann wandte er sich an Jacinthe: «Sag das Geheimnis, das du angeblich empfangen hast. Ich kann nicht. Du kannst nicht?... Na gut, dann werde ich zusehen, dass du kannst!...» Ein Gendarm nahm Jacinthe mit. Nach einigen Minuten wandte sich der Verwalter an Franz: «Deine Schwester ist schon gebraten!... Nun zu dir!... Sag mir dein Geheimnis. Ich kann es niemandem sagen.» Da wurde er genauso abgeführt. Nun kam Lucie an die Reihe. In Wirklichkeit war alles nur inszeniert; doch Lucie gestand später: «Ich glaubte, dass das echt war und dass ich sterben würde. Doch ich hatte keine Angst und empfahl mich der Seligsten Jungfrau.» Ein solcher Mut bei Kindern zeigt ein übernatürliches Eingreifen Gottes, der ihnen die Gabe der Kraft verlieh.
Am 13. September bekräftigte Maria ihr Versprechen, am 13. Oktober würde sich ein großes Wunder ereignen. An diesem Tage gab die Dame ihren Namen preis: «Ich bin unsere Liebe Frau vom Rosenkranz. Ich wünsche, dass hier eine Kapelle mir zu Ehren errichtet und dass an allen Tagen der Rosenkranz weitergebetet wird.» Die anwesende Menschenmenge wurde auf 50000 Personen geschätzt. Am Ende der Erscheinung begann die Sonne zu tanzen und alle Arten von Farben auszusprühen, dann schien sie ruckartig im Zickzack auf die Menge zu stürzen und kehrte schließlich an ihren Platz zurück: ein Wunder zur Beglaubigung der Erscheinungen. An den folgenden Tagen wurden die Kleinen mit unendlichen Befragungen seitens aller möglichen Personen bestürmt. Den Empfehlungen der Gottesmutter folgend boten sie ihre Leiden Gott dar. Um die Sünder zu retten, verlangte es sie unersättlich nach Opfern.
«Welch schönes Licht!»
Auch Jacinthe wurde von der Epidemie erfasst. Aus dem schmollenden, empfindlichen und nach Spielen und Tänzen ganz verrückten kleinen Mädchen war angesichts des Leidens ein geduldiges, starkes und sogar zähes Kind geworden. Doch Jacinthe wurde nicht trübselig. Wenn sie die Schafe antrieb oder Blumen pflückte, sang sie zu improvisierten Melodien: «Süßes Herz Mariä, sei mein Heil! Unbeflecktes Herz Mariä, bekehre die Sünder, bewahre ihre Seelen vor der Hölle.» Ihre Liebe zum Papst war ohnegleichen. Bei der Erscheinung am 13. Juli 1917 hatte die Seligste Jungfrau gesagt: «Der Heilige Vater wird viel zu leiden haben.» Ein bisschen später wurden Jacinthe zwei besondere Offenbarungen zuteil. Eines Tages sagte sie zu Lucie: «Ich habe den Heiligen Vater gesehen, in einem sehr großen Haus, auf Knien vor einem Tisch, den Kopf in den Händen, und er weinte. Draußen waren viele Leute. Die einen warfen Steine auf ihn, die anderen beschimpften ihn und sagten böse Worte zu ihm. Der arme Heilige Vater! Wir müssen viel für ihn beten!» Ein anderes Mal sah sie den Papst im Gebet mit einer Menge vor dem unbefleckten Herzen Mariä. Diese Offenbarungen flößten Jacinthe in ihren Gebeten für den Heiligen Vater eine liebevolle Inbrunst ein. Papst Johannes-Paul II., der sich bewusst ist, dass er selbst davon profitiert hat, drückte seine Dankbarkeit Jacinthe gegenüber in der Predigt der Seligsprechungsmesse aus: «Ich möchte einmal mehr die Güte des Herrn mir gegenüber preisen, als ich am 13. Mai 1981 schwer angeschlagen vom Tode gerettet wurde. Ich spreche auch meinen Dank an die selige Jacinthe aus für ihre Opfer und Gebete zugunsten des Heiligen Vaters, den sie soviel hatte leiden sehen.»
«Es ist so gut, mit Ihm zu sein!»
Sie wurde ins Krankenhaus von Ourém gebracht. Die Trennung von Lucie kostete sie mehr als alles, denn ihre Cousine allein war in der Lage, sie zu verstehen. An ihrer linken Flanke brach eine Fistel auf. «Sag niemandem, dass die Wunde wehtut», sagte sie zu Lucie, die sie besuchen kam; «sag Jesus im Tabernakel, dass ich Ihn sehr liebe.» Eines Tages berichtete sie Lucie: «Die Heilige Jungfrau hat mir angekündigt, dass ich nach Lissabon kommen werde in ein anderes Krankenhaus. Ich werde dich nie wiedersehen, auch meine Eltern nicht. Nachdem ich so viel gelitten habe, werde ich allein sterben.» Diese Aussicht bereitete ihr viel Pein: «Mach dir nichts daraus», sagte Lucie, «wenn dich dann die Heilige Jungfrau holt! Ja, das stimmt. Aber es gibt Momente, in denen ich vergesse, dass Sie kommen wird, um mich mitzunehmen.»
Jacinthe wurde nach Lissabon verlegt für einen chirurgischen Eingriff, der umso schmerzhafter wurde, als die Schwäche der Kranken keine Vollnarkose gestattete. Nach der Operation litt das Kind schreckliche Qualen beim Verbinden. Die Allerseligste Jungfrau kam sie besuchen und nahm ihr alle Schmerzen. Das Antlitz Marias war recht traurig: «Die Sünden, die die größte Anzahl von Seelen ins Verderben führen, sind fleischliche Sünden», vertraute sie ihrer Vertrauten an. «Man muss verzichten, nicht in der Sünde verharren, wie man es bisher getan hat. Es ist unverzichtbar, große Buße zu leisten.» Einige Tage nach der Operation kam es zu Komplikationen. Am Abend des 20. Februar 1920 beichtete Jacinthe; am selben Abend kurz später entschlief sie sanft.
Noch einige Zeit...
Bei dieser Gelegenheit mahnte der Papst: «Gott will das Verderben keines Menschen; aus diesem Grunde hat er vor zweitausend Jahren seinen Sohn auf die Erde gesandt, um zu suchen und zu retten, was verloren war (Lk 19,10). Er hat uns durch seinen Tod am Kreuze gerettet. Niemand möge dieses Kreuz vergeblich machen!... In ihrer mütterlichen Fürsorge ist die Allerseligste Jungfrau hier nach Fatima gekommen, um die Menschen zu bitten, ,Gott, unseren Herrn, der schon sehr verletzt ist, nicht weiter zu beleidigen'. Es ist der Schmerz einer Mutter, der sie zum Sprechen zwingt; das Schicksal ihrer Kinder steht auf dem Spiel. Deswegen fordert sie die Hirtenkinder auf: ,Betet, betet viel und bringt Opfer für die Sünder; so viele Seelen enden in der Hölle, weil niemand für sie betet und sich für sie opfert'.»
Dieser Appell unserer Lieben Frau richtet sich an jeden von uns. Am 20. April 1943 machte Lucie dem Bischof von Leiria deutlich, welche Bußwerke Gott von seinen Kindern erwartet: «Den lieben Gott schmerzt es, eine so kleine Anzahl von Seelen im Zustand der Gnade zu sehen und bereit für die notwendigen Entsagungen, um sein Gesetz zu befolgen. Und genau das ist die Buße, die er jetzt fordert, das Opfer, das jeder auf sich nehmen muss, um ein gerechtes Leben in Einklang mit seinem Gesetz zu führen.» Gott will als Kasteiung, sagt die Botschaft, «nur die einfache und ehrliche Erfüllung der täglichen Pflichten und die Hinnahme von Schmerz und Ärger; und Er wünscht, dass man diesen Weg den Menschen klar aufzeigt, denn viele bilden sich ein, dass Buße große Entsagungen beinhaltet, und da sie weder die Kraft, noch die Hochherzigkeit haben, sich dazu durchzuringen, verlieren sie den Mut und fallen einem Leben der Gleichgültigkeit und der Sünde anheim.»
Mit der Unterstützung der Gnade kann jeder dieses ganz einfache Programm der Buße durch die tägliche Erfüllung seiner Standespflicht beginnen, wenn er aus dem Beten und Betrachten des Rosenkranzes Kraft schöpft. Darum beten wir für Sie zum unbefleckten Herzen Mariä und zum heiligen Josef.
Wir wünschen Ihnen von Herzen ein gutes und gesegnetes Jahr 2001.